Thema:
Re:Iron Fleet *Spoiler* flat
Autor: Kilian
Datum:09.05.19 17:02
Antwort auf:Re:Iron Fleet *Spoiler* von suicuique

>Wenn Du das jetzt schon unter "durcheinander bringen" einsortierst, dann finde ich das arg kleinlich.

X1 Two: Der hat doch gerade erst in einem Interview gesagt, dass die Serie sehr viel näher an seiner Vision ist als viele das vermuten 97 Prozent der Adaptionen anderer Bücher.

GRRM: "Sie ist weit näher an meiner Vision als 97 Prozent der Adaptionen anderer Bücher. Aber sie ist nicht vollkommen der Vorlage treu."

Dabei ging es um den Umgang mit der Buchvorlage grundsätzlich, nicht um das Ende.

Was GRRM aber auch gesagt hat: "Ich glaube nicht, dass ihr Ende so anders wird als meines, wir haben darüber geredet. Aber es wird vielleicht bei einigen Nebenfiguren große Unterschiede geben."

"Ich glaube"! Offensichtlich kennt er das tatsächliche Ende der Serie noch gar nicht...

X1 Two: Die Unterschiede zu "seinem" Ende betreffen eher die einzelnen Charaktere, weil die Serie da viel gekürzt hat bzw. Charaktere zusammengefasst hat.

Die Figuren werden seit Tag 1 der Serie gekürzt oder zusammengefasst; das hat nichts mit dem Ende der Serie zu tun.

X1 Two: Und weil die Serie Charaktere in den Vordergrund stellt, weil deren Schauspieler Fanlieblinge sind.

Das wiederrum ist erst seit Fehlen der Buchvorlage so (d.h. Staffel 6) bzw. seit dem Zeitpunkt, in dem die Showrunner die Serie ohne den dichten Handlungsrahmen der Bücher weiterstricken mussten und wohl seitdem auch meinen, bei der weiteren Entwicklung einzelner Figuren mitschnabeln zu dürfen. So hat sich GRRM dazu geäußert:

"Man hat diese überflüssigen Komplikationen, wie wenn das Studio ankommt und bestimmte Dinge will, die gar nicht zur Figur passen, sondern nur damit zu tun haben, dass diese Figur bei den Zuschauern sehr beliebt ist. (...) Es kann sehr traumatisch werden. Wenn ihre kreative Vision und deine nicht zusammenpassen - die berühmten kreativen Meinungsverschiedenheiten - dann führt das zu einer Menge Streit."

X1 Two: Das Problem der Serie ist halt, dass sie jetzt von der selbst gebauten Fananbiederung zurück muss zu dem, wie GRRM sich das Ende vorstellt.

Es macht überhaupt keinen Sinn, dass die Serie sich zu weit von GRRMs Vorstellungen zum Ende der Handlung entfernt hätte, da es im Interview heißt, dass die wichtigsten Punkte der Handlung mit den Showrunnern ausführlich besprochen wurden. Aber natürlich wird es Unterschiede geben:

"Wir saßen tagelang in Story-Konferenzen bei mir Zuhause. Aber es ist schlicht nicht möglich, alle Details dort zu klären, was mit allen Nebenfiguren passiert. Das ist schlicht nicht möglich."

Es sind bestimmt nicht die groben Züge der Handlung, an denen GoT aktuell scheitert, sondern, wie das ganze auf den Weg gebracht und begründet wird.

X1 Two: Und das ist halt blöd, wenn man in sechs Folgen zurückrudern und zum Abschluss kommen muss, nachdem man sich vorher 67 Folgen lang künstlerische Freiheiten nehmen konnte.

"67 Folgen lang künstlerische Freiheit"!? Die Showrunner hatten fünf Staffeln - d.h. 50 Folgen lang - die Buchvorlage vor der Nase, erst danach waren sie auf Infos von GRRM angewiesen.

Da er den Showrunnern die weitere Rahmenhandlung mit den wichtigsten Ereignissen mitgegeben hat, kann man wohl sicher davon ausgehen, dass sie sich nicht in einem Maße mit der Serienhandlung von seinen Ideen entfernt haben, dass sie jetzt Probleme kriegen würden. Und durch die Zusammenlegung oder Streichung von Figuren sind sie sicher nicht in die Bredouille geraten; darauf hätte sie GRRM wohl schon vor langer Zeit hingewiesen.

Wie gesagt, es ist nicht die grobe Handlung, die nicht überzeugt, sondern der Weg dort hin: Die Figuren, ihre Dialoge, die Begründung ihres Handelns durch die Sichtbarmachung ihrer Motivationen.

Hier konnten die Showrunner offensichtlich nicht das Fehlen der Buchvorlage kompensieren, sodass aus dem anfänglich schönen Gemälde mittlerweile ein grober Holzschnitt geworden ist. Das Pferde-Meme von Matze hat da den Nagel auf den Kopf getroffen. :)


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