Thema:
Re:Fun Fact: flat
Autor: Felix Deutschland (deaktiviert)
Datum:27.04.14 22:27
Antwort auf:Re:Fun Fact: von Snatcher

>>Quasi alles was danach kam von ihm (Bis evtl. auf seine paar Kinofilme) war unerträgliche Scheiße, Studio 60 on the Sunset Strip ist für mich bis heute eine der fünf schlechtesten Serien überhaupt,
>
>explain pls.


Was jetzt genau? "The Social Network" hab ich gesehen, fand ich gut. Kann aber auch daran liegen, dass mit jemandem wie Fincher jemand Sorkins hang zum Labern und zum berüchtigten "Grandstanding" mit kühler Bildsprache (der emotionalen Kälte der Figuren und deren Lebenswelt rechnung tragend) entgegentreten konnte. Moneyball kenne ich nicht. Bei "Charlie Wilsons War" weiß ich grad nicht, ob der von Sorkin ist, ich denke aber er war zumindest Autor, er wirkt einfach sehr "Sorkin" in der Tradition von West Wing.

Seine Fernsehsachen nach West Wing sind die hinterletzte Scheiße. Studio 60 ist quasi West Wing am Set eines fiktiven Saturday-Night-Live-Abklatsches und besteht AUSSCHLIEßLICH daraus, das MEdientypen sich suuuuuuuperwichtig nehmen und sich die ganze Zeit erzählen, wie wichtig sie sind und wie krass es ist, dass das eine Love Interest von Hauptdarsteller Matthew Perry voll die Christin ist und wasweißich. Am Ende des Piloten willst du einfach alle Beteiligten erschießen, ich hab die erste Staffel nur 12 Folgen ausgehalten, und das DAMALS als die Serie anfing, 2006 oder so. Startete zusammen mit 30 Rock, beide Shows sind jeweils die Antithese zueinander.

The Newsroom ist quasi West Wing am Set eines fiktiven Kabel-Nachrichtensenders ("Atlantis News Network", blubbblubbblubbb) und besteht AUSSCHLIEßLICH daraus, dass Medientypen sich suuuuuuuuuuperwichtig nehmen und sich die ganze Zeit erzählen, wie wichtig sie sind und wie krass es ist, dass das eine Love Interest von Hauptdarsteller Jeff Bridges aus versehen diese eine Email an die ganze Firma geschickt hat, weil sie trotz jahrelanger Arbeit bei einem Nachrichtensender nicht kapiert hat wie E-Mail-Verteiler funktionieren.

Ich weiß, auf den ersten Blick scheint es so, als hätten die beiden Serien nicht viel gemein. Dabei verbinden sie zwei sehr prägnante Eigenschaften: Alle Frauenfiguren in beiden Serien sind unerträgliche Fotzen, die schwer arbeitenden, nicht mehr suuuuuuuuuperjungen Männern nur auf den Sack gehen, wenn sie grad nicht abgeknutscht oder gesext werden, und beide Serien sind so lustig wie einem großelterlichen Spontanreferat über "Das Internet, Putin und dieser ganze Kack!" zuzuhören.

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>>Also, Aaron: Wenn du die dritte Staffel The Scheißroom, ääh, The Newsroom für alle beteiligten erträglicher machen willst, mach's wieder wie Popeye! TUUT TUUT!
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>taugt mir TWW was, wenn ich HoC liebe?
>hab ein bisschen angst, dass das so ist wie von the wire zu csi:miami zu wechseln...


Das sind zwei völlig verschiedene Serien. Zuallererst ist West Wing kein Thriller. Das Millieu und der Handlungsort sind gleich, aber es gibt keine machiavellischen Machtspiele zwischen skrupellosen Bastarden.

West Wing hat etwas von dem sozialdemokratischen/christsozialen Geist, den Filme von Frank Capra damals (30er 40er 50er) verkörperten: Der Glaube an einen Staat, dem selbst die Widrigkeiten denen er konfrontiert ist recht sind, weil Demokratie eben nicht einfach sein soll und sein kann. Die Überzeugung, dass tugendhafte, tüchtige und mitfühlende (Aber eben auch schlagfertige, kluge und witzige) Menschen an oberster Stelle dieses Staates sich Tag für Tag den Arsch aufreißen, um, nachdem sie verstanden haben, dass sie die Welt nicht ändern können, sie zumindest ein kleines bißchen verbessern können, oder (In den eindringlichsten Momenten) wenigstens verhindern können, dass die Welt schlechter wird.

Es gibt nur sehr zarte Anwandlungen von Staffelübergreifenden Handlungssträngen, und der Ton ist familienkompatibel bis telekollegial (Sorkins Monologe sind großartig, können aber, wenn er es übertreibt, schwer ins altmodische Umschlagen, und er übertreibt es quasi ständig, mit allem). House of Cards kann man damit nicht vergleichen, ganz andere Serie. Und wo ich jetzt nicht der allergrößte HoC-Fan bin, mochte ich West Wing sehr (Staffel 4 letzte hälfte und staffel 5 sind das letzte, S06 und S07 fangen sich da noch ein wenig). Als ich es (West Wing) guckte, fand ich den besten Vergleich immer irgendwie "Star Trek", auch wenn das zuerst abwegig klingt. Martin Sheen als Captain, Josh, Toby und Rob Lowe, CJ, Charlie, Mrs. Landingham und Leo als die Crew, die sich entweder auf fremde Planeten beamt um mit Aliens umzugehen oder sich auf dem Schiff um Shit kümmert, der dort anfällt. Alle haben keine allzu großen Abgründe und, obwohl Toby manchmal rumgrummelt, immer einen sehr heiteren, proaktiven und optimistischen Ausblick aufs Leben.

Man muss auch bedenken, dass West Wing quasi comfort food TV war für den Teil der Amis, der George W. Bush nicht gewählt hatte und sich so zumindest einmal die Woche für ein knappes Stündchen in eine fremde (und doch so vertraute) Welt flüchten konnte, in der der Präsident kein christlich wiedergeborener Mongo mit Daddy-Issues ist, sondern ein Wirtschaftsnobelpreisträger, der fließend Latein spricht und trotzdem noch von seiner heißen GILF-Frau rumkommandiert wird.


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