Thema:
Re:Ziemlich dick aufgetragen flat
Autor: token
Datum:24.04.19 13:02
Antwort auf:Re:Ziemlich dick aufgetragen von Gadon

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>>Für dich ist es respektvoll, für mich fällt es aus der Tonart der Serie und ist nicht nachvollziehbar.
>>Ich habe 7 Staffeln lang jede Hinterfotzigkeit und jeden Pakt in seinen individuellen Motiven verstanden. Jetzt bekomme ich Aussöhnungen nach Schema F am Fließband und im Schnelldurchlauf. Auch ich bin harmoniesüchtig, aber mir hätte eine gut ausgearbeitete Aussöhnung gereicht, da muss sich nicht jeder auf Teufel komm raus die Hand geben. Einfach so. Weil morgen sind wir alle tot. Da gibt es halt wichtigeres als dass du meinen Vater getötet hast, dass du meinen besten Freund getötet hast, dass du mich zum Sterben zurückgelassen hast, dass du Zaungast bei meinen Vergewaltigungen warst und nichts getan hast, dass du meine Familie mit deinem Verrat zerstört hast etc.
>>Das sind alles keine Lappalien die man bei einem Humpen mal eben aus der Welt schafft. Das ist dann doch etwas flach in meinen Augen.
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>Teilweise gebe ich dir recht. Aber nur teilweise, denn die meisten Aussöhnungen, die die wahrscheinlich ansprichst, sind schon längst passiert. Sansa und John haben Theon schon in der letzten Staffel verziehen. Warum sollten sie das wieder rückgängig machen?


Theon verzeihen und darauf klar kommen ist das eine, vor Rührung losheulen was anderes.

>Arya und der Hund sind im Prinzip schon vor zwei Staffeln Buddies geworden. Warum das jetzt wieder ändern?

Arya hat ihn zum sterben liegen lassen.
Dann ging sie nach Bravos.
Da wurde sie zur eiskalten Killerin.
Arya hat meines Erachtens seit sie Clegane zurück gelassen hat, diesen nicht mehr gesehen. Das war vor mehr als zwei Staffeln.
Dass sie eine ambivalente Hassliebe-Beziehung zu diesem hat ist klar, dass Clegane was für Arya empfunden hat und sie beschützt hat auch. Es war nichtsdestotrotz keine normale Beziehung mit einem sehr bitteren Ausgang.
Das war GoT, komplexe Figuren, widersprüchliche Gefühle und Motive, schwierige und mehrfach verflochtene Beziehungsmuster.
Dass Arya den Hound zurück lässt war obwohl sie irgendeine Form von Sympathie für ihn empfunden haben muss war ja durchaus nachvollziehbar nach allem was er getan hat. Unter anderem ihren besten Freund abschlachten, eine Entwicklung an der sie auch eine gewisse Teilschuld trug. Das war halt alles richtig gut und durchsetzt mit der typischen bittersüßen Schwere, bei der sich Charaktere am Scheideweg gerne (und nachvollziehbar) genau nicht dafür entscheiden was man ihnen wünschen würde.

Gemessen daran ist die Reuinion-Parade halt ziemlich seicht in meinen Augen und dazu recht plakativ und pathetisch. Alles imo.  

>Was mir auch zu fix ging, war der Fakt Jamie "einfach so" laufen zu lassen. Aber das wars dann auch schon. Letztlich sinds hier jetzt ein wenig die Limits eine begrenzten Serienzeit und die Vorlieben der Fans.
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Hach, GoT ist ja im Grunde deswegen so ein Phänomen weil es so unberechenbar ist. Genau das wurde eben dadurch erreicht dass hier eben nicht klassische Homer Heldengeschichten am Start waren. Vorlieben von Fans waren komplett irrelevant.
Und was die Limits angeht, das ist das Problem der Autoren, die müssen wissen wie sie offene Enden zusammenführen. Da wird eh noch so einiges an offenen Enden verschütt gehen, an eine Auflösung die alles gelungen zu Ende bringen kann glauben eh nur hoffnungslose Optimisten. Dabei wären Charaktere die sich nicht mehr ins Gesicht sagen können dass sie sich eigentlich ganz cool finden und schätzen allerdings kein offener Strang gewesen, sondern daily GoT-Business.  

>Generell ist GoT weiter GoT finde ich. Die Figuren, die einen Wandel von "Böse" zu "Gut"  wird in Anbetracht der Situation nicht wieder "Böse" werden. Das passt also. Die Figuren, die weiterhin "böse" sind, verfolgen weiter ihren Plan. Cersei und Euron sind weiter die bösen Gegenspieler.

So richtig böse oder gut ist da niemand. Sie haben alle nachvollziehbare Motive und fast alle auch irgendwo Dreck am stecken und ihr Päckchen zu tragen. An sich fällt mir abseits von Jon kein Ehrenmann ein, und selbst Jon musste schon fiese Entscheidungen treffen. Bei dem Gruppenkuscheln in Winterfell bin ich schon fast auf Cerseis Seite, hab ja auch innerlich die Faust geballt als die bitch die Kirche gesprengt hat :D


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