Thema:
Re:Was für ein komischer Film flat
Autor: MOGli
Datum:11.01.18 09:26
Antwort auf:Re:Was für ein komischer Film von Pezking

>Finn und Rose sind nicht die zentralen Hauptdarsteller und ich sehe in TLJ auch keinerlei Screwball-Ambitionen.

Finn läuft wassertriefend durch den Hangar.
Finn windet sich an der Fluchtboje, dass sich die Zehennägel rollen.
Finn wird gezappt... "ich kann meine Zunge nicht spüren"... arrrglargl
Slapstick: Verfolgungsjagd durch die Bar, das Paar gabelt eine Laternenkette auf... lauter so ein Zeug.
Und das sind nur Rose und Finn.

>Die Chemie zwischen Finn und Rose war jetzt auch nicht gerade stark, aber erstens müssen die beiden auch keinen ganzen Film tragen (es wäre verheerend für die Sequel-Trilogie, wenn Daisy Ridley und Adam Driver auf der Leinwand nicht harmonieren würden!), und zweitens ist noch überhaupt nicht absehbar, ob die "Romanze" zwischen den beiden nicht eh eine Einbahnstraße bleiben soll, was das komplette Nicht-Knistern zwischen Finn und Rose letztendlich sogar passend machen würde.
>Da sind wir in zwei Jahren schlauer. Stand jetzt kann ich mir Finn und Rose noch überhaupt nicht als Paar vorstellen.


Ich will garnicht auf diese Romanze hinaus. Die Spannung zwischen Finn und Rey in Ep7 war super, gerade weil man weiß, dass dadurch Verletzlichkeit und Chaos drohen. Rose ist in Ep8 schlicht der moralische Kompass (insbesondere für Finn) und bringt sonst wenig mit.

>>Aus dem Star-Wars-Thread habe ich gelernt, dass es reicht, Charaktere einfach reinzuwerfen.

>Du spielst jetzt auf Snoke an? Der hat sich nun mal als Nebenfigur entpuppt. Als Hindernis, das Kylo auf seinem Weg überwinden musste. Diese Rolle macht weitere Infos zu seinen Hintergründen innerhalb der Laufzeit der Filme entbehrlich.

Die neuen Episoden sind voll mit Charakteren, die nicht nur aus dem Nichts kommen, sondern auch nicht motiviert sind, inkompetent sind und deshalb geringeste Relevanz haben - außer für einen Schauwert oder billige Gags.
- Snoke
- Maz
- Phasma
- Hux (diesen Charakter finde ich am unverzeihlichsten - reizvoll wäre ein kompetenter Gegenpol zu Kylo gewesen - jemand, der eben nicht unbeherrscht ist und vor allem etwas beisteuern kann zur Bedrohung)
Schlimm auch, dass viele Charaktere mit Potential schon wieder hops gehen: Der Imperiums-Kapitän ganz am Anfang, Laura Derns Charakter)

>Die Comic-Hintergrundgeschichte von Laureline hat im Film jetzt auch nicht wirklich gefehlt, zur dort erzählten Geschichte hätte sie rein gar nichts beigetragen. Aber so ein dramatischer Ursprung hätte das Potenzial gehabt, beide Hauptcharaktere interessanter zu machen. Was beide IMO bitter nötig gehabt hätten.

Ja, die Ausgangssituation ist unglaubwürdig: Valerian hat gerade zu Beginn nichts liebenswertes und auch keine vernünftigen Prioritäten, was die Romanze zwischen beiden unglaubwürdig macht. Laureline fand ich sehr gut, weil sie in der Kompetenz neben und nur vom Rang her unter Valerian steht. Es war auf Augenhöhe.

>>und der Plot hat bei all seiner Schlichtheit noch durchdachtere Charaktere und eine Welt, die nicht zynisch ist, sondern eine konstruktive Problemlösung sucht.
>
>Bei den Charakteren stimme ich Dir nicht zu, IMO durchleben alle Protagonisten in TLJ eine weitaus nachvollziehbarere und vor allem auch als solche erkennbare Entwicklungen. Bei Valerian standen IMO beide Hauptcharaktere am Ende des Films genau da wo sie am Anfang auch schon waren. Das ist natürlich legitim, wenn ein Film eher "plot-driven" sein will - aber dann ist das halt auch nicht dessen Stärke.


Du hast recht, dass Valerian sehr viel schlichter ist im Charakterbogen: Weg zur Verantwortung, zu Verpflichtung. Finden, was einem wirklich wichtig ist. Aber der Grundton ist ein anderer. Ich würde das Thema in Valerian Nachhaltigkeit nennen. Konflikte werden gelöst im Sinne der vereinten Nationen. Man befolgt die Regeln und  es wird Augenmaß angewendet, wenn die Regeln mit der Gerechtigkeit in Konflikt stehen. Bösewichte werden der Justiz übergeben und müssen die Konsequenzen erfahren. Konstruktiv.

In Star Wars gilt immer das Recht des Stärkeren. Schurken werden quasi in Selbstjustiz erledigt und Konfrontationen enden meist tödlich. Das ist auch ein Abschluss, aber halt ein fauler. In TLJ stört mich bei aller versuchten Ernsthaftigkeit (was ich als gute Bemühung sehe!), dass es selten durchgehalten wird und einiges irgendwie billig hingebogen wird. Platt formuliert wendet Luke einen Taschenspielertrick an, und die Gegner stehen als Idioten dar. Dann stirbt er - es geht wirr hin und her. Ich hoffe nicht, dass sie ihn in Ep9 einfach bequem aus dem Hut ziehen, wenn es ihnen gerade passt.

>Und zynisch fand ich TLJ nun auch nicht gerade. Dazu waren doch gerade am Ende des Films die Guten zu stark (vor allem Luke) und die Aussicht zu hoffnungsvoll.

Ich fand die Kapitalismuskritik (Kasinowelt) viel zu platt. DelToros Charakter passte in meinen Augen garnicht zum ganzen Rest. Prinzipiell eine gute Sache, eine Erweiterung des Spektrums zu versuchen, aber wie oben gesagt: der Film ist eine einzige Disharmonie zwischen Hux-Inkompetenz, Porg-Scheiß, Nonnen-Schubkarre, Milchbart einerseits und ambitionerten Themen wie Helden-Propaganda-Reflexion (sehr gut!) und "war never changes" (sehr platt!) andererseits.

>Die Helden in Valerian suchen jedoch tatsächlich viel zielstrebiger nach konstruktiven Problemlösungen. Sie wirken stets als Experten und sind weitgehend Herr der Lage. Da wirken die Charaktere in TLJ durch die Bank weg fehlbarer, verwundbarer, unsicherer.

Ich hab ein Riesenproblem mit Rey - sie hat keine Fallhöhe. Und Kylo hat als einzig verbliebener Bösewicht keine Ideologie und damit keinen Plan, der eine glaubwürdige Bedrohung darstellt. Er will mit allem brechen, ja - aber er hat keine Vorstellung einer Zukunft. Damit funktioniert persönliches Drama, aber auf galaktischer Ebene sehe ich da ein großes Loch.
Poe lernt Verantwortung und langfristigeres Denken über den emotionalen Moment hinaus, und Finn wird moralisch und ideologisch gefestigt. Wobei der Bogen bei beiden ziemlich ähnlich ist. "Live to fight another day". Das sind schon gute Bögen, da hast Du recht. Man muss natürlich auch beachten, dass Valerian nicht das Problem hat, in ein größeres Gesamtwerk passen zu müssen.

Der Ton ist leichter in Valerian, ja - aber er wird recht konsequent durchgehalten.


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