Thema:
Mitreissend und ergreifend. Utopie & Dystopie. flat
Autor: thestraightedge
Datum:26.06.18 09:23
Antwort auf:Hammermäßige Netflix-Doku: Wild Wild Country von Vern Schillinger

Fands wirklich super. Es war spannend, unterhaltsam, lustig, absurd, haarsträubend, erschreckend.

Der eigentliche Plan und die Philosophie dahinter würde ich auch fast gutheissen. Religionen hinter sich lassen, im Selbst Spiritualität finden, Nationalitäten abschneiden, dazu viel Sex, ein bisschen Materialismus und eine extrem liberale Grundhaltung. Das ist ne Mischung mit der ich mich anfreunden kann.

Ich glaube auch, dass Osho von den kriminellen Machenschaften nichts wusste, und v.a. Sheela einen Macht-Höhenflug hatte, der in Kombination mit ihrem extremen Charakter hier und da einen Fäkal-Jihad verursacht hat. Die ist überhaupt einer der krassesten Charakter, die ich je im TV sehen konnte. Nicht nur negativ, sondern in Zielstrebigkeit und Co. auch einfach faszinierend und extrem stark.

Ich fand auch umwerfend, zu was Menschen fähig sind, wenn sie in irgendeiner Form eine Mission haben, ohne wirklich geleitet zu werden. Die klöppeln da eine Stadt in die Wüste, und eine Zeit lang wars ja wirklich ein kleines Shangrila, die Menschen wirkten wirklich alle verdammt glücklich, ohne Drogen, und ohne diese verstrahlte Verklärtheit die sonst bei Sekten immer den Beigeschmack bringt. Hier standen alle irgendwie dennoch im Leben, auch wenn sie da eben nicht mehr standen. Es ware eine Parallelgesellschaft, mit Jobs und Geld und Wohlstand. Nun, und irgendwann Waffen, haha. Meine Frau und ich wären vermutlich trotzdem damals dabei gewesen, haha. Auch im Rückblick wird bei vielen Menschen klar, wie glücklich sie damals waren, zB der (sehr cool) Anwalt.

Den Vorwurf, dass es zu positiv dargestellt wird, würde ich nicht bestätigen. Klar hätte ich mir mehr Hinergründe zu Finanzen und Co. gewünscht, aber imo war das einfach nicht Fokus der Doku. Und Sheela hätte man vermutlich gar nicht vor die Kamera bekommen, wenn man ihr klare Statements zum Thema "Mordversuch" hätte abringen wollen. Die Themen wurden ja dennoch deutlich dargestellt. Parallel habe ich gelesen dass Osho am Ende zurück in Puuna auch Probleme mit Homosexuellen hatte usw.... das ist natürlich sau uncool, aber nicht mehr Teil der Doku.

Zweitbester Charakter: der dicke Farmer, der sich am Ende über das Christen-Camp totlacht und sagt, erst hatten wir Verstrahlte mit viel Sex hier, und nun haben wir Verstrahlte ohne Sex hier. :0

Auch die Produktion ist super. Sehr aufwendige Collagen, ein toller wenn auch spärlicher Soundtrack - das war schon wirklich alles top.

Dringende Empfehlung, das waren sehr mitreißende 6,5 Std. Irrsinn.


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