Thema:
Ich wollte den Film mögen flat
Autor: Vern Schillinger
Datum:12.10.17 01:16
Antwort auf:Blade Runner 2 von Nightfall

Ich liebe Blade Runner. Ich liebe Ryan Gosling und gebe es offen zu. Ich bin zwar hetero, aber wenn ich ihn treffen und er mich fragen würde, ob ich bumsen will, dann würde ich wahrscheinlich zustimmen. Blade Runner 2 ist aber leider kein guter Film.

Die Story ist superbanal und einfallslos wie in einem Manga aus den 80er-Jahren. Die ganze Geschichte ist ähnlich doof und metaphorisch aufgeblasen wie bei Alien Covenant. Als ob man auf Teufel komm raus versucht hat, dem Stoff eine besondere Bedeutung einzuprügeln. Das ist stellenweise fast schon lächerlich und schockierend naiv. Als hätte das ein Mensch inszeniert, der seit 30 Jahren keinen Film mehr geguckt hat.

Ich weiß nicht, ob Jared Leto und Robin Wright Penn schlechte Performances geliefert haben oder ob die Figuren einfach nur ganz schlecht gezeichnet waren. Gerade der Jared Leto-Charakter wirkte wie das hundertste Abziehbild des typischen, durchgeknallten Bösewichts, natürlich inklusive Gottkomplex, Wahnvorstellungen, innerer Zerrissenheit und Heath Ledger-Joker. Das hat beim Zusehen wirklich wehgetan.

Der Soundtrack war so schlimm. Als hätte Skrillex den Original-Soundtrack remixed und anschließend durfte Hans Zimmer die Dubstep-Drum-Spur entfernen und durch sein Trademark-Gepolter ersetzen.

Harrison Ford spielt sich ja mittlerweile sowieso nur noch selber und wirkt immer wie ein Irrer, der glaubt, Han Solo, Indiana Jones und der Blade Runner zu sein. Ryan Gosling war cool, hat aber halt wie immer Probleme, sobald er emotional werden muss.

Das Design-Department hatte es offensichtlich nicht leicht. Wahrscheinlich wurden sie gezwungen, sich so nah wie möglich an der Ästhetik des Originals zu orientieren. Deshalb sieht Vieles so aus wie vor 40 Jahren erdacht, was in manchen Fällen cool, aber leider oft auch völlig deplatziert wirkt.

Optisch war der Film sehr stark, aber manchmal war es zu dick aufgetragen. So krass habe ich "Style over Substance" schon lange nicht mehr in einem Film erlebt. Manche Sachen machen einfach keinen Sinn, sehen aber geil aus. Einfaches Beispiel: Die Welt ist übervölkert und Platz ist Mangelware, aber trotzdem sitzt da der Rezeptionist ganz alleine an seiner Tastatur, die fest in einen zehn Meter großen Tisch integriert ist, weil es halt cool aussieht, wenn ein Glatzkopf alleine an einer 15 Meter langen Theke sitzt und in eine fest eingebaute Tastatur hackt, die ihn zwingt immer an derselben Stelle zu sitzen.

Unscheiße fand ich eigentlich nur die ersten Minuten, was aber vor allem am Dave Bautista lag. Seine Darbietung ist das Einzige, was sich bei diesem Streifen glaubhaft und ehrlich anfühlt.


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