Thema:
Trash von Asis für Asis flat
Autor: token
Datum:29.04.16 14:32
Antwort auf:Hardcore Henry von Kuhschubser

Ich kann den Post von king_erni gut nachvollziehen. Es macht schon einen beträchtlichen Unterschied ob ein Film einfach nur political correctness, guten Geschmack und Menschenachtung über Bord wirft und einfach kompromisslos auf die Kacke haut weil es Bock macht auf diese Weise mal durchzuziehen, oder ob auf eine eklige Weise ziemlich gut durchscheint von welch Geistes Kind solche Attitüden getrieben sind.

Hardcore Henry ist diesbezüglich die eklige Variante. Was ich dann auch noch mitnehme, wenn das Ekel ausreichend handwerkliches Talent mitbringt und es trotzdem fetzt.
Leider überzeugt Henry auch hier nicht wirklich. Es fängt ganz gut an, und bis zum Schluss gibt es inszenatorisch durchgehend ganz geile Ideen. Nur ertrinkt der Film in seiner Actionpace, setzt diese Ideen nicht gut in Szene, dem ganzen fehlt einfach der Flow. Da wäre weniger mehr gewesen, so jedoch hat der Streifen trotz vermeintlich kurzer Laufzeit das Transformersproblem und nach gutem Beginn wirkt er zunehmend belanglos und ermüdend.
Insgesamt wird auch schlecht kaschiert dass wohl nicht allzu viel Budget zur Verfügung stand, Baustellen und Häuserruinen die als Set herhalten sollen werden irgendwann zu viel des Guten.
Story ist zweckmäßig und flach gehalten, wird recht wirr und unfokussiert angetrieben und nimmt im Film vielleicht 5 Minuten Raum ein. Schauspielerisch schwankt es zwischen okay und amateurhaft fremdschämig.

Wer ihn im Kino verpasst, hat nichts verpasst. Wahrscheinlich funktioniert der Film ob seiner Machart auf dem TV eh besser, und er ist qualitativ eh in einer Direct-to-DVD-Kategorie besser aufgehoben als auf der großen Leinwand. Das ist schon ziemlich trashig und definitiv ohne die besondere Note die einen solchen Trash wirklich abhebt. An sich bräuchte der Streifen einen VHS-Release, das würde perfekt passen.

Ist er dennoch sehenswert? Ja, irgendwie schon. Einen proof of concept sehe ich nicht, eher einen Nachweis dass so ein Ansatz funktionieren "könnte" wenn man es besser macht, aber hier sind die Macher mit einer Laufzeit von mehr als 10 Minuten dezent überfordert und bei Musikvideos besser aufgehoben. Aber nichtsdestotrotz ist das schon recht einzigartig und somit definitiv den Blick wert. Es mangelt dem Streifen wie gesagt auch nicht an coolen Ansätzen, wahrscheinlich könnte man das was da ist mit einem talentierteren Cutter und 20 Minuten weniger Laufzeit nochmal eine Stufe höher heben. Das merkt man ja allein am Trailer den ich ziemlich fett fand. Und der Film ist irgendwie auch sowas wie ein 90 Minuten langer Trailer, dem aber genau diese Fingerfertigkeit für den Flow und den Punch den der Trailer hat, abgeht.
So bleibt es ein interessantes Experiment das punktuell leider recht unsympathisch rüberkommt.


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