Thema:
Re:Was für ein Dreck! flat
Autor: token
Datum:03.11.15 10:07
Antwort auf:Re:Was für ein Dreck! von Knight

>>LvT?

Lars von Trier, der Menschenfreund.

>Zumindest Kinski war aber keine Person welche man auf Schüler losgelassen hätte. Wahrscheinlich hätte man ihn nichteinmal in eine Pommesbude gestellt :D

Es geht um Grundsatzfragen, du sprichst von einer überzeichneten Figur, ich sage, nein, sowas gibt es durchaus, speziell in Spitzensphären.
Sowohl die Leute die sich ohne Grenzsetzung selbst schinden, als auch die Schinder, und in dieser Beziehung gibt es auch den ehrgeizigen Selbstschinder der genau so eine Form von Antreiber haben will, weil er sie braucht.
Natürlich ist die Konstellation im Film derart speziell dass man sie im konkreten Kontext und mit allem drum und dran als überzeichnet begreifen kann, es werden nichtsdestotrotz keine reinen Kunstfiguren gezeigt, sondern Charaktere die es genau so durchaus gibt, und Methoden, die auch genau so durchaus Anwendung finden.

>>
>>>>und in der Form wohl kaum irgendwo auf der Welt als ernsthafter Lehrer so anzutreffen.
>>>
>>>Äh, das ist keine Bambini-Klasse die da unterrichtet wird.
>>>Natürlich gibt es diesen Drillertypus.
>>
>>In der Form? An einem Spitzenkonservatorium? Na komm, das ist schon arg an den Haaren herbeigezogen. Es gibt mit Sicherheit harte Hunde und auch Schüler die willens sind jene Härte zu schlucken aber Whiplash konzentriert all die gegensätzlichen Auswüchse auf zwei Personen und zeichnet sie somit besonders extrem. Es dient auf jeden Fall der Geschichte und ist somit vollkommen in Ordnung. Nur bereitet es mir Mühe wenn ich die Figuren in der Form als real existierende Personen begreifen muss - wirkt einfach zu unrealistisch.
>>

Was meinst du wie ein Christiano Ronaldo solch einen Körper und solche Fertigkeiten entwickelt hat? Der Typ ist ein Trainingsfanatiker, egal wie er sich nach außen gibt, so wird man nicht geboren, sowas bekommt man nicht in die Wiege gelegt. Da erhält man nur die Anlagen und das Talent, es jedoch auf Weltniveau zu heben ist etwas komplett anderes.
Auch Bodybuilder fangen mit ihrem Training genau da an, wo unsereins schon auf einer Trage abtransportiert wird, an dem Punkt wo man meint, hier ist der Körper am Ende, mehr geht nicht, ich hab den Körper schon längst über seine Grenzen geschoben, da machen diese Leute immer noch weiter. Schinder und Geschindete im Leistungssport war im Kommunismus auch so eine Sache, da wurden die Kinder für Olympia gedrillt, und die Ergebnisse aus diesen Methoden waren auch da. Sowas wie die Jacksonfamilie ist auch ein klassisches Beispiel für sowas.

Natürlich zeigt der Film ein konstruiertes Extrem, aber in der Sache zeigt er nichts was in absoluten Spitzenbereichen ungewöhnlich wäre. Ich hab mich auch mit einem Schlagzeuger unterhalten der über die Trainingsmethoden schmunzeln musste, meine Ex hat selbst Jazzgesang an einer renommierten Fakultät studiert, natürlich war da nicht Sodom und Gomorrha, aber wie gesagt, Whiplash will nicht den Alltag zeigen, sondern richtet seinen Fokus auf eine individuelle Schüler-Mentor-Beziehung. Das ist der springende Punkt den viele Übersehen, nämlich dass der Mentor diese Dinge die er da tut in so einer Form macht, weil er Andrew an der Angel hat. Dass er darüberhinaus auch eine harte Sau ist, ist anzunehmen, aber wie genau diese harte Sau seinen Unterricht gestaltet erfahren wir nicht, was wir erfahren ist der Schindkurs, aber den betreibt er in der Form ja wegen Andrew, wie er ihn provoziert, kitzelt, lobt, prügelt, erniedrigt und dann wieder zusammengekehrt geschieht im Rahmen des Kurses, der Kurs ist da aber nur ein Vehikel für eine Individualbetreuung, die in der Form getätigt wird, weil Fletcher in Andrew das Potenzial für die absolute Spitze ausmacht. Und diese Interpretation ist keine die man sich selbst zusammenklauben müsste, Fletcher erklärt sich im Film äußerst ausführlich, und es wird auch gezeigt wie auch Fletcher unter so einer Rolle leidet und die Grausamkeit dahinter erkennt, aber halt auch meint, dass das was man dadurch erreicht, diesen Preis wert ist.

Und das ist ja genau die zentrale Frage, die auch unten G'Kyl gestellt wird, ist es das wert? Dieser Verschleiß von Individuen um so ein Niveau zu erreichen? Und auch, geht es auch anders.

>>>Wolfgang Weber hat ein Fußballspiel mit einem gebrochenen Wadenbein beendet.
>>>Wir reden hier auch nicht über "normale" Menschen, es geht im Film auch nicht über Normalitäten sondern um den Weg in die _absolute_ Spitze.
>>>
>>>Es geht um Grenzbereiche und nicht um Alltäglichkeiten.
>>
>>Jaaa aber wir reden hier von einem Typen Das hat auf mich in dem Moment wie ein Comic gewirkt und nicht wie ein ernsthaftes Drama. Mag sein das ich damit komplett daneben liege und mir jemand einen Link zu einer wahren Begebenheit vor den Latz knallt. Dann werde ich gerne eingestehen das ich ein völlig naives Weltbild besitze XD


Christoph Kramer hat man bei der WM frei von Sinnen wieder auf's Feld geschickt. Der Junge hat überhaupt nichts mehr gecheckt, wurde untersucht, und dann wieder auf's Feld gestellt.
Dave Grohl ist im Juni dieses Jahres von der Bühne gestürzt, brach sich das Wadenbein, und ließ sich dann wieder auf die Bühne tragen und hat das Konzert zu Ende gespielt. Um mal paar großformatige Vorfälle solcher Natur zu nennen.


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