Thema:
Re:Wieso "Skandal"? flat
Autor: token
Datum:27.07.17 15:43
Antwort auf:Re:Wieso "Skandal"? von Pezking

>>>Der Autor findet doch einfach nur das Buch scheiße?
>>>
>>>Und wenn ich mir den Textauszug dort durchlesen...huiuiui, dann kann ich das nachvollziehen, das ist schriftstellerisch echt hundsmiserabel.
>>>
>>>Ich weiß natürlich nicht, wie repräsentativ diese Leseprobe für den ganzen Roman ist.
>>
>>Das ist so, als würde man eine von G.R.R. Martins ausschweifenden Buffet-Beschreibungen zitieren und daraufhin die gesamte ASOIAF Serie verreißen.
>
>Die sind aber nur stinklangweilig - nicht fremdschämig.
>
>Wobei ich das Fremdschämige etwas relativieren würde, wenn der Roman tatsächlich klar eine Young-Adult-Zielgruppe im Visier hat.


Nee, er hat eher nerdige Manchilds als Zielgruppe.
Relativieren musste den Abschnitt tatsächlich dadurch dass er aus dem Kontext gerissen wurde, denn erzählerisch wird da die Ich-Perspektive des Helden gefahren, und dieser ist eine dystopische White-Trash-Figur die passenderweise in einem dystopischen Trailerpark haust, bei dem die Wohnwagen aus ökonomischen Gesichtspunkten nicht mal mehr nur frei rumstehen, sondern haushoch aufeinander gestapelt werden. Dass dieser junge Bursche mit zwar angeborener Cleverness aber ohne jegliche Priviligien aufgewachsen bei der Beschreibung der Entwicklung seiner Obsession nicht wie Goethe sondern wie aufgeregte Schnauze schnabbelt passt.

Man kann sich die Frage stellen ob der Autor überhaupt zu mehr fähig wäre, und ich würde sagen, nein, ich sehe aber auch eine gewisse Stärke darin wenn jemand weiß was er nicht kann und es dementsprechend gar nicht erst versucht, sondern das macht was er kann.

Und was RPO kann ist eben Nerdkultur, und statt seinen Leser mit selbstverliebten seitenlangen Auswüchsen zu quälen, wird hier einfach auf das Gaspedal gedrückt. Es will den Leser einfach nur durchgängig unterhalten.
Ich fand das recht charmant, auch den Aspekt dass klar durchscheint dass da einfach ein Nerd Bock hatte ein flottes Buch zu schreiben und da seinen Passionen frönt. Halt einer von uns.

RPO ist natürlich seichte Kost und will nix anderes sein, und auch in der Klasse der einfach gestrickten Pageturner ist das eher literarisches Mittelmaß dessen Spaßfaktor hart vom special interest abhängt, auch wenn die Zukunftsvision punktuell gar nicht mal so übel ist.

Ich hatte damit als Urlaubslektüre zum Abschalten unkomplizierten Spaß, wirklich verstehen kann ich jetzt auch nicht wieso gerade dieses Buch nun von Spielberg verfilmt wird, aber hey, in einer Welt in der Twilight verfilmt wird, würde sowas wie RPO gar in die Hände von Kubrick gehören. Für den Autor freut es mich, der machte im Teil mit den persönlichen Worten auch einen sehr bodenständigen und dankbaren Eindruck.


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