Thema:
Re:Spoiler zu BR2049 und Her flat
Autor: token
Datum:18.02.18 17:16
Antwort auf:Re:Spoiler zu BR2049 und Her von G'Kyl

>>Joi ist somit für mich eher ein Märchenwesen als Sci-fi.
>
>Ich schreib später mal noch mehr dazu, aber da ich nicht in der Art in der Materie drin stecke, ist der Bruch für mich natürlich nicht da. Deine Analyse ist faktisch mit Sicherheit richtig - mir geht es allerdings eher um die emotionale Entwicklung des Themas und ganz besonders die Art der Visualisierung. Wunschdenken - Technik - Konsequenzen... so im rein poetischen Sinne. Letztlich ist das alles für mich ohnehin noch so weit weg, dass es für mein Gefühl so oder so eine Fantasie ist.


Eventuell hab ich deine Formulierung "weiter gedacht" einfach überinterpretiert oder in einen falschen Kontext gesetzt.
Worum es mir schlichtweg ging ist, dass gute Science Fiction immer im Tandem mit Philosophie auftaucht, man schafft ein fiktionales Szenario mit Hilfe einer aus wissenschaftlicher Sicht belastbaren Projektion, aber die Ausgestaltung des Szenarios braucht dann das Handwerkszeug der Philosophie, wo in der Regel wieder Mensch und Menschheit innerhalb dieses Szenarios in den Fokuspunkt rücken.

Diese philosophische Ausgestaltung benötigt allerdings keinerlei wissenschaftlich belastbaren Aufsatzpunkt, sie kann auch ohne zu weiteren Erkenntnissen kommen. Hierzu können etwa auch gezielt konstruierte Gedankenexperimente herhalten, als ein klassisches Beispiel das Höhlengleichnis.

Hierbei haben die Aufsatzpunkte für das Szenario das dann weitergedacht wird imo keine andere Qualität, sehr wohl jedoch eine andere Natur. Und Her würde ich so einordnen dass es auf Sci-Fi aufsetzt und das dann philosophisch ausdenkt, wohingegen BR eher mehr Interesse an einem philosophisch interessanten Aufsatzpunkt hat, und diesen dann einen Science-Fiction Mantel umhängt, der philosophischen Idee aber gegenüber der wissenschaftlichen Belastbarkeit Vorfahrt gewährt.

Und ja, das ist ein sehr verkopfter Angang :)
Aber meines Erachtens durchaus wichtig um einzuordnen was man da eigentlich vor der Brust hat. Ist das etwas was irgendwie erwartbar passieren kann und konsequent zu Ende gedacht wurde, oder eben einfach eine Geschichte die durchaus Querschlüsse zulässt, aber als fiktives Szenario nichts zeigt was in so einer Form erwartbar ist.

Und da würde ich Her einfach in eine ganz andere Schublade stecken wenn es darum geht wie sich dieser Film seinen Oberthemen annähert, als eben BR. Nicht besser, nicht schlechter, aber halt komplett anders. Nichtsdestotrotz ist auch Her recht philosophisch und schafft in meinen Augen so manches Kunststück, etwa sich der Natur von Liebe anzunähern und hierbei eine echte Weitwinkel-Perspektive zu entwickeln die nicht nur in die Breite sondern auch unheimlich in die Tiefe geht, ohne hierbei das Science-Fiction-Szenario mit esoterischem Scheißdreck wie etwa bei Interstellar zu konterkarieren. Sondern im Gegenteil tatsächlich einen Zugriff darauf zu bekommen was Liebe als etwas vom Menschen losgelöstes darstellen könnte, das ist ja durchaus eine interessante Frage, hat sowas wie Liebe eine universelle Gültigkeit oder ist es einfach nur eine evolutionäre Laune.

Aber ich schweife wieder hart ab, jedenfalls sind sowohl BR2049 als auch Her für mich beiderseits auf ihre Weise kleine Meisterwerke die bei mir unheimlich Eindruck hinterlassen haben.


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