Thema:
Ist sehr interessant und aufschlussreich flat
Autor: king_erni
Datum:17.04.19 09:55
Antwort auf:Playing Hard jetzt verfügbar [Netflix] von Fred LaBosch

Geht ja um die komplette Entwicklung des Triple-A-Titles  For Honor vom Pitch über die Preproduction bis hin zum großen Rollout, bei dem dann 500+ Menschen in vier Studios quer über den Erdball verstreut an dem Teil arbeiten. Es zeigt, wie ein Gamedesigner an sich, seinen Ansprüchen und seiner Art der Kommunikation zweifelt und zwischen Erfolg und Misserfolg pendelt. Die Doku zeigt aber auch, was für ein immenser Kraftakt es ist, solch einen Titel nicht nur zu entwickeln sondern auch erfolgreich durch alle Produktionsphasen zu hieven ohne dass der große Publisher den Geldhahn zudreht. Die Grundstimmung ist dabei übrigens eher düster, pessimistisch und nachdenklich, ab circa der Hälfte der Doku hab ich mich gefragt, warum man sich diese Mammut-Aufgabe als Producer, Designer oder Coder überhaupt antut. Krass auch, wie durch am Ende alle waren, einige schon im BrunOut, andere kurz davor. Ich arbeite ja in der Filmbranche und kenne daher krasse Arbeitsbedingungen (über die übrigens viel zu selten diskutiert/berichtet wird und gegen die viel zu wenig unternommen wird, was dann dazu führt das der Tarifvertrag für alle Filmschaffenden eine reguläre Arbeitszeit von 10 Stunden pro Tag vorsieht), aber so wie sich die leitende Ebene da teilweise präsentiert hat, das war vom physischen und psychischen Gesundheitszustand schon arg grenzwertig.

Cool zu sehen fand ich aber, wie viel Herzblut in so einen großen von Hundertschaften entwickelten Titel dann trotzdem noch fließt und wie verspielt die Entwickler sich untereinander herausfordern um den Titel zu pushen. Wobei mir das Arbeitsumfeld bei UbiSoft Montréal schon sehr pushy rüberkam. Auch interessant zu sehen war, dass selbst die Geldgeber-Exekutive bei UbiSoft wohl im Herzen Gamer sind und welch ein Risiko die Entwicklung einer komplett neuen IP für einen Riesen wie UbiSoft war und ist. Auch der Chefdesigner ist ein grundsympathischer Mittelalter-Nerd, der hier einfach seine Wunschvision einer Schwertkampf-Simulation umsetzen wollte, auch wenn er mit der Zeit immer weniger involviert ist bzw. wohl auch aktiv aus dem
Tagesgeschäft raus gedrängt wurde.
Wobei das für mich eher so wirkt, als ob er schlussendlich mit der Größe des Teams und den Problemen in der Entwicklung nicht mehr klar gekommen ist und sich deswegen immer mehr zurück zieht oder schlicht nichts mehr beisteuern kann. Wie seht ihr das?

Übrigens sehr schade, dass ich For Honor selbst ziemlich langweilig und wenig wiederspielenswert fand.


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