Thema:
S02E06 - "Ring of Terror" (USA, S/W, 1962) flat
Autor: Felix Deutschland (deaktiviert)
Datum:01.05.14 22:45
Antwort auf:MST3K - Tom Servo muss bezahlbar bleiben! von Felix Deutschland

MÜLL MÜLL SONDERMÜLL! Wobei solche Bezeichnungen, das habe ich längst gemerkt, in diesen Untiefen filmischen Schaffens jegliche Bedeutung verlieren. Das das, was wir hier gezeigt bekommen, Müll ist, das ist ja bereits bestimmt durch das Format. Es kommt jetzt nicht plötzlich "Endstation Sehnsucht" oder "McCabe und Mrs. Miller" bei MST3K. Aber auch Zusprechungen wie "ärgerlich", "debil", "lächerlich", "ekelhaft", "absurd"... wie soll jemand, der das hier liest, einschätzen können, inwiefern "The Jungle Goddess" "ärgerlicher" ist wie der genauso als "ärgerlich" bezeichnete Film "The Mad Monster"? Es liegen WELTEN an Ärgerlichkeit dazwischen. Jede neue Sichtung macht einem klar, wie Unrecht man den Sichtungen davor mit seinen Worten getan hat, und was für einen Bärendienst man einem an diesem Zeitpunkt natürlich rein hypothetischen Leser erweist.

Es gibt trotzdem Filme, die zumindest auf der Meta-Ebene Anlässe zur Freude geben. Die einen nicht zurücklassen mit dem Gefühl, in erster Linie Zeuge vom unendlich banalen Scheitern einer Filmproduktion aus betriebswirtschaftlicher Sicht gewesen zu sein. "Ring of Terror" gehört nicht dazu. Obwohl...

Naja. "Ring of Terror". Woran denkt man da? Wenn ich jetzt noch auffällig beiläufig die Handlungsdetails fallen lasse, dass es um Leichenbeschauer und Exhumierung geht - woran denkt man da? Wäre man nicht wenigstens ein bißchen gekitzelt in seiner Neugierde?

Gewiss!

Der Film beginnt mit einem alten Friedhofswärter, der nach seiner Katze "Puma" auf ebenjenem Friedhof sucht, dessen Wärter er sich schimpft. Gefühlte zehn Minuten lang läuft der alte Sack über einen dank der Videoqualität kaum zu erkennenden (aber eben doch noch als ebensolcher zu erkennender) Friedhof und ruft die ganze Zeit "Puma!". "Puma!". "Puma!". "Puma!". "Puma!". "Puma!". "Puma!". "Puma!".
"Puma!". "Puma!". "Puma!". "Puma!". "Puma!". "Puma!". "Puma!". "Puma!".
"Puma!". "Puma!". "Puma!". "Puma!". "Puma!". "Puma!". "Puma!". "Puma!". ARGH. Dann findet er Puma und tritt aus Versehen auf ihn (sie?) drauf, was ausnahmsweise mal ein "MIAAAAAAAAAAAAAAU!" von der Katze im Film entlockt und nicht von den Riffern, die symphatischerweise IMMER die Katze als protestierend synchronisieren, wann immer eine auf der Leinwand auftaucht.

Szenenwechsel. Warum auch immer. Ein Student studiert Medizin. Was krass ist, weil er so aussieht, als wäre er ende 40. Komischerweise sehen ALLE Studenten verdächtig so aus, wie das Publikum in diesem Forum im Schnitt alt ist. Aber egal. Er will in eine Studentenverbindung, aber auch gut in Medizin sein, und mit seiner hotten Braut chillen. Aber irgendwas stimmt nicht mit ihm! Er wirkt seltsam! IST ER ETWA MITGLIED IN EINEM GEWISSEN RING OF TERROR??? Nein.

Als fleißiger Student trifft er sich mit Kumpels in einer Milchbar zum dancen, wo auch andere Anwärter auf die ominöse Fraternityship (IST DAS ETWA DER MYSTERIÖSE RING OF TERROR??? Nein.) warten, genau so wie eben unser Held. Unter anderem ein Fettsack und seine fette Freundin, die gleich mal damit eingeführt werden, dass sie sich nach fünf Milchshakes nochmal ein dickes Eis bestellen. Deren Gefräßigkeit zieht sich durch den gesamten Film. Ihr fragt euch wahrscheinlich: IST ETWA DAS FETT UM IHRE KÖRPERMITTELPUNKTE DER TITELGEBENDE RING OF TERROR???

Nein.

Zuvor hat man unseren Heroen noch dabei beobachten können, wie er eine gefährliche Schlange mit einem Stock aus dem Auto flitscht, in dem er gerade mit seiner Freundin knutschen wollte. Wurde diese Schlange GESCHICKT VOM FURCHTERREGENDEN RING OF TERROR??? Nein.

Aber schon seit der ersten Folge, "The Creeping Eye", wusste ich: Wer wartet, wird belohnt. Also dranbleiben!

Auf der Midlife-Crisis-Universität will sich der Held beweisen, der, wie wir langsam ahnen können, ein gewisses Problem mit dem Gesamtkonzept von "Angst" besitzt, indem er bei einem Professor danach fragt, ob er dem Sezierunterricht beiwohnen könnte. An dem Punkt läuft der Streifen schon eine halbe Stunde und ich BETE, dass er endlich vorbei ist. Könnte also eventuell ein ultralahmes, billiges metaphysisches Konzept hinter dem RING OF TERROR STECKEN??? Nein.

Nach der orgiastischen Danceparty in der Milchbar finden sich also die ganzen Fratboy-Anwärter bei der Sektionsvorlesung ein, welche für sich betrachtet ein humoristisches Highlight an faulem, elliptischen visuellen Erzählen darstellt. Die Szene hat zwei herausfordernde Aufgaben, die sich quasi gegenseitig begünstigen, als auch behindern: Einerseits eine Vivisektion zu zeigen, ohne sie zu zeigen, und andererseits die qualvoll lange Zeit dieses übelkeiterregenden Prozesses zu verdeutlichen, den die Vivisektion für die Zuschauer darstellt.

Wie wird das gemacht? Quasi wie bei Dittsche. Sechs Minuten lang sieht man nichts anderes als Schnitte auf den labernden Prof, die immer mehr vor Ekel entgleisenden Gesichter des aus Männern in verdächtig "reifem" Alter bestehenden Publikums und auf eine Wanduhr, deren Zeiger die Zeit anzeigen, die seit dem letzten Umschnitt auf die Uhr vergangen ist. Und auf die Hand der Leiche, die zum Ende der Sektion unter dem Leichentuch hervorrutscht und einen Ring trägt. ETWA DEN RING OF TERROR??? Ja. Ja, verdammt, es ist der drecksscheißsaufotzenkackverfickte RING OF TERROR!!! Warum? Oh, trust me, you really don't wanna know...

Jedenfalls, bei dem Sektionsunterricht, dessen Länge sich dank der hilfreichen und regelmäßigen Umschnitte auf die Wanduhr bis auf die Minute genau bestimmen ließe, kippen einige von den ollen Fratboys aus den Latschen, ausser natürlich unserem Helden, der voll Stolz darauf ist, seine Angst überwunden zu haben. Nach einer geschlagenen Stunde des Films stellt sich nämlich raus, dass dieser Angst vor der Angst hat, Angst vor Dunkelheit und Nachts von Albträumen geplagt wird. Könnte es etwas lameres geben? Wahrscheinlich nicht.

Letzter Akt, snip: Die Fraternity schmeißt eine nächtliche Party (Auf deren Grillfleisch sich die Fettsäcke natürlich groß inszeniert als erste stürzen), und die Anwärter bekommen individualisierte Mutproben zugrsprochen. Natürlich muss unser Held den RING OF TERROR aus der Leichenhalle stibitzen, wobei dieser schlußendlich aus den Latschen kippt und vermutlich stirbt, lol. Am Ende kommt nochmal der Friedhofswärter und sülzt irgendwelche ominös "schaurige" (Dicke Gänsefüßchen!) Scheiße, ENDE, LOLOLOLOLOL.

Kein Witz. Furchtbar. 71 Minuten, was ja schon eine schamlose Länge für einen vermeintlichen Langfilm ist (Knallhart an der Grenze zum Mittelfilm, was ein echtes Längenformat für Filme ist, dass es gibt. Zwischen dem Kurzfilm und dem Langfilm angesiedelt, logisch eigentlich), haben sich nie so lang angefühlt. Und er hat nicht mal Sinn ergeben. Scheiß auf dich, RING OF TERROR. You're just a stupid, stupidly literal ring. Oh gosh darn it.


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