Thema:
Re:Wenn hier nochmal einer Comic statt Manga sagt, werde flat
Autor: Karotte
Datum:11.12.17 08:53
Antwort auf:Wenn hier nochmal einer Comic statt Manga sagt, werde von magus

Bitte die Spoilertags nur anklicken, wenn man mit Alitas Mangauniversum vertraut ist.



Späßle, aber ich habe diese scharfe begriffliche Trennung zwischen Comic und Manga nie verstanden. Soweit ich weiß, ist „Manga“ einfach der in Japan gebräuchliche Begriff für das, was wir „Comic“ nennen. Natürlich gibt es markante stilistische Merkmale, aber wir reden hier immer noch von einer Kunstform, entsprechend stehen diese Merkmale auch innerhalb der jeweiligen Gattung zur Disposition, während die Übergänge, vor allem in unserem heutigen Zeitalter, fließend sind. Wenn ich etwa einem Unkundigen „Blade of the Immortal“ als Samurai-Manga verkaufen würde, würde dieser vermutlich nicht Hiroaki Samuras fast schon naturalistischen Zeichenstil erwarten. Zugleich sind spätestens mit Frank Miller viele dieser „Manga Merkmale“ in die westliche Comicwelt gekommen, während z.B. Taiyo Matsumoto sich sehr von Moebius inspirieren lässt. Von dem phänomenalen italienischen Disney/Manga-Mix „Sky Doll“ will ich gar nicht erst anfangen.

Imho taugt die Unterscheidung zwischen Manga und Comic nur für eine ganz grobe Einordnung, wenn überhaupt.

—— Exkurs Ende ;o) ——

Zum Film: Für mich hat die erste, neunbändige Alita-Reihe einen Status, der wohl am ehesten mit der Star-Wars-Leidenschaft mancher Forumsuser hier verglichen werden kann. Ich finde Alita, ihre Lebensgeschichte, einfach alles in dieser Welt zum niederknien. Ich warte seit 15 Jahren auf diesen Film und werde vermutlich Zeit meines Lebens kein bedeutenderes Kinohighlight mehr erleben.

Und nach einer ersten Phase der Irritation gefällt mir das, was ich da sehe, verdammt gut! Die Optik ist wuchtig und die enorme erzählerische Bandbreite der Comics wird zumindest angedeutet („Ob der Körper gut oder böse ist, liegt an dir“, „Die starken fressen die Schwachen“, „Ich würde dir mein Herz geben“ und die derbe Killercyborgparade). Vor allem der kurze Zusammenstoß mit Zapan in der Kansas Bar am Ende - FANTASTISCH! Genau so muss das!

Die Augen sind imho auch nicht der Knackpunkt. Evtl. fehlt bei den extremen Nahaufnahmen ein Element außer den großen Augen, welches auf die Cyborgnatur von Alitas Gesicht hindeutet. So haben etwa die Szenen, in denen man ihren Körper deutlich sieht (wo sie die Arme ausstreckt oder Hugo „ihr Herz gibt“) zumindest für mich auf Anhieb funktioniert. Und sie trägt ja auch immer Shirts, deren Kragen gerade so weit ist, dass man zwischen dem Ende der synthetischen Haut und dem Beginn des Stoffes noch einen kleinen Teil ihres Maschinenkörpers sieht. Vielleicht gibt es ja in der finalen, unkomprimierten Fassung, die man im Kino sehen wird, irgendein subtiles Element, das auf den künstlichen Ursprung ihrer Gesichtshaut hindeutet, wodurch unserem Gehirn ein gewisses Maß an Abstraktion ermöglicht wird?

Herrje, wie soll ich nur die kommenden SECHS FUCKING MONATE überleben? steh mir bei!


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