Thema:
Re:Kurze Frage, Derrick? flat
Autor: Gramatik
Datum:10.01.19 06:25
Antwort auf:Kurze Frage, Derrick? von Scarface

>hello,
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>Ich hatte mal in der fünften Klasse einen Erdkunde und Ethiklehrer, der war einfach klasse. Der hat viel mit uns gelacht und sauviele Witze gemacht, mit uns Gitarre gespielt und gesungen. Es war echt eine schöne Zeit.
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>Den hatte ich in der dreizehnten Klasse dann nochmal als Klassenlehrer. Er war inzwischen extrem verbittert, hat nur noch rumgeflucht und sah komplett fertig aus. Er hatte den Glauben an uns Schüler und überhaupt an die Menschheit verloren, das haben wir richtig gemerkt als Schüler damals, so ausgeprägt war der Wechsel vom optimistischen Weltenverbesserer der seine erste Klasse hat zu 8 Jahre später komplett am Arsch und ausgelaugt.
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>An den musste ich denken als ich Luke in Last Jedi zum ersten Mal gesehen habe. Was sauwitzig für mich war, denn ich hatte mir tatsächlich seit mehr als 20 Jahren keinen einzigen Gedanken mehr über diesen Menschen gemacht.
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>Derrick schreibt ja weiter unten unter anderem, dass Luke nunmal derjenige ist, der niemals jemanden aufgibt.
>Viele andere teilen diese Meinung und finden Luke nicht im achten Teil wieder.
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>Ich mag den Film ja, sehe aber auch zumindest bei manchen Argumenten der hater eine Daseinsberechtigung.
>Wenn man den Film total ernst nehmen will in Verbindung mit dem Zustand riesiger Star Wars Fan zu sein, dann kann ich inzwischen durchaus verstehen, warum man den sogar hassen kann. War beim ersten Mal gucken noch anders, wenn man aber maniac Forum verseucht ist und den Film nochmal sieht, dann fallen einem tatsächlich ein paar Punkte auf, die hier auch für große Aufregung sorgen.
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>Aber die Kritik an Luke’s Charakterentwicklung kann ich, egal aus welchem Blickwinkel ich es versuche, einfach nicht nachvollziehen. Nur weil er als junger Kerl mit Megapotenz und vollem Haar seinen Vater nicht aufgegeben hat, heißt es doch nicht gleich, dass er jetzt für immer und ewig so handeln muss.
>Es sind doch so viele Jahre vergangen. Sachen die man als junger Kerl noch wegstecken kann sind im Alter schwerer zu verdauen. Bei vielen Menschen ist auch der Pessimismus ein schleichender Prozess. Also für mich war das wirklich ein nachvollziehbarer Luke, zumindest einer, der irgendwo in diesem Universum existieren könnte. Ich sehe da keinen Bruch in irgendeiner Kontinuität des Star Wars Universums.



Ich fand diese spezielle Kritik das dies nicht "der Luke" ist auch nie sonderlich gerechtfertigt. Aber im selben Zug fand ich der herbeiführung der Erklärung warum es eben doch Sinn macht das er so ist ebenfalls mehr als nur Mangelhaft.

"Menschen ändern sich" in real life

vs

"Menschen ändern sich" in einer fiktiven Story

Das erste kommt andauernd vor und die nachvollziehbarkeit liegt hier in der Tatsache das man die Entwicklung von verschiedenen Personen, mit denen man nicht in ständigem Kontakt steht, nicht mitbekommt und es dann wenn man unvorbereitet mit diesen veränderten Personen konfrontiert wird dann macht man sich oft nicht die Mühe herauszufinden was diese Entwicklung begünstigt hat. Warum auch? Gehören ja nicht zum engen Kreis sondern sind flüchtige bekannte von damals.

Wenn dir nun jemand erzählt "Dies und das ist passiert" in ein/zwei Sätzen, dann sagst du "AAAahh, ok (deswegen ist der so)" und damit hat sich das in den meisten Fällen auch erledigt weil du ja eh nicht wirklich mit denen zu tun haben willst am Ende des Tages.

Diese Art der Akzeptanz funktioniert in einer fiktiven story nicht wo man Energie in die Figuren investiert hat und investieren will. Damit eine solche Charakterliche Veränderung in einer fiktiven story akzeptiert wird bedarf es einer wirklich nachvollziehbaren Erklärung ansonsten besteht kein Verlangen weiterhin Energie in diesen Charakter zu investieren.

Du musst nur irgendeine Figur aus einer beliebten Serie nehmen und die dann umdrehen von einem Storyblock(Episode, Film, Folge etc)zum anderen und dann diese Veränderung mit 2 Sätzen abhandeln.

Sowas wird nicht akzeptabler nur weil das in der realen Welt andauernd passiert, wenn du erwartest das ein zuschauer/leser/spieler in eine story investiert die Kontinuität und eine Vorgeschichte hat dann müssen solche Veränderungen wirksam dem Zuschauer vermittelt werden und nicht mit "Kommt vor, Menschen ändern sich!" abgehandelt werden... das ist ganz einfach lame!

Mit Luke waren es 2-3 Nebensätze und ne 2 Minuten cutscene die auch noch in verwirrenden 2 Versionen Vorlag (einmal Luke, einmal Kylo)... super unbefriedigende Abfrühstückung für sehr viele Leute.

Das hätte man weit besser machen können, aber dazu hätte man vorher was am script schrauben müssen und der Sache mehr screentime geben müssen (und wie wir ja gesehen haben war dafür keine Zeit weil u.a. 2 Nebencharaktere auf CGI Pferden durch eine Casino poltern mussten in einer belanglosen sidestory, Prioritäten)


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