| Fiery the Angel rose, and fell... (spoilerfrei) |  |
Ich kann immer noch nicht glauben, was sich da vor meinen Augen abgespielt hat.
Die erste Hälfte des Films ist fantastisch. Ja, es gibt hölzerne Dialoge. Ja, der Erzählfluss ist nicht immer rund. Ja, sie haben hier und da merkwürdige Entscheidungen im Umgang mit der Vorlage und einzelnen Charakteren getroffen. Aber es ist scheißegal! Die Welt pulsiert vor Leben, die Bilder haben eine unglaubliche Tiefe, die Sogwirkung des Gebotenen ist enorm. Und Alita... ein wahr gewordener Traum. Da ist sie, die Comicfigur, die ich von allen am meisten ins Herz geschlossen habe, lebendiger, greifbarer als je zuvor. Ich wusste nicht, ob ich einfach nur breit grinsen oder vor Freude weinen soll. Wären Cameron und Rodriguez in dem Moment im Kinosaal erschienen, ich wäre vor ihnen auf die Knie gefallen.
Und dann bricht alles in sich zusammen. Als wären überhastet Szenen rausgeschnitten worden, um den Film auf 2 Stunden zu kürzen, verkommt die zweite Hälfte zu einem wild fragmentierten Sammelsurium an lieblos runtergekurbelten Einzelabschnitten, die Klischeekanone feuert aus allen Rohren, Charaktermotivation spielt keine Rolle mehr, die Darsteller scheinen hilflos in den Kulissen rumzustehen, als hätten sie nicht die geringste Ahnung, was sie dort eigentlich machen sollen. Dass auf dem Weg dorthin die bedeutendste Antagonistenfigur des Manga vollkommen verbogen worden ist, spielt bei dem ganzen Elend, das sich da in 24 Bildern pro Sekunde über die Leinwand ergießt, schon lange keine Rolle mehr.
Ich hatte mit jeder erdenklichen Vergewaltigung des Ursprungsmaterials gerechnet, aber dass „Alita: Battle Angel“ mit diesen beiden erfahrenen Kreativlingen am Steuer auf einer rein filmischen Ebene derart entgleisen würde, hätte ich mir im Traum nicht vorgestellt. Dass der Streifen so vielversprechend beginnt, macht das Endergebnis fast noch bitterer.
5 von 10 Damaszenerklingen. Und ich werde mich heute Abend in den Schlaf weinen.