Thema:
Re:Schlecht war er nicht flat
Autor: token
Datum:29.12.16 12:06
Antwort auf:Re:Schlecht war er nicht von Derrick

>>Zumal der Disney Konzern einem diese Lippen vorsetzt. Und keiner auf der Leinwand verschwendet auch nur einen Blick drauf. Für so ein Verhalten gibt's nicht mal bei Facebook ein Geschlecht.
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>>Finde Tokens These super. Dieses Asexuelle Zeug ist echt schlimm und hat mit Star Wars nix zu tun.
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>Na ja, gerade in Teil 1 passiert sexuell gar nix. Da gibts ein paar Andeutungen ("Sie ist wunderschön!") aber im Endeffekt sind da auch alle nur Kumpels und lächeln sich am Ende ohne jegliche Spannung zu oder dass da das Gefühl aufkäme hier gibts ordentlich Feuer unter der Haube. Das wurde dann durch Empire und Return etwas mehr forciert war aber damals auch eher nen Kumpelsabenteuer als Liebesdreieck.
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Nah, sehe ich anders, du kannst sexuelle Spannungen präsentieren und dementsprechend als Unterhaltungsträger nutzen, gleichwohl aber auch darauf verzichten diese aufzulösen, sofern das schlüssig ist.
Was Lucas gemacht hat, war diesen emotionalen Aspekt in der Dreiecksbeziehung zu reiten, die Schwärmerei von Luke und die Hassliebe-Baggerei von Han sind nicht subtil, aber es gibt keine Climax für diesen Cocktail weil Lucas dann einen Cut macht. Schlacht, Medaille, Fin.
Das ist auch so in Ordnung und nicht unbefriedigend gewesen, zumal die Charakterentwicklung an der Stelle ja auch nicht verpufft ist, sondern Han und Luke ihre persönliche Climax erlebt haben, Luke als Kämpfer und Han der über seinen gaunerhaften Schatten springt und seinem Herzen folgt. Und es war auch nicht frei von Wert, denn der ikonische "I love you -> I Know"-Moment hätte ohne dieses Vorgeplänkel auf der ganzen Reise auch nicht funktioniert.

JJ ist nun hingegangen und hat keinesfalls darauf verzichtet zwischenmenschliche Emotionalität abseits des Freundschaftsgedanken zu bedienen. Und das ist ja auch der Punkt wo ich meine, das sollte man auch nicht, denn für Popcornkino ist das eben ein wichtiges Schlüsselelement das hochunterhaltsam sein kann und die Charakter- und Beziehungszeichnung unterstützt, auch Identifikation um Welten erleichtert. Finn benimmt sich wie ein 12jähriger nach einer Hormonspritze, NATÜRLICH ist er am baggern, plustert sich auf, versucht zu imponieren, lügt, der ist komplett verschossen und das ist nicht nur etwas das dem Zuschauer präsentiert wird, es wird auch im Film reflektiert, bspw. durch Han der sich Finn mal kurz zur Seite nimmt und ihm erklärt wie das mit den Weibern so läuft.
Und das ist eine Riesenstärke von Awakens, es ist auf jeder denkbaren Ebene hochunterhaltsam und macht es uns leicht mit den Charakteren mitzufiebern weil das alles so menschlich sympathisch ist. Dabei etnwickelt Finn nebenbei auch eine Freundschaft, ALLERDINGS NICHT ZU REY, wie McDee oben meint, sondern zu Poe, DAS ist Freundschaft und auch das wurde super umgesetzt ohne dafür viel Screentime zu benötigen, wir können das verstehen was zwischen diesen beiden passiert ist.

Das Problem ist, dass JJ keinen Cut macht, sondern Finn und Rey ihren Moment gibt, und genau da springt einem die Asexualität mit dem Arsch ins Gesicht, was in diesem Moment passiert ergibt keinerlei Sinn, als hätte man Rey und Finn mit Körperfressern ausgetauscht, dabei ist nicht mal das Problem dass sie sich nicht küssen, sondern dass darüber hinaus auch nicht reflektiert wird dass das nicht passiert, nicht mal durch eine Gestik seitens Finn.

Rogue One ist aber noch schlimmer, denn er verzichtet auf Zwischenmenschlichkeit, selbst da wo sie sich aufdrängen müsste. Und Edwards entwickelt die Charaktere auch komplett beschissen. Es ist ein Jammer wenn man sieht wie Mikkelsen Bock hat und alles reinwirft und liefert und dennoch auf verlorenem Posten steht weil die ganze Exposition eine Katastrophe ist. Die Exposition gibt Jyn keinen Charakter, sie gibt der Beziehung zu ihrem Vater keinerlei Substanz.
Der gutherzige Saw der über den Verlauf der Zeit innerlich und äußerlich offenbar verkrüppelt wird gezeigt, und als es dann um seine Rolle als Ersatzvater und den Bruch mit Jyn geht, wird innerhalb einer Szene aus heiterem Himmel der Konflikt auf den Tisch gebracht und sofort wieder aufgelöst. Ich kann den Charakter durch diese Szene und warum er so ist retrospektiv begreifen, ich fühle aber in der Szene NIX weil da rein gar nichts aufgebaut wurde.
Und das zieht sich durch den kompletten Cast, und mir ist es zu billig zu sagen, ja, lala, Zweckgemeinschaft, mehr muss ich nicht wissen. Bullshit!
A bunch of people ist IMMER erstmal eine Zweckgemeinschaft! Das ist keine Begründung für nix.

Das ganze mündet dann in der Ironie dass der tatsächlich menschlichste Charakter in Rogue One ein Roboter ist.
Das ist dann auch derjenige der hängen bleibt.
Verschenktes Potenzial ohne Ende, an sich wäre alles in Rogue One für einen RICHTIG geilen SW-Film am Start gewesen, so bleibt es nur ein tolles Effektfeuerwerk mit SW-Charme.


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