Thema:
Schlechte Verfilmung - Guter Film flat
Autor: 2jaxx
Datum:21.04.18 15:00

Angesichts des Altered Carbon Threads kam mir die Idee, hier Filme aufzulisten, die zwar dem Buch nicht gerecht werden, aber dennoch von Filmfans und Kritikern gelobt wurden und werden. Auch Einzelmeinungen sind natürlich willkommen.

Meine Beispiele:

Chocolat

Das Buch spielt, wenn ich mich recht erinnere, in der Gegenwart und war weniger ein "period piece". Antagonist ist hier der Priester.
Im Film, der als Kostümfilm irgendwo in den 50ern oder so platziert wurde, ist ein egozentrischer Bürgermeister der Gegenspieler, der Priester nur eine Nebenfigur. Die Story wurde romantisiert und, passend zur Schokolade, eine mysteriöse Maya-Story aufgestülpt. Was mich komischerweise am meisten gestört hat, war, dass die beschriebenen Schokoladenspezialitäten von den Ausstattern nicht authentisch dargestellt wurden. Das Buch war ein literarischer Food Porno. Der Film ist wie Rezepteseiten im Internet, auf denen Fotografen zusammen mit Hobbyköchen "traditionelle" Gerichte erfinden, diese schön abfotografieren, und heraus kommt ein Gericht, das mit dem traditionellen Gericht gar nichts zu tun hat.

Unterm Strich ein schön gemachter Film - Aber eine miserable Buchverfilmung mit den falschen Schwerpunkten.

The Shining

Das Buch macht aus einem Normalo mit Schreibblockade einen Besessenen. Die Beschreibung des Hotels und der mysteriösen Erscheinungen ist, King-typisch, farbig und phantasievoll. Unvergessen auch die "Heckentiere". Der Antagonist ist eine Präsenz, die dem Hotel innewohnt. Darüber hinaus hat mir die Geschichte mit dem "imaginären Freund" gefallen.

Der Kubrick-Film ist künstlerisch wertvoll. Toll gefilmt. Stylish. Aber: Steril. Und: Jack Torrance ist hier einfach von Beginn an ein latenter Psychopath. Eigentlich gibt es bei ihm keine Charakterentwicklung. Scatman Crothers als Hausmeister finde ich fehlbesetzt. Man erwartet bei dem Charakter aus dem Buch eher einen Morgan Freeman oder gar einen wuchtigen, großen, bärtigen, aber gutmütigen Typen. Jacks Frau wir aus einer Screwball-Komödie. Der imaginäre Freund wurde sehr skurril umgesetzt...eine Hand als "Bauchrednerpuppe". Auch das Labyrinth war keine gute Idee, und, besonders fatal, das Hotel hatte im Grunde keine "Persönlichkeit".
Bestimmt ein guter Film. Aber als Verfilmung des Buches nicht gelungen.

Die von King mitentwickelte Miniserie war schlussendlich aber auch nicht sehr gut, da eine sehr "faule" Buchumsetzung, auch wieder mit dummen Änderungen, und atmosphärisch nicht sehr gelungen.



----------------------
Gesendet mit M! v.2.6.7


< antworten >