Thema:
Alita pfetzt wie ne Große! (Spoiler markiert) flat
Autor: tralalu
Datum:31.01.19 20:15
Antwort auf:Gesehen (keine Spoiler) von tralalu

Zur musikalischen Einstimmung:
[https://www.youtube.com/watch?v=ggqBxFn1NGU]


DISCLAIMER: ICH KENNE DEN MANGA KAUM ALSO NACHHER NICHT WEINEN WENN IHR'S NICHT SO GUT FINDET WIE ICH!


#TLDR: ANGUCKEN, JA ODER NEIN? LEBEN, STERBEN, VOLKS GASMASKE???


JA, wenn man auf sehr gut gemachte Action mit Herz und ein bisschen Gehirn steht. Dann natürlich am besten im Kino und in 3D/Imax.

Wenn man nur Characterdrama und Mystery mag, und mit Action gar nichts anfangen kann, dann isses vielleicht ein bisschen dünn, vor allem wenn die Trailer so viel vorweg zeigen (Dann lieber den exzellenten "Colette" mit einer super Keira Knightley im Kino glotzen!). Ich kannte nur einen Trailer, den Manga kaum und so hats wirklich, wirklich Spaß gemacht.

Jetzt wo ich das hier schreib fällt mir auf dass ich eigentlich ziemlich begeistert bin. Der Film hat seine Schwächen aber ich kann nicht leugnen dass ich ihn mir gerne nochmal angucken würde.

Alita: Battle Angel ...
- ... ist gut, fast sehr gut, vor allem aber extrem spaßig
- ... straff, dicht und spannend erzählt (gefühlt dauert das Intro keine 2 Minuten...!)
- ... hat richtig Wumms (fürn Bauch) mit ner angemessenen Portion Gravitas (fürs Herz)
- ... ist ab und zu etwas unbeholfen von der Inszenierung seiner Figuren, aber bei weitem nicht dumm
- ... hat gut dosierten Humor, ohne dabei seine Charaktere oder seine Story zu untergraben. Also kein Klamauk!
- ... ist kein Panem. :)

- ... hat aber auch klare Schwächen und Verbesserungspotential, weswegen es imo knapp kein SEHR GUTer Film ist. (dazu unten mehr)

Das 12er/PG 13 Rating find ich persönlich ein bißchen gutmütig, ein 16er Rating hätt mich jetzt auch nicht überrascht. Bin aber auch inzwischen eher zart besaitet, jaja das Alter.... Eltern junger Teenager würd ich empfehlen den Film vorher zu sichten und dann zu entscheiden ob der Nachswuchs ihn verträgt.

3D ist ausgezeichnet und empfehlenswert, ich hatte nach kurzer Zeit komplett vergessen dass ich den Film in 3D/Imax gucke. IMMERSION, WEISSTE!


WER SICH DEN FILM EH ANGUCKEN WILL SOLLTE HIER WAHRSCHEINLICH AUFHÖREN ZU LESEN, WEIL ICH GLAUB DAS MACHT MEHR SPAß. ES FOLGEN ABER EH SPOILERFREIE GEDANKEN ZUR QUALITÄT DES FILMS. KONKRETE STORY, PLOT UND CHARACTERSPOILER GIBTS GAAANZ AM ENDE.





Alita:Battle Angel ist gut, fast sehr gut, und ein riesiger Spaß weil der Hauptcharacter Alita eben ein drahtiges, liebes Mädel mit dem Wumms einer Dampflok ist, in einer Welt voller Fieslinge die sich kloppen wollen.

Die Action sequenzen sind sehr, sehr gut gemacht, zum einen weil die Animation und Kameraarbeit ideenreich sind, und dabei Wucht, Physis, und Schmackes haben - ein Problem was meiner Meinung nach zu viele VFX Filme wie bspw. die modernen Marvel-filme plagt. Ihr wisst schon, diese floaty Kacke eben. Hingegen, bei Alita's Schlägereien und Schnetzeleien bleibt kein Auge trocken und sie tun richtig weh.
Zum anderen aber (und das ist imo noch immer die Königsdisziplin beim Actionfuim) hat der Film genug Herz und kümmert sich genug um seine Figuren, so dass die Acton nicht nur reines Eye candy ist, sondern auch emotionales Gewicht mitbringt. Hört sich jetzt banal an, aber ich bin immer wieder erschüttert wie wenig Actionfilme das heutzutage hinbekommen. Die körperliche Power Alitas ist essentieller Teil ihres Charakters und führt auch zu der ein oder anderen charakterlichen/moralischen Fragwürdigkeit. Fand ich super.

Außerdem ist die Actions sehr abwechslungsreich, und spiegelt & trägt so die Dramaturgie des Films umso mehr. Hatte ich schon gesagt dass ich die Action cool fand? Ich fand die Action cool!


TONALITÄT:
Tonal her ist der Film recht interessant weil er sich schon klar wie ein James Cameron Film anfühlt. Gleichzeitig trägt er aber diese typische 80/90er Anime Groteske in sich, also das Gefühl der ständig-präsenten Unmenschlichkeit und plötzlich ausbrechenden Gewalt. Was ja auch zu Robert Rodriguez' Filmen passt (und mich nebenbei auch ein bisschen an diverse Heavy Metal Comics erinnert). Auch wenn die Gewaltdarstellung (Blut, Gekröse, emotionale Grausamkeit wie Folter etc) selber nicht zu krass sondern eher "clean" ist, und damit weit hinter dem Manga zurückbleibt (ich mein, was habt ihr erwartet? Judge Dredd?) blieb mir da bei einigen Szenen schon die Spucke weg. Der Film ist wirklich nicht zimperlich.
Humor ist gut dosiert und auch an den richtigen Stellen eingesetzt, so dass er nicht die Szenen und Charaktere unterwandert. Sauber!

Insofern find ich Alita einen außergewöhnlich interessant schwingenden Blockbuster, durchaus mutig, ein bißchen widerporstig. Ich weiß nicht ob dieser Film das ganz große Publikum so finden wird, aber ich bin dankbar dass es für mich zumindest kein 2018er Einheitsbrei geworden ist. Ich könnte mir vorstellen dass er in Asien ganz gut funktionieren könnte. Cutesy girls, weird shit und so.



Charaktere:
Alita als Charakter funzt auch ziemlich gut; nicht extrem tiefgründig, aber bodenständig geschrieben, geschauspielert und charmant inszeniert (ich mochte ihre englische Stimme recht gern). Ihre CGI ist sehr gut gemacht und überzeugend, an die Augen hab ich mich nach ner Zeit gewöhnt, aber es ist leider nicht 100% konstant gut, was einen ab und zu raushaut (die Konstanz hatte mich damals bei Avatar sehr beeindruckt). Aber Alita funktioniert als Figur auch so sehr gut, und ist ne tolle, charmante, liebenswürdige, rebellische aber auch unschuldige junge Identifikationsfigur. Insofern ist Cameron's CG Spekulation bei mir zumindest, aufgegangen.
Das restliche Ensemble reicht von funktional bis eindrucksvoll, es sind viele sehr schillernde, überlebensgroße, "cartoonhafte" Figuren dabei. Nicht alle bekommen aber überzeugend Tiefe verliehen, weil....


WAS ICH NICH SO GEIL FAND:

- Christoph Waltz und Keean Johnson sind nicht wirklich gut, sie funktioneren gerade so. Waltz hat keine guten Dialoge, spielt die auf halber Arschbacke runter, zum anderen passt seine typisch lakonisch intelligente Art nur in der Hälfte seiner Szenen. Dort wo's auf Emotion ankommt, untergräbt er seine Figur ein bisschen. Ob das jetzt an ihm oder am Regisseur liegt weiß ich nicht, das Script ist auf alle Fälle mit schuld.

- Die Dialoge allgemein: einen Ticken zuviel plumpe Exposition, einmal noch drüber gehen und umschreiben und der Film wäre halt sehr gut...

- Das emotionale Ende ist nicht auf dem gleichen Niveau inszeniert wie der Rest des Films und fällt etwas ab (Die zuvor erwähnte Groteske, aber zum falschen Zeitpunkt). Hier und bei einigen anderen, eher leiseren und zärtlicheren menschlichen Szenen bin ich mir 100% sicher dass James Cameron als Regisseur bessere Arbeit abgeliefert hätte. Die leicht schablonenhaften Rodriguezfiguren sind (auf der Haben-Seite) sehr ikonografisch, eindrucksvoll und machen Spaß - auf der anderen Seite schafft Rodriguez es imo aber nicht in letzter Konsequenz, ihnen noch genug Mehrdimensionalität, Tiefe und ehrliche, nachvollziehbare Gefühle zu geben. Versteht mich nicht falsch, der Film nimmt seine Figuren ernst, aber tut es manchmal auf eine etwas plumpe Art.

Das ärgert mich ungemein, weil es glasklar für mich ist dass der Film das Zeug hätte SEHR GUT zu sein. Mit leichten Tweaks an den Dialogen und ein bisschen mehr Feinfühligkeit bei den Charaktermomenten hätte da was RISCHDISCH GEILES draus werden können.

Dann, ja dann, hätte sich Alita evtl. durchaus in die Riege großer Cameron'scher Protagonistinnen einreihen können. Sehr schade.


So, da passen auch noch folgende milde Spoiler dazu:
(Alita als Character, Art der Actionsequenzen die man aber eh schon im Trailer sieht)



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