Thema:
Re:Geduld ist die Mutter der Flimmerkiste! flat
Autor: token
Datum:07.03.18 15:17
Antwort auf:Geduld ist die Mutter der Flimmerkiste! von Kilian

>>Die Sprache ist anstrengender als ein Sachse auf Koks.
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>OV oder deutsche Synchronisation? In OV hab ich kein Land gesehen, aber da die deutsche Version sehr gut umgesetzt worden ist, kein Problem. Darauf musste ich nach zwei Anläufen mit der OV aber auch erst kommen... :)
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OV. Ich hab mich da regelrecht durch die erste Staffel gearbeitet und hatte die Zuversicht dass es ja irgendwann klick machen muss. Nicht nur der Slang war anstrengend, auch was zwischen Cops und Anwälten geschwafelt wird, brachte mich in meinem Wortschatz quasi permanent an Verständnisgrenzen.
Eventuell hätte da die Synchro geholfen, da mochte ich aber irgendeine zentrale Figur vom Sprecher her überhaupt nicht, und hab mich dann für OV-Arbeit entschieden. Was ja einerseits schon eine Selbstkasteiung war die so sicher nicht nötig gewesen wäre, andererseits ist für mich so eine sprachliche Sperrigkeit für sich stehend auch kein Qualitätsmerkmal. Aber klar, wenn man auf die Karte Authentizität und Milieustudie setzt kann es das schon sein, ich persönlich finde diese Aspekte halt nicht sonderlich spannend.

>>Und was jetzt inhaltlich so zu Jubelarien hinreißt begreif ich auch nicht so recht.
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>Die Staffeln sind ziemlich unterschiedlich oder besser gesagt: Fünf Staffeln haben drei sehr unterschiedliche Schwerpunkte und beleuchten gut das Zusammenspiel von Presse, Politik, Verwaltung, Bürgern und Bürgerinitiativen, Kriminellen und allem was dazwischen ist. Das ist schon sehr gut gemacht, weil es realistisch und trotzdem spannend ist. (Bis auf alle Szenen im Polizeirevier - die haben mich eher an 21 Jump Street erinnert.)
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Vielleicht einfach nicht meine Tasse Tee. Ich habe nach Staffel 1 irgendwas erwartet was so Richtung das große Ganze geht, irgendeine Form von Geniestreich, und war dann erstaunt dass wir jetzt auf einmal ganz wo anders sind. Nach so drei Folgen der zweiten Staffel hab ich das dann auch beendet.

>>Und wenn es nur darum ginge dass das ein ganz cooler bodenständiger Krimi ist, kk, aber teh best of teh forevah? Das? Raff ich Null.
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>Gott sei Dank ist The Wire kein bloßer Krimi oder eine Serie, die rein aus Sicht der Cops gedreht ist. Gerade die verschiedenen Perspektiven und dadurch immer komplexer werdenden Handlungsstränge machen die Serie so besonders. Und, sozusagen als vorgriff auf GoT, kann es sehr schnell jeden Protagonisten treffen - dadurch wird es sehr spannend, die Figuren bekommen mit der Zeit ein hohes Identifikationspotential und der Plot bleibt einzigartig in der bisherigen TV-Landschaft.
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>Die Serie ist definitiv ein Slow Burner, die ihre Zeit braucht, bis sich ihre ganze Qualität entfaltet und dem Zuschauer erschließt. Ich würde behaupten, dass sie aus diesem Grund heute in der Form überhaupt nicht mehr möglich wäre - wenn heute etwas nicht innerhalb der ersten zwei, drei Folgen greift und ein wahnwitziges Tempo aufnimmt, wird es gleich wieder gecancelt. Serien wie The Americans sind da die große Ausnahme, die aber unter besonderem Schutz der Kritiker steht - eine Einstellung wäre ein Imageschaden mit Ansage für FX.
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The Americans liebe ich.

>The Wire ist richtig gut, aber es braucht seine Zeit und evtl. mehrere Anläufe. War bei mir auch so. Vielleicht bist du gerade nicht in der Stimmung auf so eine "Scheisse" oder hast keine Zeit für sich langsam entwickelnde Plots. Dann warte einfach mal ab - irgendwann hast du auf einmal Lust auf das Setting und es geht richtig los... :)

Die DVDs liegen ja noch hier, ich hab gleich 3 Staffeln gekauft weil die Serie in solch hohen Tönen gefeiert wurde. Irgendwie scheinen die Stärken an mir vorbei zu schießen, ich kenne jetzt zwar nicht das Gesamtbild, sah jetzt aber zumindest in Staffel 1 nichts was nicht etwa auch Serien wie NYPD Blue gemacht haben, nur eben verdaulicher. Da rollt ihr wahrscheinlich mit den Augen, aber außer dieser Sperrigkeit sehe ich es einfach nicht, was hier quasi diese Form von Exzellenz auszeichnen soll. Das mag vielleicht auch damit zusammen hängen dass mir die Riesenfaszination an Exekutive und Judikative im Serienformat eh schon seit immer ein kleines Rätsel war. Da ist ja nicht nur Deutschland Krimiland verrückt nach dem Zeuch. Und dass Wire dann natürlich um Welten besser ist als CSI und Konsorten seh dann auch ich ;)
Aber warum es zur Serienelite zählen soll...puh.


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