Thema:
Re:Was für ein Dreck! flat
Autor: token
Datum:02.11.15 17:54
Antwort auf:Re:Was für ein Dreck! von G'Kyl

>>Ja, aber das macht der in dieser ausartenden Form ja nur bei Ausnahmeschülern.
>
>Den Bläser, den er schreiend rausschmeißt, hebt er als musikalischen Versager hervor. ;)
>
>Schon das ging gar nicht.
>

Der Fokus von Simmons geht komplett auf das neue Naturtalent. Er sieht dieses Talent und will es heben. Alles was er ab da macht ist nur eine Bühnenshow in der es sich ausschließlich um Andrew dreht. Der ganze Kurs ist ab diesem Zeitpunkt egal, alle Schüler um Andrew herum sind seine Instrumente um Andrew auf Linie zu bringen, wenn er leidlich talentierte Musiker hofiert, dann geht es nur um Andrew, und auch in den Momenten wo er andere gezielt fertig macht, geht es hauptsächlich um Andrew.

Es geht mir auch nicht darum das was da passiert zu rechtfertigen, sondern darum es ins rechte Bild zu rücken. Der Lehrer agiert mit seinem Kurs meiner Auffassung nach normalerweise in einem gängigen Rahmen, was wir jedoch nicht sehen, weil wir ja Andrew begleiten.
Aspekte die so eine Interpretation nahe legen, kommen aber an Stellen im Film zu tragen die du noch nicht gesehen hast ;)

>Echt? Schmeckt dir nicht, aber da ist nix? Für mich ist das ein zentrales Problem unseres aktuellen Zusammenlebens. Macht mehr kaputt als es hilft. Ich weiß natürlich auch, dass das die wenigsten zu stören scheint.
>

Mir ging es da ein wenig über deine Verwunderung dass da nichts passiert, dass da keiner interveniert, dass man solche Leute nicht aus dem Verkehr zieht.
Unabhängig davon wie ich selbst zu solchen Methoden stehe, kann ich nur feststellen, dass es normal ist dass man solche Leute gewähren lässt und solche Methoden toleriert.
Lehrer die einer Klasse etwas demonstrieren indem sie einen Schüler vor der Klasse komplett demontieren hab ich in den 8 Jahren Gymnasium jedenfalls mehr als einen erlebt.

Aber ja, daraus ergibt sich ein moralisches Dilemma, und die Fragestellung auf Metaebene die eben im Fokus dieses Films steht, wo eben nicht beschönigt wird, aber eben auch nicht so getan wird, als wenn diese Methoden nicht funktionieren würden. Die Frage im Raum ist halt auch, was wiegt schwerer, der Kollateralschaden, oder die außerordentliche Errungenschaft die man so heben kann.

Und natürlich, kann der Alternativentwurf des Namen tanzens Menschen auch auf dieses Niveau bringen? Wie kann das funktionieren wenn diese Menschen nicht von sich aus diesen krankhaften Ehrgeiz mitbringen. Und was ist die Quelle des krankhaften Ehrgeizes? Ist sowas nicht auch ein Resultat von persönlichen Schiefständen und/oder einer Erziehung die genau auf sowas aus ist?

>Neeee... echt jetzt? SOLCHE Psychos? Ich meine, wirklich in diesem Ausmaß? Falls ja, dann fehlt mir tatsächlich einfach die entsprechende Erfahrung, um die Darstellung im Film als glaubwürdig anzusehen - kann ja gut sein!
>

Fliegende Stühle hab ich noch nicht gesehen, Psychoterror auf genau so einem Niveau allerdings schon.

>(Und trotzdem gehört der geohrfeigt! ;)) )

Jein ;)
Das Thema Musik ist auch ein perfektes Vehikel um die Ambivalenz zwischen Für und Wider eines solchen Angangs zu behandeln, denn wir alle machen uns beim Thema Musik eben schuldig die Schönheit des Resultats zu begreifen und zu schätzen und so eben auch zu Mittätern. Die zahlreichen Bekenntnisse von Spitzenmusikern dass sie keine Kindheit hatten und ihre Eltern hassen, die ganzen kaputten Typen die sich wegschießen, die ganzen Leute die komplett wegdrehen, all das spielt für uns keine Rolle sobald wir die CD einlegen.
Und genau diese Ambivalenz macht diese Thematik so hochinteressant.


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