Thema:
S02E03 - "The Jungle Goddess" (USA, S/W, 1948) flat
Autor: Felix Deutschland (deaktiviert)
Datum:01.05.14 21:23
Antwort auf:MST3K - Tom Servo muss bezahlbar bleiben! von Felix Deutschland

Auf die Gefahr hin, mich bei den Anfängen meiner Beiträge hier zu wiederholen: Uff.

Ich mache es kurz: "The Jungle Goddess" ist rassistischer Scheißdreck, der einen wirklich körperlich abstößt, Pulp der schlimmsten Sorte. Ich fühlte mich beim Gucken eher an diese filmischen Heldenlieder auf Carl Peters vom alldeutschen Verein erinnert, mit Hans Albers in der Rolle von Deutschlands Vorzeige-Kolonialisten und gedreht von Goebbels Babelsberger Kinopropagandafabrik.

Das hört sich jetzt erstmal krass an, aber: Der Plot besteht daraus, dass zwei Abenteurer den Auftrag bekommen, die Tochter eines reichen Fatzkes wieder heim zu bringen, die irgendwo im Dschungel verschollen ist. Die beiden stellen eine Expeditionscrew zusammen und treffen im Dschungel als erstes auf Eingeborene, richtig die Art von Eingeborenen wie man sie aus der Zeit kennt: Tierähnliche Schwarze, die quasi nur in gutturalem Kauderwelsch kommunizieren. Die Expedition ballert die vorsichtshalber erstmal nieder, worauf die Eingeborenen natürlich wenig erfreut reagieren und die Expedition überwältigen und zu ihrem Lager bringen.

Dort ist aber, surprise surprise, die Person, auf deren Suche sich die Expedition befindet, die titelgebende Jungle Goddess geworden, aufgrund ihrer weißen Haut und ihrer Schönheit und UÄCH. Nach einigem hin und her werden die Abenteurer zum Tode verurteilt (Aus Sicht der Eingeborenen eigentlich sogar verständlicherweise), aber sie kriegen die Jungle Goddess am Ende doch davon überzeugt, sich nicht mit Schwarzen in der Öffentlichkeit zu präsentieren - die David Sterling-Taktik, eingesetzt zu einer Zeit, wo sie noch funktionierte. Auf der Flucht werden natürlich noch mega viele Eingeborene abgeknallt, aber dann Happy End, yaaaay.

Es ist wirklich durch und durch unangenehm und ein Film, der zumindest nach meiner Wahrnehmung völlig falsch aufgehoben ist bei MST3K. Man versucht sich sogar, ein wenig mit der widerlichen stereotypisierung auseinanderzusetzen, aber man entscheidet sich dafür, dass in Bezug auf Filmklischees zu machen und den Rassismus-Aspekt so direkt nicht anzusprechen. Es gibt immer ein paar Werbepausen in den Folgen, die eingeleitet werden durch kurze Sketche im Sattelite of Love, in diesem Fall ein Sketch über die eingeborenen und die "White Devils" (So werden die Abenteurer in dem Film von den Eingeborenen bezeichnet).

Der ganze Sketch wirkt irgendwie verkrampft, unbeholfen und aus einer Warte peinlicher Berührtheit herrührend, einfach... uääh. Es ist nicht boshaft oder eklig, einfach fremdschämig zu sehen, wie out of their league diese Truppe aus höchstwahrscheinlich ausschließlich weißen SciFi-Nerds mit ihrem Topos offensichtlich waren. Ein Film, peinlich für alle Beteiligten, auch für die Riffer.

Vor allem deutet das auf ein noch größeres Problem hin: Die anscheinend entweder komplett fehlende oder so gut wie fehlende Aufarbeitung von Rassismus in der eigenen Filmindustrie. Hollywood war ja der strahlende Held im zweiten Weltkrieg, der große Diktator und Donald gegen Hitler und hastenichtgesehen. In Wahrheit ging der weiße Rassismus noch lange nach dem 2. Weltkrieg, teilweise sogar bis heute weiter.

Erheiternder als der Hauptfilm ist der Vorfilm "The Phantom Creeps", wieder ein Serial das WIEDER nicht durchgehalten wird, WIEDER zum Glück für alle Beteiligten.

Allerdings ist das ganze weitaus unterhaltsamer als Commando Cody ("Nipple nipple tweak tweak FLYYYYYYYYYYYYY!") nicht zuletzt wegen Bela Lugosi. Der spielt wie immer einen verrückten Professor, der mit geilen Erfindungen die Welt unterjochen will. Zu den Erfindungen gehört eine mechanische Spinne, die sehr putzig aussieht und im Grunde ein Scherzartikel ist, aber anscheinend eine krasse Waffe, weil sie bei Kontakt mit einem Empfänger in einer lustigen kleinen Puff-Wolke explodiert, einen Gürtel, der seinen Träger unsichtbar macht und ein drei Meter große Roboter, dessen Kopf aussieht wie der von einer Afrikaner-Pappmaché-Skulptur auf einem Karnevalswagen in Köln am Rhein. Die drei sind hier zum Glück ganz in ihrem Element, dumme Sprüche und Bela-Lugosi-Imitationen ("THIS IS DISK!"), und man merkt nochmal umso mehr, wie KRASS Ungarns bekanntester Schauspieler Graf Zahl als visuelle und akustische Inspiration diente.

Der ganze Plot ergibt natürlich keinen Sinn; jede Folge Darkwing Duck wirkt im Gegensatz dazu wie Tschechow. Trotzdem ganz ulkig. Wer probegucken will, den ersten Teil verlinke ich mal ganz neckisch:

[https://www.youtube.com/watch?v=qloy9n9H178]

Damit kann man sich dann auch den Rest der Folge ersparen, der wie gesagt, einen gewissen Tiefpunkt der Show für mich darstellt, auch wenn ich im großen und ganzen fast sowas wie Verständnis für deren laienhaften Umgang mit der Materie habe (Die 90er waren eben wie die 40er aus heutiger Sicht auch eine ganz andere Zeit).


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