Thema:
Tarantinos Problem seit Django Unchained... flat
Autor: Kilian
Datum:31.01.16 21:15
Antwort auf:The Hateful Eight - Der neue Tarantino Streifen von Derrick

[http://variety.com/2010/film/news/tarantino-s-editor-dies-on-hike-in-la-hills-1118024743/]

Seit Sally Menke nicht mehr da ist, sind Tarantinos Filme vom Schnitt her - und damit als Gesamtkunstwerk - nicht mehr dasselbe. Bei Django Unchained hat vor allen Dingen die üble Deadline dem Film zugesetzt (der Film war nicht fertig, die 2. Hälfte hatte - was den Schnitt betrifft - nicht die Qualität der 1. Hälfte). Und bei The Hateful Eight hat es an einer Person gefehlt, die Tarantino die dümmsten Ideen ausredet und vor allen Dingen die 1. Hälfte des Films schnittmäßig rafft. (Natürlich kann man "das alles" zeigen, aber man muss es und man sollte es nicht.) Sally Menke hätte das Standing gehabt, dagegenzuhalten. Fred Raskin hat es wohl nicht.

- - - SPOILER - - -

Zum Film: Ich mag Krimis nicht besonderlich, weder als Buch noch als Film. Für mich ist The Hateful Eight ein durchschnittlicher Krimi in einem atmosphärisch großartigen Western-Setting. Die Dialoge sind meist - wie erwartet - toll. Manchmal, wenn sie plötzlich in den Selbstzweck rutschen, verderben sie ganze Szenen. Die Charaktere sind mehr oder weniger cool und mehr oder weniger nötig. (Der Kutscher und der Cowboy hätten auch gar nicht erst vorkommen müssen und haben keinerlei Bedeutung gehabt.) Die Twists und die Auflösung der Gift-Frage waren mir etwas zu plump - wenn man sich in Agatha Christie Territorium begibt, muss man sich halt daran - und an all den anderen komplexen Krimigeschichten dieser Welt - messen lassen. Und: Der Film ist einfach zu lang. Die Story wälzt sich aus und wird irgendwann zu dünn, um noch zu tragen. Der Schnitt im Sinne von "Komposition der Szenen" ist ziemlich gut - aber eben nur dort, wo er gut sein durfte. Die Entscheidungen davor - Auswahl der Szenen, Umgang mit den Szenen - sind für meine Begriffe zu oft in die Hose gegangen, sodass der Film als Ganzes zu oft dem Zuschauer zuviel zumutet: Zuviel Geschwätz, zuviel Leerlauf, zuviel Ablenkung, zuviel Schock, zuviel...

Wie auch immer. Sehenswert? Ja, aber nur ein einziges Mal. 7/10

kilian


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