Thema:
ES war kein Gruselfilm (keine Spoiler) flat
Autor: Sunspecter
Datum:30.09.17 00:40
Antwort auf:ES (KINO) - Zweiteiler fürs Kino von jabbathehutt

Also zumindest nicht in dem Sinne, wie ICH Grusel definieren würde.

Es gab genau eine Szene, wo ich kurz zusammengezuckt bin (Badezimmer), that's it. Der Rest war eine unterhaltsame Geisterbahnfahrt. Und als das hat der Film auch funktioniert. Den "Geist" des Buches wollte er gar nicht einfangen.

Nix mit psychologischem Horror. Nix mit Subtilität. Nix mit geilen Vorgeschichten oder gar detaillierter Charakterzeichnung. Muschietti hat einfach ein paar Highlight-Szenen aus der Vorlage rausgepickt und in seinem Mama-Style abgefilmt (den ich übrigens ziemlich mau fand). Das habe ich -  auch nach dem tollen Trailer - genau so erwartet, und hatte meinen Spaß dran. Wundere mich ein bisschen, dass Leute (Derrick unten) da mehr bzw. ein detailgetreueres Werk erwartet haben. Dafür ist der Regisseur auch imo zu sehr Money-Shot-Handwerker. Um den Geist des Buches einzufangen und die perfekte Film/Miniserie abzuliefern, MUSS man sich als Director zurückhalten. In jedem Fall deutlich mehr, als es Herr Muschietti getan hat.

Ich hatte meinen Spaß dran, liebe aber auch das Buch. Ich trenne beides voneinander. Das hier hätte auch einfach nur Monster-Movie xy heißen können. Mir gefiel der B-Movie-Touch. Stop-Motion, Maske und Moveset des Clowns waren außergewöhnlich, fast schon 80er.

Ebenfalls gelungen: Der Cast. Das Ginger-Girl ist fast schon zu hübsch, alter Schwede. Die Jungs haben gut harmoniert (bis auf Stan, der war ein bisschen lame). Ich mochte die kleinen Details (Flasche, Fahrrad, Blicke) und die Coming-of-Age-Momente. Die Gags von Ritchy haben überraschenderweise alle gezündet - da kam wirklich 80er-Flair bei rum (was auch an der Synchro lag, interessanter Punkt @Rac).
Klar, hätte ich davon mehr und tiefer sehen wollen. Aber wenn's nach mir ginge, hätte ich da ne Mini-Serie mit Regie von Kubrick und Drehbuch von Aaron Sorkin draus gemacht. Aber mich fragt ja keiner.
Interessant auch: Der Film hätte fast genau so auch vor 20 Jahren gedreht sein können. Die Projektor-Szene war fantastisch.

Ein handfester Kritikpunkt: Das Sounddesign. Alter Verwalter. Es spricht nicht für den Regisseur, wenn er auf Teufel komm raus Angst erzeugen will, indem er den Regler ständig übersteuert. Es war in den Clown-Sequenzen einfach VIEL ZU LAUT. Soundtrack war praktisch nicht vorhanden oder ein Gefühl für, wann setze ich Musik wie wo ein.

Ich mochte ES. Wenn man es schafft, sich von der Vorlage zu lösen, kann man da sehr viel Spaß dran haben. Oder man analysiert ihn zu Tode und vergleicht ihn mit dem Buch. Dann Gute Nacht.

7 von 10 Beverly Marshs.


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