Thema:
Re:Spoiler S3E10 flat
Autor: token
Datum:22.06.17 12:25
Antwort auf:Re:Spoiler S3E10 von Droog

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>>Das Jimmy ihn Quasi hinrichtet, wie du es nennst, ist bei dem Verhältnis was die beiden haben, absolut klar. Spätestens seit der Szene am Sterbebett der Mutter, weiß man dass Chuck Jimmy nur hasst, weil deren Mutter Jimmy mehr geliebt hat.
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>Deswegen habe ich für Chuck auch Mitgefühl und ist für mich deshalb auch nicht der allerletzte Buhmann, wie er von den Meisten dargestellt wird. Dann auch noch die Szene mit seiner Frau, die die Blicke von Jimmy garnicht mehr lassen kann.
>Das "Ekel" in ihm wurde halt über all die Jahre geformt.
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>Menschlich alles für mich nachvollziehbare Verhaltensweisen.


Alles ein Resultat aus Chucks egozentrischem Arschlochgehabe, in welchem er sich für sich selbst auch noch heuchlerisch Recht gibt.
Was sehen wir in der finalen Folge?
Die Serie versucht noch ein Quäntchen Empathie für Chuck herauszukitzeln um seinem Verfall noch ein wenig Dramatik mitzugeben. Aber auch hier bleibt sie der bisherigen Charakterzeichnung von Chuck treu. Nicht nur das, sie führt sie gar zu ihrem Schlusspunkt und zieht Chuck endgültig die Hosen runter.

Es ist nicht die Frage was wir in der Rückblende sehen, Chuck liest Jimmy ein Buch vor, sondern was wir nicht sehen. Etwas was wir noch nie von Chuck gesehen haben.
Chuck setzt sich für Jimmy ein. Chuck interessiert sich mal nicht einfach nur für Chuck sondern für einen anderen Menschen. Aus Liebe und nicht aus Eigennutz.
Genau das gibt es nicht bei Chuck.

Chuck ist ein egozentrisches Arschloch, und er versteckt diesen Charakterzug vor sich selbst indem er sich vormacht er wäre nicht egozentrisch sondern würde sein Leben nach anständigen Idealen richten. Chuck geht nicht auf Mesa Verda wegen Kim und Jimmy, sondern rein sachlich aufgrund der Interessen der Kanzlei. NATÜRLICH.
Chuck hält Jimmy nicht deswegen klein und verbaut ihm Chancen sich zu beweisen weil er aus einer selbst verschuldeten Neidposition von Missgunst und dem Bedürfnis einer Überlegenheitsstellung umtrieben wird, sondern aufgrund seiner Menschenkenntnis und den Interessen der Kanzlei. NATÜRLICH! Chuck stellt Jimmy nicht deswegen eine Falle um ihn zu ficken und weil er von ihm verarscht wurde, sondern aus Liebe zum Gesetz.
NATÜRLICH!

Dieser ganze Komplex wird auch ziemlich klar und stringent abgewickelt, wie gesagt, selbst der Rückblick in der letzten Folge der Jimmy abseits seiner emotionalen Erschütterung durch Kims Unfall noch irgendein weiteres Motiv mitgeben soll um bei Chuck aufzukreuzen, zeigt eine Sache nicht. Einen Chuck der Jimmy hilft, ihn unterstützt, ihm Vertrauen schenkt und dessen Vertrauen dann von Jimmy enttäuscht wird. Weil es etwas derartiges schlichtweg nicht zu zeigen gibt.
Chuck denkt in erster Linie an Chuck. Chuck sieht Chuck. Chuck liebt Chuck. Und will geliebt werden. Aber wenn es darum geht warum er nicht geliebt wird dann ist natürlich nicht Chuck daran Schuld. Sondern Jimmy. Er nimmt ihm die Liebe weg die er verdient hätte. Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt.

Chuck bekommt seine drastische Abrechnung gar nicht mal in erster Linie von Jimmy. Sondern von Howard. Sein Bruder im Geiste. Sein Partner. Da hat er jemanden der ihn versteht, vermeintlich so wie er tickt, und der loyal ist. Kein wirklicher Freund, aber ein fucking loyaler Partner. Ein Gefährte.
Und es ist Howard der Chuck unmissverständlich auf die Nase bindet was das Problem ist, und dass er eben nicht wie er ist. Howard ist ein eiskaltes Arschloch, aber kein egozentrisches Arschloch. Er nutzt Chucks Krankheit für sich aus, aber er forciert nichts, er hat kein Interesse Chuck ins Verderben zu lotsen, seine Unterstützung für Chuck hat keinen doppelten Boden, markiert keinen perfiden Plan, sie ist echt.
Und dieser Howard macht ihm kurz und bündig klar, du redest Müll Chuck, dir geht es um dich und sonst um nichts. Das unterscheidet uns.

Nicht nur diesem Tunichtgut seines Bruders kann Chuck charakterlich nicht das Wasser reichen, selbst dieser geleckte Schnösel zeigt ihm wo der Bartel den Most holt und zerschneidet ihm zur Quittung das Tischtuch. Und so wie Chuck im Gerichtssaal begreift dass er sich mit seiner "Krankheit" und was diese "Krankheit" eigentlich ist was vorgemacht hat, so begreift er auch hier, dass er sich selbst in seiner angedachten Form von Play-it-by-the-books-Anstandsvorstellung was vorgemacht hat, dass Howard ihm ein Spiegelbild vorhält dem er argumentativ nichts mehr entgegen setzen kann.

Oooooooh, armer Chuck...ARSCHLOCH!
Simple as that. Arschloch!
So ein Arschloch dass nicht mal mehr Arschlöcher was mit ihm zu tun haben wollen.
Und ich möchte noch was erwähnen.
Hier stand irgendwo "Chuck verfällt dem Wahnsinn."
Auch dem ist zu widersprechen. Wenn man zu etwas verfällt, ist man in einer passiven Position, etwas passiert mit einem worüber man keine Kontrolle hat.
Das ist hier nicht der Fall. Chuck verfällt nicht dem Wahnsinn, er rollt dem Wahnsinn den roten Teppich aus, er wählt den Wahnsinn, der Wahnsinn ist seine Exit-Strategie, der einfache Weg, der Weg wo er sich nicht ändern und in Frage stellen muss.

Der Unterschied zwischen dem Chuck der einen Horrortrip erlebt als er die Straße überquert um seine Zeitung zu holen, und dem Chuck der seine Bude auf der Suche nach einer Stromquelle demoliert, ist ein grundsätzlich anderes Bewusstsein darüber was eigentlich los ist. Der alte Chuck weiß nicht dass er verrückt ist, der alte Chuck ist überzeugt davon unter einer physischen Krankheit zu leiden.
Nicht so der neue Chuck. Der weiß dass er einen Ratsch im Kappes hat. Der kennt die Methoden mit denen er sich wieder erden kann. Der versteht was los ist. Und er versteht sehr wohl was er da macht, wenn er seinen Termin beim Arzt absagt und sich dafür nochmal zusammenreißt, und dann, going full retard. Sicherlich kommt er an den Punkt wo er die Kontrolle verliert, aber diese ganze Nummer kommt nicht aus heiterem Himmel über ihn, es ist ein Fluchtweg für den er sich entscheidet, obwohl er auch andere Optionen hat die ihm zu Füßen liegen, entscheidet er sich dafür sich selbst zu zerstören, lieber in der eigenen Pisse verrecken als einen Fehler zuzugeben.

Tschüss Chuck. Du Arschloch!


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