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Re:Hab wohl die Upsidedown Version von Staffel 2 gesehen... flat
Autor: token
Datum:30.10.17 16:42
Antwort auf:Hab wohl die Upsidedown Version von Staffel 2 gesehen... von Derrick

>Anders kann ich mir nicht erklären warum diese hier teils so in den Himmel gelobt wird. Ich fand sie zwar ganz Ok aber bei weitem schwächer als Staffel 1.
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Hehe, ich bin auch überrascht, allerdings im umgekehrten Sinne :)

>-SPOILER-
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>Da waren mir einfach zu viele nervige Sachen drin. Dieser dumme eindimensionale Proll-Stiefbruder der einfach nur schlecht geschrieben war inklusive cliche Prügelvater.
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Ich fand den Typ als Bully cool, war jetzt auch nicht stärker überzeichnet als der Junge der auf dem Dorf die dicke Nummer markiert, das aber eben nur in seinem Kaff ist, was es so lustig macht. Diese Form von Stereotypen sind nicht neu für die Serie, sie spielte diese schon in Staffel 1 aus. Der Stereotyp ist jetzt auch für sich kein Problem, denn die Stereotypen gibt es ja, die kennt man auch selbst. Es wird erst dann zum Problem wenn die Schreiber ihre Figuren nicht verstehen. Und genau das ist ja die Stärke der Macher und das was den Cast insgesamt so interessant macht, die Schauspieler haben da Rollen die einfach nachvollziehbar sind, speziell wie gut die Lebenswirklichkeit von Kindern und Jugendlichen eingefangen wird ist erste Sahne. Wobei den Machern natürlich in die Karten spielt, dass sie mit dem Zeitsprung eben den direkten Bezug zu dieser haben, und keine Mitdreißiger sind die aus heutiger Sicht zu beschreiben versuchen was die Youtube-Generation an- und umtreibt, wie sie reden, wie sie denken, wie sie sich verhalten. Die haben das ja selbst mitgemacht, spielen diesen Vorteil dann aber auch gekonnt aus. Und Bully-Klischee hin oder her, wo kommt sowas denn in der Regel her? Eben.
Das Skriptklischee hätte man eher gehabt, wenn er dann im Finale zum Helden wider Willen wird, seine charakterlich coole Seite zeigt wenn echte Gefahr im Verzug ist. Genau damit hatte ich gerechnet und war positiv überrascht als er seinen Snooze bekommt und einfach als wütendes Arschloch endet dem man Grenzen aufzeigt.

>Die kitschige Szene wo der Junge wie wild und vom Teufel besessen aufm Papier was kritzelt und es klar war dass das alles zusammengehört. Das hat man imo gefühlt schon so oft gesehen.
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Ja, hat man. Man kennt alle Motive. Monster, Parallelwelt, Besessenheit, paranormale Fähigkeiten, die Leiden und Freuden des Aufwachsens, nichts davon ist neu. Mit diesen Motiven zu arbeiten ist allerdings nun mal the fucking joke von Stranger Things. Und da bleibe ich dabei dass Staffel 2 dieses mal eine eigene Nummer daraus macht, ich bin über diesen Vorwurf der fehlenden Eigenständigkeit im Zusammenspiel damit Staffel 1 zu loben aufrichtig erstaunt, denn während ich in Staffel 1 vornehmlich eine Zitatesammlung sehe, macht imo Staffel 2 viel eher ein eigenes Ding draus. Zwar wieder mit den bekannten Motiven des 80er/90er-Films, wobei wir das ja auch sehen wollen, aber nun viel selbstbewusster, es ist jetzt halt wirklich ein eigenes Ding und keine Aneinanderreihung von Sequenzen die die Kennstekennste-Karte ausspielen. Was man kennt sind die Zutaten, aber jetzt ist es auch ein eigenes Gericht geworden finde ich, und das spreche ich Staffel 1 ab, ich mochte Staffel 1 sehr, aber genau das konnte ich dort nicht erkennen.

>Das El die meiste Zeit von den Jungs getrennt ist. Das hat mir alles zu lang gedauert und gab zu wenig her. Überhaupt fand ich das einfach nicht glaubwürdig dass Hopper die ein Jahr versteckt hält vor den Jungs. Auch wie er sich ihr gegenüber verhält teils. Gerade nachdem was in der ersten Staffel passiert ist.
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Kann ich auch nicht nachfühlen wieso du das so siehst, speziell wenn man den Hintergrund der beiden kennt. Ich finde das passt zu Hopper. Wir lernen ihn auch in Staffel 1 als jemanden kennen der den Zugriff auf sein Leben verloren hat, weil er seine Probleme nicht löst, unbeholfen durchs Leben stolpert und erst unter Druck Eier und Herz zeigt, aber auch den Mut aufbringt beschissene Entscheidungen zu treffen, wenn er sie als kleinstes Übel wahrnimmt. Hopper muss Elfie nicht nur vor der Außenwelt beschützen, sondern auch vor sich selbst und die Außenwelt vor ihr. Dabei hat er eigentlich keinerlei perspektivischen Plan, verschließt davor aber die Augen, er löst dieses Problem nicht, er greift es auch nicht an. Er hangelt sich einfach von Tag zu Tag. Das ist nun mal Hopper, er hat diese Makel, diese sind für seinen Charakter weder neu, noch sind es schwierig nachvollziehbare menschliche Probleme. Wer kennt es denn nicht dass er sich irgendwas ans Bein bindet, was so nicht dauerhaft funkionieren kann, aber statt irgendwas zu tun, einfach weitermacht, als ob die Lösung für so ein Problem irgendwann vom Himmel fallen würde.

>Ich fand Els Story auch lahm mit ihrer komischen Schwester. Hat für mich nicht gepasst. Folge 7 war in der Hinsicht einfach Zeitverschwendung. Und ich finde ihre Originstory ist jetzt auch durch. Muss man nicht alles so breittreten bzw. ist da gefühlt alles gesagt.
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Elfie hat zwar einen Käfig gegen einen anderen getauscht, aber im neuen Käfig wird sie geliebt und ist nicht mehr Versuchsobjekt. Sie macht in der Staffel schon einen großen Schritt nach vorne, lernt besser und besser zu reflektieren was richtig und was falsch ist. In Staffel 1 ist sie eher eine Art paranormaler Autist, hat keine Ahnung von nichts, wird in Staffel 2 aber langsam zum Mädchen, emanzipiert sich, und zeigt da wo es darauf ankommt Charakter, Stärke und Menschlichkeit. Nicht ohne Irrungen und Wirrungen, aber genau so was gehört nun mal zu einem Lernprozess. In Staffel 1 ist sie ein gefährliches Instinktwesen, in Staffel 2 wird sie zum Mädchen. Die Elfie welche die Szene bei der Wiedervereinigung betritt ist um einiges weiter als die Elfie welche der Gruppe verloren geht, und ich finde diesen Weg hat es auch unbedingt gebraucht für ihren Charakter, das "Ding" an Ende von Staffel 1 war nicht gesellschaftsfähig, das war etwas das man eben nicht auf einen Tanzball hätte schicken können oder mit Kids hätte abhängen lassen können, und diesen Wandel der perspektivisch auch wichtig ist, wenn man an der Figur festhalten möchte, hat man gut und verständlich hinbekommen.

>Dann die Sache mit Dart. Auch der Storystrang hat für mich einfach nicht funktioniert da mir das alles nach den Ereignissen von Staffel 1 zu unplausibel ist. Dustin findet das komischste Viech überhaupt und kommt nicht auf die Idee dass es ausm Upsidedown ist während sein Kumpel dort immer wieder mal Psychourlaub macht? Ok...
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Joa, okay, wobei Dustin sich insofern noch nachvollziehbar verhält, als dass so eine Tierbindung für ein Kind nicht so ungewöhnlich ist. Und Dart zeigt ihm gegenüber eine Zutraulichkeit die zumindest halbwegs verständlich macht, warum Dustin Dart beschützen möchte. Was für mich nicht passt ist einfach, Dart ist kein Individuum, laut Story ist er ein Teil des Hives, da passt die Individualität von Dart irgendwie nicht rein.

>-SPOILER ENDE-
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>Also ne dritte Staffel brauch ich ehrlich gesagt nicht. Bei aller Liebe zu den 80ern aber die Serie fühlt sich schon arg gestreckt an und die Dynamik der Gruppe die ich so gut fand, gabs hier einfach nicht mehr so. Auf nochmal Demodogs kann ich verzichten.


Ich war ein wenig skeptisch ob ich eine zweite Staffel mit den gleichen Leuten brauche, ob man das irgendwie vernünftig weiter erzählen kann, dachte eher es ist besser es wie bei Fargo zu machen. I was wrong, her mit der dritten Staffel!


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