Thema:
Re:Zweite Hälfte war gut... flat
Autor: Sloane (deaktiviert)
Datum:11.02.15 10:04
Antwort auf:Re:Zweite Hälfte war gut... von magus

>>Dass sie Jimmy / Saul erstmal sympathisch und relatable machen müssen, seine Motivation etablieren, geht schon in Ordnung - aber die ganze Exposition mit Tiefschlag, Tiefschlag, Opfer bringen, Tiefschlag, Tiefschlag hätte man auch geschickter lösen können.
>
>Wie denn? Würde mich mal interessieren!


So wie Breaking Bad! Eine der großen Stärken von Breaking Bad war es, in "kleinen" Szenen mit wenigen Worten viel zu sagen. Mit Subtext zu arbeiten und den Zuschauer sich sein eigenes Bild von den Figuren, ihren Motivationen und dem tatsächlich Gemeinten machen zu lassen, ihn zu involvieren, anstatt ihm eine unumwerfliche Meinung aufzudrängen.

Better Call Saul macht im Pilot im Grunde genau das Gegenteil; es prügelt einem ca. 35 Minuten lang förmlich ein, was wir von Jimmy zu halten haben (verkürzt: "Please like him!!1") und ist dabei erstaunlich redundant.

In den ersten zwei Szenen (nach dem Cold Open) sehen wir, dass Saul / Jimmy bekloppte Jugendliche verteidigen muss, was - wie man sich denken kann - ihm weder besonders viel Spaß macht noch gut bezahlt wird. Trotzdem bereitet er sich recht intensiv auf seine Verteidigung vor und im Grunde sollte das als "Save the Cat"-Moment ausreichen und den Grundstein für seine Motivation legen.

Aber dann kommt noch die Szene mit seiner Bezahlung, die Szene mit der vorgetäuschten Sekretärin, die Szene mit dem Parking Ticket, die Szene im Nagelsalon, die Szene in seinem Büro, die Szene mit dem Scheck, die Szene mit dem Ehepaar, die Szene in der Kanzlei, die Szene mit seinem Bruder - und im Grunde verrät uns fast nichts davon wirklich etwas Neues über Jimmys Charakter und abgesehen von der Kanzleiszene werden auch kaum weitere Konflikte etabliert.

Der erste Akt, der den Status Quo zeigt, nimmt dadurch gut zwei Drittel des Pilots ein und Jimmys Veränderung wird eigentlich erst durch den vorgetäuschten Unfall in Gang gesetzt, den ersten Schritt unternimmt er dann nach 45 Minuten oder so. Nichts gegen den Mut zur Langsamkeit, die ja auch Breaking Bad mitunter ausgezeichnet hat, aber in Verbindung mit der vorigen Redundanz und den recht plumpen Bemühungen, den Zuschauer Empathie für Jimmy empfinden zu lassen, fand ich das a bissl lame.


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