| sehr gut *Spoiler* |  |
Was die Jungs bei Bada Binge von wegen "Slow Burner" gesagt hatten, ging mal wieder voll auf: Die ersten Folgen denkt man wirklich, man hätte es mit wandelnden Klischees zu tun aber nach vier, fünf Folgen zieht das ganze an und die Figuren bekommen mehr Tiefgang.
Das ganze entwickelte bei mir eine Eindringlichkeit wie nur wenige Serien, es ging mir fast so wie den Kassettenhörern: Ich wusste genau, dass das was kommt richtig scheiße sein wird aber konnte auch nicht aufhören.
Was nicht heißt, dass die Serie perfekt ist. Einige Dialoge waren (vorsichtig formuliert) anstrengend, einige Figuren, insbesondere Tony, für ihr Alter deutlich zu abgeklärt. Der wirkte eher wie ein väterlicher Freund als ein gleichaltriger Mitschüler.
Auch die Handlungen der Figuren waren teilweise fragwürdig, an erster Stelle Hannahs "Ein Teil von mir wollte ihn nie wiedersehen, ein Teil wollte dass er bleibt" - selbst wenn sie vor einer erneuten Enttäuschung Angst hat, Clay dermaßen anzupissen ergab in der Situation einfach nicht den geringsten Sinn (meine Frau hat es auch nicht verstanden und meinte an der Stelle "ok, sie ist auch nen Psycho", falls mir jetzt jemand vorwerfen möchte, ich hätte keine Ahnung von Mädels).
Die letzten Folgen nehmen einen richtig mit, die Vergewaltigung fand ich dabei noch schlimmer als die (erwartete) Selbstmordszene. Wobei ich es der Serie hoch anrechne, dass sie das alles relativ nüchtern erzählt und das Drücken auf die Tränendrüse komplett vermeidet.
Für die 2. Staffel bleiben ja doch noch einige Fragen offen, der angedeutete Amoklauf, die Entscheidung des (beschissenen) Counselors über die Kassetten, die Konsequenzen für die Schüler, der Prozess...ich sehe darin aber im Moment eher Stoff vielleicht für einen abschließenden Zwei-Stunden-Film als für eine ganze Staffel. Muss man abwarten.
Insgesamt für mich 8,5/10.