Thema:
gut geschrieben flat
Autor: Wurzelgnom
Datum:18.11.14 15:24
Antwort auf:Re:Heavy Spoiler inside von Masakari

>Das Problem ist doch eher, dass das Empfinden des Geschehens auf der Leinwand stark von den einzelnen Leuten selbst abhängt (whoa, da hab ich jetzt was gesagt! :) In der Regel wirst du als waschechter Wissenschaftler, Polizist, Pädagoge, Fahrkartenkontrolleur, wer auch immer, nicht mit der Absicht in einen Film gehen, diesen mal so richtig zu zerlegen. Trotzdem kann es durchaus Situationen in einem Film geben, in denen man aufhorcht. Ganz unbeabsichtigt. Zumindest bei mir fängt das fast ausschließlich als Bauchgefühl an und wird erst dann zur Kopfsache; "Ugh, wie wahrscheinlich ist das?". Bei Gravity war es bei mir die Nähe der Raumstationen zueinander (danach kamen ja noch ein paar Sachen). Und spätestens wenn du anfängst, aktiv über etwas nachzudenken, ob nun gerechtfertigt oder nicht, ist das Filmerlebnis kurzzeitig unterbrochen und du läufst Gefahr, rauszukommen.

Absolut, passiert mir auch.
Die Nähe der Raumstationen ist aktuell nicht gegeben, sie wäre aber theoretisch möglich.
Wer von uns weiß denn mit Sicherheit ob es diese "Nähe" nicht schon mal gegeben hat?
Genau diese Ungewissheit darf mich doch nicht aus dem Konzept bringen.
Wenn ich so empfindlich wäre, wieso dann nicht bei einem James Bond Film oder ähnliche Actionfilme die realistisch sein möchten?
wobei das "möchten" auch so eine Sache ist.
Ich habe nicht einen Kommentar vom Gravity Regisseur gelesen dass er DEN realistischen Film drehen möchte. Also warum eine Dehnung der Realität als Minuspunkt werten?

Es gibt nicht Wenige die auch während eines Film dezent lautstark "das geht aber so nicht mit dem Wurmloch" von sich geben, nur um zu zeigen dass sie es besser wissen.
Dieser Gedanke beschleicht mich hin und wieder wenn mit zweierlei Maß gemessen wird.

Und was wäre aus Gravity geworden wenn Bullock nicht zu anderen Raumstationen flitzen könnte?
ein 20min Kurzfilm?
Das sind halt Freiheiten die man sich herausnimmt und IMO zum Kontext passen um das Tempo hochzuhalten.

>Wenn du zum Bäcker gehst und unterwegs schlendert eine junge Mutter samt Kinderwagen kopfüber auf der Decke des Häuservorsprungs entlang, dann bleibst du auch erstmal stehen und glotzt. Nicht, weil glotzen so geil ist, sondern weil dein Gehirn eine kleine Auszeit braucht, um sich kurz mal zu sortieren. Anschließend kaufst du wie ursprünglich geplant drei Roggenbrötchen und eine Quarktasche.

Genau das ist mein Verhalten.
Würde ich mich wegen des Feuerlöschers aufregen, hiesse das ich sehe die Frau an der Decke, brech den Gang zum Bäcker ab und sage die Brötchen schmecken scheisse :)

>Das lässt sich nicht einfach abstellen oder vergessen. Gelingt mir persönlich auch nicht. Dass es dann ein Bedürfnis gibt, sich mit anderen darüber auszutauschen, ist genauso nachvollziehbar wie der Wunsch, einen Film nicht "unnötig" zu sezieren. Also machen wir halt beides :) Gravity beispielsweise hat für mich insgesamt ganz gut funktioniert, allerdings nur mit Einschränkungen. Denn ein Gschmäckle ist dann doch geblieben; was schade ist.

stimmt.
Nur stell ich mir die Frage was sinnvoller ist.
Einen FILM zu sehen der nie behauptet der Realismus in Person zu sein, mich dann an Kleinigkeiten aufzureiben bis der Film scheisse wird?
Da sehe ich dann lieber drüber weg wenn der Rest des Films mich packt und habe Spaß.
Gleiches gilt auch für die ermüdenden Technikdiskussionen bei Spielen.


< antworten >