| S02E02 - "The Sidehackers" (USA, Farbe, 1969) |  |
Keineswegs zu viel versprechender Untertitel auf dem Filmplakat: "HARD RIDERS! Mounted On Burning Steel! ...with only their leathers between THEM and HELL!"
Oh boy. Ein problematischer Film. Trashig, sicher. Unfreiwillig komisch? Auf jeden Fall. Maximal dummer Einsatz lächerlicher Trendscheiße, um möglichst viele Proleten ins Kino zu kriegen? Freilich.
Erster MST3K-Film mit Gruppenvergewaltigung in Tateinheit mit Mord als Plotpoint und einer Figur, die eine schwarze Figur "Nigger" nennt? Leider ja.
Anscheinend war es so, dass die Produktion den Film nicht komplett durchgeguckt hatte, als man sich entschloss den zu verwursten. Als er dann das erste mal komplett gesichtet wurde, ließ sich kein Ersatzfilm mehr finden.
Der Film handelt vom Sidecar-Motocross-Fahrer Rommel. Sidecar-Motocross oder wie im Titel des Films "Sidehacking" bezeichnet eine fast schwachsinnig gefährliche Form des Motorradrennens, in der Teams aus zwei Leuten ein Gespann aus Motorrad und Sozius möglichst optimal durch Kurven und Geraden im Gleichgewicht zu halten versuchen.
Die Beifahrer STEHEN dabei übrigens auf dem Sozius, sich lediglich an einer Querstange vorne festhaltend. Die ersten 20 Minuten bestehen zu fast drei vierteln ausschließlich aus Aufnahmen von diesem Sidehacking-Gedöns, und man muss sich echt fragen, wer so bescheuert ist, so eine Sportart sich auszudenken oder gar auszuüben. Mir sieht das eher danach aus, als wäre das eine Masche, die aus legaler Sicht das eigentliche Spektakel ausreichend mit vordergründigem Sport-Getue verkompliziert, um nicht umgehend verboten zu werden: Den Thrill, Zeuge davon zu sein, wie an einem sonnigen Nachmittag mehrere Menschen durch deren eigenes fahrlässiges Verhalten geköpft werden.
Jedenfalls hat Rommel, bei dessen Namensnennung JEDES MAL "Patton" von den Dreien zitiert wird ("I've read your book, you magnificent bastard!"), einen duften Kumpel, eine heiße Freundin, und eines Tages eine schicksalshafte Begegnung mit einem Charles-Mansonesquen Hippie-Gangleader namens "J.C." (ZWINKER ZWINKER), als dieser bei Rommel sein Motorrad reparieren lassen will. Lauter Gedönse passiert, Rommel wird verdächtigt, mit J.C.s Ficke gebumst zu haben, also wird zur Mitte des Films offensichtlich Rommels Freundin umgebracht, was natürlich erstmal etwas aprubt wirkt, da die Szene verständlicherweise komplett rausgeschnitten wurde. Und was von den Robotern nach der Rückkehr aus einer erstaunlich elliptischen Werbepause nur mit "For those of you playing along at home: SHE'S DEAD!" kommentiert wird, unter anderem weil die Umstände ihres Todes den B-Film-Gepflogenheiten traurig entsprechend sind: Raped, then killed. Auch, als ein Schwarzer von J.C. eben als "Nigger" bezeichnet wird, wird nur das Wort ausgemutet und die drei vor der Leinwand schreien stattdessen auf mit "Nooooooo!"
Das ganze färbt so einen an sich lustigen Film (Die Maneurismen, die Spitznamen, DER SLANG! DIE HAARE!) für meinen Geschmack zu düster, zu düster zumindest für MST3K, deren Themesong mit der Zeile "Relax, it's just a show" endet. Das ist kein Vorwurf an das Format MST3K, aber doch ein beklagenswerter Umstand, weil "The Sidehackers" und dessen weniger schenkelklopfigen Eigenschaften durchaus wert wären, mal kurz explizit angesprochen zu werden. Das kann in einer Sendung wie dieser nicht getan werden - eine Show, in der die meiste Fanpost von 9jährigen Kindern kommt, die ihre selbstgemalten Bilder mitschicken.
Eigentlich hab ich mich sehr auf diese Folge gefreut, weil mir schon in S01 die Teensploitation-Geschichten am besten gefielen und die Horror- und Weltraumsachen sich in der Regel als debile Etikettenschwindel herausstellten, aber es wurde dann doch ein eher zwiespältiges Vergnügen. Die Anzeichen von Verkrampftheit und merkbarem Beklemmen der Protagonisten waren zu sehen, welche schon im direkt darauffolgenden Film (S02E03) so eklatant hervorkamen, dass ich große Probleme hatte, mir diesen überhaupt komplett anzugucken.