Thema:
Plumper Jugendfilm in einem geilen Szenario flat
Autor: Pezking
Datum:20.04.19 22:07
Antwort auf:Mortal Engines - Peter Jacksons neuer CGI-Erguss von Bergzwuckel

Die ersten fünf Minuten fand ich megageil. Superspannendes Szenario, kreativ, eigentlich komplett bescheuert, aber dennoch glaubhaft dargestellt - super!

Sobald aber die ersten Charaktere in London vorstellt werden macht der Film leider einen Köpper in die Scheiße, von dem er sich nie wieder erholt.

Alles weitere fand ich dann leider schrecklich oberflächlich. Die Story wurde komplett überhastet erzählt, ermüdende Exposition folgte auf ermüdende Exposition, alles wurde einem vorgekaut, nichts entwickelte sich organisch. Dann eine überflüssige Hatz durch die Droid Factory...äh die Digestion-Abteilung, und weiter ging es im öden Takt. Man sah lauter Leute rumlaufen, die einem komplett schnurz blieben, weil der Film niemandem die Chance gab, sich dem Publikum überhaupt mal ansatzweise vorzustellen.

Die Romanvorlage kenne ich nicht. Ich tippe mal, dass sie ein eher jugendliches Publikum anvisiert. Das ist an sich ja nicht verwerflich, aber vielleicht glaubte man deshalb, dass man beim U16-Publikum mit so einer seichten Erzählung ohne jeglichen Tiefgang durchkommt?

Jedenfalls ist es ein Jammer, dass man diesem geilen Szenario nicht die angemessene Zeit zur Entfaltung gab. Aus so einem Stoff muss man IMO eine Serie machen. Der Kram hätte das westliche Pendant zu "Attack on Titan" werden können, wenn man es richtig angestellt hätte. Aber selbst diese Serie nahm sich anfangs fünf Folgen Zeit bis zum ersten Twist, und erst dann versuchte man, das Publikum nachhaltig zu fesseln.

"Mortal Engines" hingegen ist das komplette Gegenteil: Da hat man schon mal so eine geile Welt, und dann gibt man ihr null Zeit für World Building.

Abschließend kann ich sagen, dass "Mortal Engines" ungefähr das ist, was ich von "Alita: Battle Angel" schlimmstenfalls befürchtet hatte: Ein tragisch gehetzt wirkender SciFi-Film der komplett in Richtung Young-Adult-Vollschmonz geht. Letzterer konnte mich höchst positiv überraschen. "Mortal Engines" hingegen ist ein Film, der sich 129 Minuten lang nach einer komplett vertanen Chance anfühlt.


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