Thema:
Immer noch mies (2.01-2.07) flat
Autor: HomiSite
Datum:02.03.19 23:49
Antwort auf:Star Trek - Discovery [Netflix] von magus

Star Trek: Discovery - oder "Disco", wie es ja selbst auf den Shirts der Crew steht, was eigentlich schon alles sagt - hat ein dickes Budget und ist meist flott erzählt. So flott, dass es sich um stringente Technik kaum schert, aber zum Glück die Dramaturgie nicht so völlig bescheuert beschleunigt wie noch in Staffel 1. Überhaupt scheinen die Macher anfangs bemüht, etwas auf die Kritik einzugehen (Spoiler, of course):

Als der neue Captain Pike out of nowhere das Kommando übernimmt, wird plakativ die Brückenbesatzung namentlich vorgestellt und die Rasta-Schwarze (O'Washington? Ich hab mir einen Namen gemerkt, OMG!) darf sogar mal auf eine Außenmission, natürlich ohne jegliche Bedeutung dafür. Aber das war's dann auch schon mit der Crew, außer das öfters mal ihre Namen genannt werden, aber man sonst gar nix über sie erfährt. Lustig auch, wenn die Kamera in dramatischen Momenten auf die Gesichter der Brückencrew schwenkt, aber die einem total egal sind.

Die schrecklichen Klingonen stehen nicht mehr im Mittelpunkt und lassen sich jetzt wieder Haare wachsen - was aussieht wie schlecht angeklebte Rauschebärte asiatischer Großmeister in 70er Kung-Fu-Filmen! Unglaublich!!!

Die Serie bringt natürlich alle Figuren zurück, ohne groß Tiefe in ihnen auszuloten. Menschklingone Tyler nervt, der Doktor wird aus dem absurden Pilznetzwerk gerettet (halluzinogene Pilzsymbionten und ein biologisches New-Flesh-Dimensionstor ...) und die Imperatorin darf pseudocook bei der "Fuck all Starfleet Shit"-Sektion 31 mitmischen, wo natürlich alle schwarze Lederklamotten im Schummerlicht tragen.

Und dann Captain Pike. Ich muss zugeben, dass ich den Schauspieler mag, aber er wirkt in der Serie völlig deplatziert, zumal er einen für "Disco" seltsam unpassenden Humor reinbringt (per se witzig), als ob man auf die The-Orville-Zuschauer schielt. Der Schauspieler wirkt zudem irgendwie wie aus einer aalglatten 50er-Sendung. :-) Aber wieso muss es Pike sein? Weil von dem ursprünglichen Konzept, mal was Neues zu erzählen, nix mehr übrig ist.

Auch dass Michael "Dramatische Mimik" Burnham quasi Spocks Schwester ist, wird bis zum Erbrechen ausgeschlachtet, indem man einen jungen Spock ins Zentrum der komischen Haupthandlung zerrt. Aber er ist wahnsinnig, anscheinend - oh nein ...

Der Rote Engel, kosmische Signale (aha), Zeitreisen, Schicksal, blablabla. Es nervt so hart, wenn dabei unfassbar uninspirierte Episoden wie die auf dem zurückgebliebenen Menschenplaneten rauskommen! Man kann The Orville sicher vorwerfen, sich zu sehr an alten ST-Geschichten zu orientieren oder gleich liegengebliebene TNG-Drehbücher zu verfilmen, aber in der Serie passt es thematisch besser als bei STD. Die Episode mit der allwissenden Sphäre ist auch zum Kopfschütteln, da es das Motiv mindestens im allerersten Kinofilm gab.

Tilly nervt mittlerweile, weil sie gefühlt noch mehr fahrig quasselt, aber gleichzeitig als Future Super Captain aufgebaut bzw. von vielen fast schon so behandelt wird. Die Kamera nervt auch, wie hier im Thread schon besprochen! Nonstop am Bewegen ohne Sinn und Verstand. Das "Highlight" war eine Besprechung im Kapitänsraum, wo die Kamera tatsächlich ohne Unterbrechung um die normal stehenden und sich unterhaltenden Figuren raste!? Und wieso fliegt im Shuttlehangar dauernd unmotiviert ein Laderoboter herum, als ob George Lucas maßlos mehr CGI reingeklatscht hätte?! Am meisten habe ich aber die "Ba'ul" auf Sarus Heimat gefeiert - ein komischen Teerwesen (remember TNG) kommt aus einem Bottich, hat lange Krallen, J-Horror-Haare und rot leuchtende Augen, um dann wieder auf Nimmerwidersehen abzutauchen. WER MEINT SO ETWAS ERNST?!

So, das reicht. Natürlich schaue ich weiter, weil es eben Big-Budget-SF ist und ich wie bei The Walking Dead sehen will, wie tief es noch sinken kann. Ich glaube, ich finde S02 sogar besser als S01, aber wahrscheinlich, weil die erste Staffel alle Erwartungen zerstört hatte.

Parallel habe ich übrigens die zweite Staffel The Orville gesehen. Die hat auch immer noch Probleme (zu platt präsentierte Moralgeschichten, zu viel Fokus auf Beziehungen), aber ist in ihrer, äh, Altmodischkeit nicht so ärgerlich wie STD.


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