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Re:Umwerfend... im wahrsten Sinne des Wortes (Spoiler) flat
Autor: thestraightedge
Datum:22.02.16 12:37
Antwort auf:Re:Umwerfend... im wahrsten Sinne des Wortes (Spoiler) von Kilian

>Wegen solcher Aussagen bin ich mir nicht sicher, ob Serien wie Making A Murderer oder Serial überhaupt vertretbar sind. Vollkommen unabhängig von diesen beiden Beispielen halte ich es für fragwürdig mit den echten Schicksalen von Menschen auf diese Weise ein Publikum zu "unterhalten", denn nüchterner Journalismus und eine "bloße" Dokumentation ist das alleine schon wegen der Plattform nicht mehr. Die Gefahr von Stimmungsmache und tendentiöser oder gar manipulativer Darstellung der Tatsachen ist viel größer als bei bspw. Nachrichtensendungen oder Zeitungen, die einen klar aufklärerischen - und eben nicht der Unterhaltung dienenden - Anspruch haben und mit ihrer Arbeit immer wieder ihren Ruf und damit ihre Existenz riskieren.

Aber jede Doku ist doch auch Unterhaltung im weiteren Sinne. Natürlich liefert man sich immer dem Handwerk anderer aus, aber: ich würde solche Formate deshalb nicht grundsätzlich in Frage stellen.

>Eine Unterschlagung von Tatsachen wie bei Making A Murderer geschehen, hätte bei einem Nachrichten-Medium wie der NY Times oder CNN einen wahren Shitstorm ausgelöst - bei Netflix war's, wenn überhaupt, ein Sturm im Wasserglas. Sollte man die Information der Öffentlichkeit in solchen Fällen nicht lieber bewährten Formaten wie Zeitungen, Nachrichten-Websites und Nachrichtensendungen überlassen? Die sind klassischerweise das Korrektiv der drei Gewalten, nicht aber Netflix und Amazon Prime mit pseudo-objektivem Docutainment zwischen Desperate Housewives und The Walking Dead...

Ich denke wir stehen noch am Anfang dieser Art von Sendungen. Die Arbeit, die sich die Macher hier gemacht haben bringen viele Journalisten nicht auf. 10 Jahre wurde der Fall begleitet - da muss es auch ein kommerzieller Erfolg sein. Gefühlt macht MaM oder auch the Jinx nicht mehr oder weniger Fehler als "echter" Journalismus.

Die Auslassungen wurden begründet - imo nachvollziehbar. Dass sich eine Staranwältin dem Fall annimmt spricht ja auch für sich, und ist sicher nicht nur Resultat einer geschickten Verdrehung von Tatsachen der tendenziösen Macher.

Ich glaube auch, dass die meisten Zuschauer eine gewisse Distanz wahren und sehr wohl hinterfragen.


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