Thema:
Staffel 2 ist nicht schlecht, aber (Spoiler Season 1+2) flat
Autor: Yasai
Datum:30.01.19 14:08
Antwort auf:Marvel's Punisher [Netflix] von magus

auch nicht mehr so gut wie die erste, die mich einfach viel mehr gefesselt hat.
Klar, da war mir alles noch unverbrauchter (kenne DareDevil nur bis Mitte Season 2) und klar, da war auch nicht alles perfekt.

Aber ich finde einfach, dass in Staffel 1 die Charaktere alle viel runder sind. Alle haben entweder eine klare eigene Agenda (Frank, Lieberman, Curtis, Madani) oder eine, die sich in vollem Umfang erst später offenbart (Billy Russo, Rawlins). Ihre persönlichen Wege prallen mit dem Punisher zusammen  - zunächst oft zufällig, bis es plötzlich Sinn macht - und das ist schön anzuschauen, weil sie sich trotzdem treu bleiben und vielerorts Spannungen entstehen.

In Season 2 hatte ich oft das Gefühl, dass die ausgearbeiteten Charaktere der ersten Staffel der Punisher-Narrative geopfert wurden. Madani z.B. hat keine Support-Charaktere mehr (Eltern, Mentor, Partner), die in Season 1 noch so eifrig die Darstellung ihres ehrgeizigen Charakters unterstützt hatten. In Season 2 scheint sie nicht mal mehr einen richtigen Job oder Vorgesetzte zu haben. Alles dreht sich bei ihr um Russo und den Punisher, in dessen Nähe sie nie irgendwas Sinnvolles beiträgt.

Curtis' eigene Agenda und die damit verbundene Perspektive auf die Kriegsgeschädigten fehlte auch größtenteils, wurde aber natürlich auch irgendwie schon erzählt. Ein sinniger Nebenschauplatz, der sich in die Gesamtnarrative gut einbettet wie die Lewis-Storyline, die Franks sowie vor allem Curtis' Charakterdarstellung echt zugute kam, fehlte mir in Season 2 leider. Der gottesfürchtige Killer und seine Auftraggeber fand ich superschnarchig und die Entwicklung für den Killer am Ende konnte dann auch nicht mehr zünden.

Generell fand ich auch den Kniff, Russo sein Gedächtnis verlieren zu lassen zwar eine nette Idee, aber im Endeffekt wurde da mir als Zuschauer die volle Bandbreite der Emotionen verweigert, die Nach dem Ende der ersten Season zu erwarten waren (wenn Russo zurückkehren sollte).

Neu hinzu kamen Amy und die Psychiaterin. Am Ende kam Amy bei mir viel besser weg, weil ich der Psycho-Tante ihren Charakter und Wandel einfach nicht abnehmen konnte(Lieberman's Familie und "Daddy" Frank habe ich da viel lieber angeschaut). Amy hat zwar auch nicht viel besser gespielt, war aber trotzdessen irgendwo authentisch geschrieben und auch ganz gut gecastet imo auch wenn ihre Rolle teils auch etwas nervig war.
Good Cop Mahoney bekam etwas mehr Screen-Time, war aber einfach nie eine Bedrohung und wurde von keinem ernst genommen und diente am Ende nur noch der Legendenbildung um den Punisher. Bei Frank selbst fand ich einfach, dass er teils nicht mehr so clever agiert hat, wie man es von ihm gewohnt war. Die Falle bzw. das nachfolgende Set-Up von Billy hätte Frank in Staffel 1 drei Meilen gegen den Wind gerochen, so wie die Falle in dem einen Kriegseinsatz. Man vergleiche mal seine Alleingänge gegen den Masochisten-General in der Army-Base oder sein Vorgehen gegen Russo am Ende von Staffel 1 mit der Attacke auf Russo in Staffel 2. Ewig wird ausgekundschaftet, dann einfach ein Feuerwerk gezündet und dann geht doch alles schief... Der Typ ist eigentlich purer Instinkt gepaart mit tödlicher Ausbildung, aber kommt dann ohne Taschenlampe in einen dunklen Bunker und geht in die Mitte eines dunkeln Raumes, während er abwechselnd beschossen und geblendet wird. Das Ende fand ich auch etwas holprig geschrieben, wobei mich die Abschiedsszene jetzt nicht total kalt gelassen hat und Billy's Ende auch in Ordnung ging.

Die Schauwerte fand ich größtenteils so gelungen wie schon in Staffel 1. Und obwohl ich jetzt fast nur Negatives geschrieben hab, würde ich mir lieber nochmal diese Staffel anschauen, als 95% der restlichen Netflix-Serien


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