Thema:
Re:Globalisierung flat
Autor: Vern Schillinger
Datum:18.01.16 17:49
Antwort auf:Re:Globalisierung von shaihulud

>Dein Beispiel klingt erstmal ganz gut, ist aber schlecht! Es gibt einen Großteil von Bands und Künstlern die eben eine gewisse Vorarbeit benötigen, damit das Label auch eine handvoll Platten verkaufen kann. Eminem ist sicherlich kein Aufbauthema ...

Ich war Anfang - Mitte der 90er selbst Teil einer Combo, die quasi aus dem Nichts aufgetaucht ist und vom ersten Album über eine halbe Million Stück verkauft hat. Da wurde tonnenweise Geld ins Marketing gesteckt, weil die verschiedenen Territories ja unterschiedliche Strategien erfordern, mit unterschiedlichen Vorlaufzeiten und blablabla. Das war vielleicht damals nötig, weil das Internet noch wenig verbreitet war, aber heute definitiv nicht mehr. Selbst damals sah ich einen großen Teil davon als Quatsch an, denn die Vermarktung von "Kunst" bedeutet vor allem, im Trüben zu stochern und dabei so zu tun, als sei es eine Wissenschaft. Ist in allen Medienbereichen so und nicht umsonst hat der große William Goldman gesagt: "Nobody knows anything.", wenn es um die unterhaltende Kunst geht.  

Und auch der ganze Scheiß mit verschiedenen Vertriebspartnern, Sublabels (mit den unterschiedlichen Verwertungsgesellschaften will ich gar nicht anfangen) existiert nur, weil sich so viele Blutsauger wie möglich an den Künstlern bereichern müssen. Und genau diese Blutsauger heulen heute rum, wenn sich Leute Import-Medien kaufen oder IP-Sperren umgehen. Die meisten Künstler, die ich kenne (auch ein paar wirklich erfolgreiche) haben damit nämlich kein Problem. Warum? Weil schon damals wie heute galt: Es sind die echten Fans und Freaks, die sich Import-CDs kaufen, Blu-rays aus Amerika bestellen oder IP-Sperren umgehen. Das ist ein kleiner Prozentteil, also werdet ihr schon nicht gleich verarmen deswegen.

"Wenn von meinem Artist nur 50 Import-CDs in Deutschland verkauft werden, sind das 50 CDs zu viel, denn dadurch entgehen mir 200 Euro, die sich stattdessen ein Kollege am anderen Ende der Welt einsteckt.", hat mal einer dieser Blutsauger zu mir gesagt. Der hat halt echt nicht kapiert, dass diese Import-Käufer oft wertvolle Botschafter für dein Produkt sind und durch Word-of-Mouth echte Pionierarbeit leisten, also warum torpedieren? Die Antwort ist einfach: Die Blutsauger haben keine Seele und keine Ahnung.


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