Thema:
Re:Das Narrativ der Bösewichte flat
Autor: token
Datum:23.05.19 20:54
Antwort auf:Re:Das Narrativ der Bösewichte von Knight

>>>Es ist einfach traurig wie respektlos die zwei mit dem Vermächtnis und den Figuren umgesprungen sind nur um möglichst schnell mit dem Thema durch zu sein. Unnötig und traurig.
>>
>>Es ist einfach unnötig und traurig wie ein Fandom sich mittlerweile zum Kredo gemacht hat, die kreativ Verantwortlichen für Produktionen mit denen man unzufrieden ist als Privatpersonen ins Visier zu nehmen und ihnen irgendeine krude Villain-Rolle anzudichten.
>
>die macher haben damit sehr gutes und sehr viel geld verdient


Breaking News. Menschen verdienen mit ihrer Arbeit Geld.
Das soll genau was legitimieren?

>das einzige was die fans haben ist das finale produkt und als kunde darf man erwarten, dass von seiten der kreativen der nötige respekt ihnen und diesem entgegengebracht wird. und das ist hier OFFENSICHTLICH nicht mehr passiert. das ist nicht an den haaren herbeigezogen und die wut darüber auch nicht übertrieben.
>

Wut? Vielleicht sogar ein bisserl Hass?
Wie wäre es mit Enttäuschung?
Aber darum geht es nicht. Sehr viele Leute üben Kritik an der achten Staffel. Das ist nicht der Punkt. Jeder Kreative muss, ob er will oder nicht, Meinungen über sein Werk aushalten, wenn er es publik macht. So ist das halt, und es kann darauf hinaus laufen, dass dann die Mehrheit sagt, ist scheiße.
Ist kein Vergnügen aber gehört halt dazu.

Was man nicht aushalten muss ist dass man als Kreativer von einem Millionenmob als Person ins Visier genommen wird.
Und worum es mir geht ist, warum funktioniert das?
Was ich letztes WE erlebt habe. Ein Geburtstag wo ich bestimmte Leute eben nur dort antreffe. Da ist jemand, mit dem vor paar Jahren über GoT gezubbelt. Der wusste da noch nicht mal dass das auf Büchern basiert.
An besagtem WE gehe ich an so einer Runde vorbei und dieser jemand spricht dann auf einmal namentlich von den showrunnern und dass diese kein Bock gehabt hätten und sich verpisst hätten und drauf geschissen hätten und nun lieber Star Wars machen und den Rachen nicht voll kriegen.  
Ich musste mich erst vergewissern dass er nicht Posts aus dem Forum vorliest.

Was mich da überrascht hat, in was für unerwartete Winkel sich so ein Bullshit-Bingo repliziert. Vor paar Jahren hätte dieser jemand einfach über die Inhalte gejammert. Was normal wäre. Nicht normal ist, diese Story zu erzählen.
Und das ist eben der Punkt, es ist eine Story.

Wenn du Hass fahren willst, der sich gegen eine Person richtet, dann brauchst du eine Person die auch hassenswert ist. Jemand der an seinen Ambitionen scheitert ist dafür nicht geeignet. Also braucht es eine Geschichte mit einem Antagonisten. Ein zusammenkehren von Indizien und Mutmaßungen und freien Erfindungen die etwas zeichnen. Jemand der ignorant, selbstherrlich, egoistisch, am besten auch bösartig ist. Nur so ist es möglich, dass man es schafft sich in so einem veritablen Blödsinn gekoppelt mit Asozialität nicht instant selbst entlarven kann.

Was an diesem Quatsch der Vorwurfskonstruktionen ist denn haltbar. GoT war ihr Baby, wenn man ein Baby hat, dann hängt da in der Regel auch Herzblut drin.
Weiter, die Probleme der Serie haben sich zunehmend aufgebaut, es war ein qualitativ zunehmender Bruch erkennbar der recht zielsicher auf einen nachvollziehbaren Grund getraced werden kann, nämlich dem Übergang wo die Writer von der Adaption zunehmend Richtung Kreation umschwenken mussten. Notgedrungen, weil die Vorlage fehlte. Das sind zwei komplett unterschiedliche Übungen etwas was da ist in ein anderes Format zu übertragen, oder so ein Format ohne klare Vorlage selbst gestalten zu müssen.

Was sind denn die Vorwürfe dieses Narrativs? Zu wenige Folgen, sie hätten eine normale Staffel machen können und hatten kein Bock! Tatsächlich? Es sind weniger Folgen, aber eben auch höhere Laufzeiten der Folgen. Das ist einfach nicht haltbar. Sie wollen schnell weg, haben kein Bock, alles muss rasch rasch gehen, drauf geschissen! Ach ja? Und warum haben wir so lange auf die Staffel gewartet wenn sie doch nur hingeschludert wurde.

Was man an Season 8 erkennt, ist eine Idee. Nehmen wir mal all die Ungereimtheiten bei Seite, was bleibt über? So in einer MGMT-Summary?
Nicht eine sondern gleich zwei epische absurd teuer produzierte Schlachten. Charaktere die allesamt irgendeine Form von Redemption erfahren. Ein versöhnliches Ende mit bitteren Noten.
Rein auf so einer Skizze basierend, ohne das finale Produkt zu kennen, hätte doch jeder Fan gesagt, DO WANT! Wie hört sich das denn an? Alles was an GoT zu diesen Geilheitsausschlägen führt die dich schütteln im Konzentrat. Schlag auf Schlag. Krasse Scheiße reiht sich an krasse Scheiße! Bombast, Turnarounds, die Erfüllung von Sehnsüchten im Stakkato. Klingt nicht ungeil. Im Gegenteil.

Aber es hat für sehr viele nicht funktioniert. Man merkt, wie wichtig ist der build up, wie wichtig ist es dass Dinge auch sacken können, sich entwickeln, man diesen Details die Impulse geben die sich aufschaukeln und im Clusterfuck münden münden auch folgen kann. GoT ist eine Weinwanderung und kein Eimersaufen gewesen.

Und dennoch, hätte man das wissen müssen dass das so nicht gut aufgeht? Jeder redet doch über die Schlüsselmomente und nicht darüber wie es zu diesen kam. Warum also kein finale furioso wo du solche Schlüsselmomente um die Ohren gehauen bekommst, als gäbe es kein Morgen mehr. Als ob solche Leute sich explizit vorgenommen hätten mit dem Abschluss NICHT den geilsten Scheiß seit der Erfindung der Klobrille abzuliefern. Himmel, das anzunehmen das hier eine Art Sabotageakt und Faulheit und Dummheit und Fahnenflucht die Motivatoren sind, ist so zum Himmel schreiender Irrsinn, da wird einem schwindelig.

Und wenn es Rauschen im Walde wäre, wayne ey. Aber von dieser Dummscheiße solcher Narrative in allen denkbaren Derivaten ist nichts mehr sicher. Nicht mal mehr dieses Forum am Arsch des Internets, wo erwachsene Menschen nicht mehr in der Lage sind einfache Differenzen auszutragen ohne dass es in einer shitshow mündet bei der man sich persönlich ins Visier nimmt und das bis zum Sanktnimmerleinstag nachkarrt. Die Welt ist verrückt geworden. Die Idee des Internets war alles miteinander zu verbinden. Auch Menschen miteinander zu verbinden in einem noch nicht da gewesenem Scope. Und es verkehrt sich ins absolute Gegenteil einer nie dagewesenen Spaltung in allen Bereichen. Und es ist einfach nur bekloppt in welch affigem Format das zu einem Wettbewerb der Entblödung wird. Als müsse man sich in sowas überbieten.

Und das macht niemand für uns weg. Da kann jeder bei sich selbst anfangen. Es sei denn er findet das total geil. Und, fandest du es geil wenn du gegen Werke gerantet hast als Person ins Visier genommen wurdest? Wenn nicht, warum zum Teufel bläst du hier so voller Elan in dieses Horn, mit dem Genderblödsinn und einer dahinter stehenden Verschwörung, mit Angriffen gegen Kreative statt beim Werk zu bleiben.

Was genau muss man in so einer Gangart rechtfertigen?
>spinner gibts überall. damit darf berechtigte und harsche kritik nicht relativiert werden.
>

Harsche Kritik? Woran? Das sind fiktive Feindbilder, schmeiß das mal nicht in einen Topf mit Kritik an der Staffel, showrunner sind nicht das kreative Produkt das du geschaut hast.

>da haben wir in letzter zeit schon weit schlimmere bewegungen erlebt wo tatsächlich menschen zu schaden gekommen sind.
>hier gehts um leidenschaftliche fans die auch nicht schlimmer sind als die fans in fussballkurven.


Rechtfertigen, relativieren, weiter, immer weiter.
Nein, wir haben hier tatsächlich nichts was für sich etwas total schlimmes wäre über das man sich in den Schlaf weinen müsste. Aber es ist durchaus eine Facette eines Phänomens das sich eben nicht nur auf den Entertainmentsektor reduziert, sondern jedes denkbare Thema in das Menschen Leidenschaft stecken nach ähnlichen Prinzipien zu einer bekloppten shitshow wandelt, und da braucht echt niemand stolz drauf sein in solche Boote zu steigen und fleißig mitzurudern. Road to Nowhere.


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