Thema:
Re:Space Fantasy und nicht Science Fiction? flat
Autor: membran
Datum:23.02.16 15:21
Antwort auf:Space Fantasy und nicht Science Fiction? von Faerun

>Ich kenne mich mit den Genrebezeichnungen wie es aussieht nicht ausreichend aus, denn zuletzt las ich in einem Reddit-Thread auf r/books, dass SW kein richtiges SF sei, sondern Space Fantasy. Habt ihr mal davon gehört? In der Zukunft zu spielen scheint kein hinreichendes Kriterium für SF zu sein, was ich durchaus einsehe.

Ich kenne nur die Bezeichnung "Science Fantasy" als Gegenentwurf zu Science Fiction. Star Wars wiederum wird auch oft als "Space Opera" bezeichnet (iirc nannte das Lucas das damals selber so), oder auch als eine Art Märchen, wie auch schon der Anfang jedes Star Wars Films verrät (ein paraphrasiertes "Es war einmal").

Science Fiction muss nicht nicht in der Zukunft spielen (z.B. spielt Primer in der Gegenwart, wird aber durch die Thematik bei Science Fiction eingeordnet). Da geht's eher um eine (vorgetäuschte) "Machbarkeit" der gezeigten technischen Fortschritte, teils auch Erläuterungen über die Funktionsweise ("Techno-Babble"), und der Verzicht auf übernatürliche Elemente (was bei Fähigkeiten von Aliens dann gerne mal missachtet wird - aber solange die Menschen nicht rumfliegen oder Gedanken lesen können, zumindest wenn sie diese Fähigkeiten nicht aus einem Alien-Wundertrank erlangen, passt alles).

Der übliche Vergleich ist eben Star Trek vs Star Wars.

In Star Trek drehen sich ganze Episoden darum, wie der Warp Antrieb funktioniert, was die Gefahren sind, es gibt haufenweise ausgebildete Techniker, die ihn warten müssen, die Charaktere reden und disktutieren über die Funktionsweise. Ich "weiß" vom reinen Sehen der Serie zum Beispiel, dass dieser auf einer Materie/Antimaterie Reaktion basiert, die mithilfe von Dilithium zustande kommt.  Star Trek baut ganze Folgen auf diesen "technischen Grundlagen" auf, wenn dann irgendwas schief läuft und einer in einer "Warp Blase" in einer alternativen Realität gefangen wird und die anderen dann Pseudo-Theorien aufstellen, was passiert sein könnte. Übernatürliche Fähigkeiten haben die "Aliens", wie Q oder Troi. Wenn der Captain die Anweisung gibt, auf Warp Speed zu gehen, tippen diverse Leute irgendwas auf ihre Bildschirme ein, und dann geht's erst los. Science Fiction.

In Star Wars kümmern sich die Charaktere einen Scheiß darum, wie etwas funktioniert. Es funktioniert einfach. Die X-Wings werden anscheinend mit irgendeinem Zeug wie ein Rennwagen mit einem Schlauch betankt (zu sehen in A New Hope), können ohne Probleme Überlichtsprünge in weit entfernte Systeme tätigen (Luke's Hyperjump nach Dagobah im X-Wing). Die Dinger "fliegen" im luftleeren Raum und drehen ab wie Flugzeuge im Ersten Weltkrieg (welche deren Vorbild ist, btw). Die Charaktere unterhalten sich zu keinem Zeitpunkt über die verwendete Technik, die Technik spielt nie eine Rolle, sie ist einfach da. Lichtschwerter? Cowboy-Laserpistolen, die einzelne Schüsse abgeben (vergleiche dazu Phaser in Star Trek)? Die Macht? Gut, man könnte argumentieren - die "Menschen" in Star Wars sind keine Menschen. Steht ja direkt zu Beginn eines Films klar da. Und auch wenn Han Solo in einem der Filme mal was von er müsste "erst Berechnungen vor dem Hyperjump anstellen" erzählt, in den allermeisten Fällen heißt es: Hit it, ein Hebel wird nach hinten gezogen und der Hyperjump geht los. Gerne mal, wenn es zeitlich eng wird. Science Fantasy.


In Science Fiction dreht sich die Story also (auch) um die Technik, in Science Fantasy ist die Technik nur Mittel zum Zweck, um eine Story zu erzählen. Mal ganz davon abgesehen, dass Star Wars klassische Themen interpretiert (die Heldenreise, die Jungfrau in Nöten, klares Gut vs Böse, der charmante Gauner).


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