Thema:
Erwartungen erfüllt (lang) flat
Autor: Kaio
Datum:07.11.14 22:41
Antwort auf:Interstellar [Film] von Cerberus

Bis auf die trailer wußte ich nichts von dem film, da ich so unbeeinflußt wie moeglich ran gehen wollte und habe auch jegliche diskussionen in foren oder wertungen gemieden. Ich muss natuerlich erwaehnen das mich die ganze "aufbruch ins all" thematik extrem fasziniert und ich auch viel von Nolans filmen halte (TDKR mal ein wenig außen vor), entsprechend war meine erwartungshaltung monströs.
Ich teile das ganze jetzt in 2 abschnitte ein.


Teil auf der Erde

Für meinen geschmack lief das ganze zu hastig ab oder wirkte unlogisch. So z.b die scene mit der Drone. Diese wird mal eben mit einem random laptop gehackt, per touchpad (lol?) dann noch voellig smooth gesteuert/gelandet und anschließend rucki zucki auseinander genommen und auf den truck gehieft (WOMIT?). Auch wird auf einige details, wie das z.b die geschichtsbuecher umgeschrieben wurden und die mondlandung nun offiziell fake betrachtet wird nicht eingegangen. Das argument das die menschen auf der erde bleiben und keine gedanken an das oben verschwenden sollen reicht mir nicht. Genau so fehlt mir eine erklärung dafür warum es kein militär mehr geben soll. Wenn die Lebensmittel hier wirklich knapp werden sollten darf man erst recht davon ausgehen das die hölle ausbricht und man ordnung mit gewalt aufrecht erhalten muss.

Gut, die scenen mit den koordinaten, Gleichung und dem "geist".
Ich hatte natuerlich keine ahnung worauf das mal hinauslaufen wird, aber das diese scenen in verbindung mit dem "AHA!" effekt steht war mir sofort klar. Das unser hauptprotagonist mal eben koordinaten findet die zur geheimen NASA basis fuehren war einfach zu schwachsinnig und konnte kein zufall sein.
Wenig gefallen hat mir anschließend auch der konferenzraum mit der riesigen startrampe dahinter. Das wirkte zu gewollt "und jetzt guck mal hier!!!" episch. Auch das dort praktisch alle auf Cooper gewartet hatten, obwohl dieser ja bis zu diesem zeitpunkt gar nicht in das projekt involviert war ... nun ja. Wenigstens hielt man sich weiterhin an das bisher sehr hohe tempo und es ging endlich ins all.

Insgesamt hätte man sich für den part auf der erde noch etwas mehr zeit nehmen sollen. Natürlich kann man sich an vielen dingen hochziehen, was ich aber eigentlich sonst nicht mache. Besonders die oben genannten scenen fielen mir wirklich negativ auf, über das eine oder andere habe ich schon großzügig hinweggesehen. Immerhin wurde die beziehung zwischen Cooper und seiner tochter glaubhaft vermittelt.


Teil im All

Hier fand ein massiver qualitätssprung statt und mich störte fast nichts. Ich finde der film hat hervorragend rüber gebracht welche problematik bei interstellaren reisen auf uns zukommen würden. Egal ob die enge eines schiffes, den verlust der gewohnten organischen umgebung oder die gewissheit das der kleinste fehler den tod bedeuten kann. Auch welche auswirkung die zeit auf uns hat und wie kurz ein menschenleben doch eigentlich ist, wer ist zu solchen opfern bereit? So gesehen macht auch die manipulative lüge von Professor Brand um plan A und B mehr sinn als einem lieb ist. Kaum jemand wuerde alles hinter sich lassen ohne eine chance auf rückkehr oder zumindest den zurueckgelassenen liebsten helfen zu koennen.
Als die crew den ersten planeten hinter sich hatte und die botschaften der letzten jahre mal so eben in wenigen minuten runtergerattert sind, da mußte ich schon extrem schlucken.
Apropros opfer, besonders der part mit Matt Damon hat wunderbar demonstriert das selbst der intelligenteste wissenschaftler im angesicht der totalen isolation, zuvor noch fuer jedes opfer und ein höheres ziel bereit, zum egoistischen und wahnhaften bastard werden kann. Hier wurde einfach fantastisch demonstriert wie der mensch eigentlich tickt (kann) wenn es um den eigenen arsch geht, menschheit hin oder her.

Die reise ins schwarze loch. Nun, über unlogik kann man sich hier nicht wirklich aufregen, schließlich weiß niemand wirklich was in einem schwarzen loch zu finden ist.
Klar, wahrscheinlich nicht das was uns der film zeigt, aber ich fand das anknoepfen an die geistergeschichte vom anfang gut umgesetzt. Woher dieser 5D raum nun kommt, warum Cooper ausgerechnet dort auftaucht wo er nun auftaucht oder wieder zurueck zum Saturn kommt .. who cares? Es ist ein film und keine wissenschaftliche studie.

Das ende hat mich dann auch noch mal ziemlich mitgenommen. Zwar ist er wieder zurueck gekommen und hat der menschheit zum ueberleben verholfen, konnte sogar seine tochter noch einmal sehen, doch einen wirklichen platz hatte er dort nicht mehr da sich alles einfach weiter bewegt hat. Ohne ihn.

Noch zu erwahnen sind die roboter, welche einige situation mit ihrem schwarzen humor wirklich gekonnt auflockerten :). Außerdem fand ich es gut das sich keine typische Romanze innerhalb der crew entwickelt hat.

Und selbstverstaendlich bombastische musik sowie keine geräusche im all (+1).



Fazit:
Alles in allem bin ich trotz des eher schwachen anfangs total zufrieden mit dem film. Ich denke das man auch gewisse faszination für unser universum und unseren platz darin besitzen muss damit der film seine volle wirkung entfalten kann.

Fuer den typischen kino besucher sehe ich sogar einige probleme was das verstaendnis angeht da die meisten mit schwarzen loechern, gravitation, zeit und masse sicher nicht viel anfangen koennen.
In den reihen hinter mir wurde darueber spekuliert ob der Saturn nun der Mars wäre ...

Ich freue mich jetzt schon darauf den film noch ein zweites mal zu sehen.


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