Thema:
Re:Die Frage aller Fragen (heavy Spoiler für beide Filme flat
Autor: suicuique
Datum:08.10.17 11:35
Antwort auf:Re:Die Frage aller Fragen (heavy Spoiler für beide Filme von Akira

>... und dann bin ich NATÜRLICH pissed, wenn nur ein "Hab ich anno pief schon ausführlich begründet, Problem gelöst, Ticket geschlossen" kommmt.

Hab ich so nicht gemeint und auch nie geschrieben. Ich wollte lediglich ausdrücken dass ich das Original nicht nochmal thematisieren möchte, bevor man mir aber unterstellt ich würde anstreben Diskussionen abwürgen zu wollen, bin ich gerne bereit meine Argumente noch einmal dar zu legen.

Warum Deckard im Original ein Mensch sein soll IMO:
1) Er jagt Replikanten. Aus Storytechnischer Sicht gibt es keinen Grund dafür einen Replikanten einzusetzen. Ganz im Gegenteil spräche sehr vieles dagegen.
2) Der  voight kampff Test der im Film eingesetzt wird um verräterische Reaktionen bei den Replikanten zu provozieren löst bei ihm keinerlei sichtbare Reaktionen aus. Granted: seine Pupillen sind nicht im Focus der Maschine, und er könnte sich im Laufe der Zeit "abgestumpft" haben. Letzteres spräche gegen die Darstellung im Film dass es ein todsicherer Lackmustest für Replikanten sei.
3) Leuchtend Pupillen sind kein Argument. Wären sie das. Wäre eine Befragung mittels des Voight Kampff Testes gar nicht nötig.
4) Scott hat  bei mehreren Gelegenheiten im Detail erklärt welche Kameratricks sie einsetzen mussten um den Augen Rachels dieses Leuchten zu verleihen. Bei Harrison Ford haben sie das nicht eingesetzt. Ergo halte ich die leuchtenden Augen bei Deckard für eingebildet oder nachträglich ergänzt.
5) Der Twist dass Deckard ein Replikant wäre, wäre ein Twist um des Twistes willen. Die Geschichte bzw die Hauptfrage die der Film aufwirft (WAS genau ist das Bewusstsein/Seele was uns zu Menschen macht) erfährt dadurch keine weitere tiefere Bedeutung. Ganz im Gegenteil leidet die Erfahrung des Zuschauers darunter: Dieser hat aus dem Blickwinkel Deckards (stellvertretend für Mensch) gerade erfahren wie fließend die Grenzen menschlichen Selbstverständnisses sind und welchen Automatismen man selbst unterworfen ist. (Als solchen hatte ich seinen Traum interpretiert.)
Diese zentrale Frage kulminiert übrigens im Tod Battys, als dieser Gnade walten lässt, eine Tugend die zuweilen als die menschlichste angesehen wird. Dass das Ziel dieser "Menschwerdung" eines Replikanten-Antagonisten ein Replikant wäre statt eines Menschen, würde diesem Finale einiges an Impact rauben.
6) Weder Tyrell noch andere Personen des Films lassen  in irgendeiner Weise vermuten Deckard wäre ein Replikant. Allein Gaff soll darüber informiert sein? Does not compute.
7) Ich kann mich beim Originalrelease des Films an keine ernsthafte Diskussion erinnern in der diese Frage thematisiert worden ist.

Das Origami Einhorn ist das einzige handfeste Indiz das darauf hindeutet und ich halte es für einen Mechanismus den man in Adventurespielen als "red herring" bezeichnen würde. Gaff stellt die ganze Zeit kleine Origami Figürchen her. Der erigierte Penis den er baut, baut er weil er Augen im Kopf hat und sieht wie Deckard auf Rachel reagiert. Nicht weil er weiss wie Deckard "programmiert" ist. Zumal selbst wenn Gaff wissen sollte dass Deckard ein Replikant ist warum sollte er gerade über seinen implantierten Traum wissen? Ergibt keinen Sinn.

Das zum Original.
In der Fortsetzung spricht kein Indiz dafür dass Deckard ein Replikant sein soll, aber so ziemlich alle dagegen. Ich habe aber Blade Runner 2049 noch nicht so im Geiste parat, dass ich da jetzt mit einer Aufstellung dienen könnte.

gruß


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