Thema:
Re:Dito flat
Autor: token
Datum:30.10.17 12:27
Antwort auf:Re:Dito von magus

>Das muss natürlich nicht für jeden gelten, aber wer wirklich meint, dass Orville die bessere neue Star Trek Serie ist, ist gedanklich wohl einfach bei den 90er Star Trek Serien hängen geblieben und dem ist dann auch nicht mehr zu helfen.  
>

Nun ja, du hast dir ja schon viel Mühe gemacht mit deiner Analyse, ich fühle mich da aber eher nicht gut getroffen ;)

Ich sag mal so, Orville ist Hommage, wenn man TNG-Magie vermisst findet man in Orville genau das. Dass solche Serien wie einst aus heutiger Sicht so nicht mehr funktionieren könnten, stellst du ja selbst fest, Orville umschifft das Problem in dem es die Dinge die aus heutiger Sicht so nicht mehr funktionieren mit liebevoller Selbstironie durch den Kakao zieht. Diesen Balanceakt einerseits die Vorlage ernst zu nehmen und den naiven Aufsatz der Vorlage mit dem Vehikel Humor ins Jetzt zu holen, kriegt die Serie nicht immer perfekt hin, aber gut genug um zu funktionieren. Dementsprechend fühle ich mich bei Orville einfach wohl, weil es etwas zurückholt, was schon begraben wurde, und diesbezüglich alternativlos ist. Ich sehe das in etwa so, wie ein Kickstarter-Projekt das ein schon abgetriebenes Spielprinzip zurückholt, auch hier ist man froh wenn es top notch wird, aber auch nicht überstreng wenn es nicht zu mehr reicht als die alte Faszination halbwegs gut zu bedienen, weil man weiß, sonst gibt es da halt auch keine Alternativen, da ist der Spatz in der Hand besser als die Taube auf dem Dach. Und ja, ohne Frage funktioniert Orville auch über weite Strecken wegen dem Nostalgie-Charme, hätte es TNG nie gegeben, dann hätte man bei Orville wahrscheinlich ein großes Fragezeichen über dem Kopf. Es ist aber durchaus legitim diese Karte zu spielen.


Discovery hat in diesem Aufsatzpunkt keine Aktien drin, es nimmt die Marke ST als Szenario, und probiert darin ein modernes charaktergetriebenes Action-Drama. Obwohl meine persönliche Faszination an der Marke andere Schwerpunkte hat, bin ich durchaus offen für eine andere Interpretation. Ich mag bspw. auch die Reboot-Filme.
Allerdings muss das dann auch bitte funktionieren. Für mich funktioniert das in Punkto Actiondrama dann, wenn eine Serie sich nicht bitter ernst mit, und mit extrem hohem Tempo und Wendungen und Cliffhangern im Minutentakt glänzt, da fühle ich mich gut unterhalten und bin bereit diverse Ungereimtheiten oder Dümmlichkeiten wegzublinzeln, weil es einfach Spaß macht. Erste Staffel Prison Break wäre da etwa ein gutes Beispiel, dämlich, aber enorm spaßig.
Oder aber, man nimmt sich ernst, lässt Inhalte atmen, nimmt sich Zeit für Entwicklungen, ist dabei aber auch verdammt clever unterwegs, so dass so eine slowburner Spannung entsteht.

Und Discovery hat in meinen Augen halt das Problem, dass es einerseits ziemlich blöde und regelrecht faul konsturiert ist, diese Schwäche aber nicht durch hohes Tempo und viel Fun wett macht, sondern sich bierernst nimmt. Im Hinblick auf diesen Anspruch aber viel zu billige Skripte hat, mit inhaltlichen Mängeln auf allen Ebenen, inklusive Längen.

Sprich, ich bin durchaus offen für andere Ansätze, habe aber je nach Ansatz eine andere Anspruchshaltung. Und vor diesem Hintergrund habe ich mit Orville eine Serie die für mich funktioniert, und mit Discovery eine die nicht funktioniert. Und damit so zu tun, als ob es bei den Dingen die man Discovery vorwirft lediglich darum geht, dass man ein anderes Gericht bekam als das bestellte, macht man es sich zu einfach. Es geht nur darum, dass dieses Gericht, auch vor dem Hintergrund was dieses Gericht darstellen möchte, schlecht zubereitet wurde.


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