| S01E11 - "Moon Zero Two" (UK, Farbe, 1969) |  |
Keineswegs zu viel versprechender Untertitel auf dem Filmplakat: "The first moon 'western'..."
Whoooooooooooooooa! Der Film schockiert direkt von Anfang an - und zwar mit einem gar nicht mal üblen Cartoon und super groovy Mucke als Vorspann, der die Vorgeschichte der Helden amüsant erzählt (US-Soldat landet auf Mond, findet Sowjet-Soldat, beeft sich erst mit dem, aber wird dann mit ihm best buddies und Mond-Müllmann-Duo).
HABEN WIR ES HIER ETWA ERNSTHAFT MIT SOWAS WIE 'PRODUCTION VALUES' ZU TUN?!
Wir haben! Die Hammer-Studios liefern hier einen groovy-swingy-dummi Weltraumwestern auf dem Mond ab, der in einer glücklicheren Welt sogar richtig gut funktioniert hätte und als Kultfilm taugen würde, aber leider am Hauptdarsteller und einer sehr laxen Einstellung gegenüber des Konzepts von "Spannungsaufbau" schlußendlich scheitert.
Ein Ami und ein Pole arbeiten als freiberufliche Weltraummüllsammler (Analog zu den Cowboys aus Western, die ja auch als selbstständig beschäftigte der eher niederen Arbeit des Viehtriebs nachgingen) und haben es trotz chilligem Job nicht leicht. Was den Helden am meisten abfuckt, ist die Tatsache, dass der Schnaps auf dem Mond viel zu teuer ist und trotzdem scheiße schmeckt, da er aus destilliertem Raumschiffbenzin gewonnen wird. Alles auf dem Mond ist mega funky, es gibt eine Bar mit Western-Thema und Ohrensesseln, es gibt sogar ein bißchen Lore über Eisminen auf dem Mond, mit dem das ganze Wasser gewonnen wird, um einerseits natürlich zum Trinken und andererseits per Elektrolyse zur Sauerstoffgewinnung dient, es gibt richtig feine und spaßige Erklärungen zu Mond-Stuff wie den ganzen Kolonien und das es zum Beispiel länger dauert, 150 kilometer mit einem kartoffelähnlichen Mondbuggy von einer Mond-Niederlassung zur nächsten zu fahren, als von der Erde zum Mond, usw. usf.
Eigentlich alles geil. Es wird sogar noch geiler, weil der Held von einem reichen Fatzke dazu überredet wird, einen Asteroiden aus reinem Saphir per Sprengladung aus seiner Laufbahn zu bringen, auf dem Mond einschlagen zu lassen und den ganzen Saphir for fun and profit zu plündern. Es gibt sogar eine Szene, wo sich die Leute in der Bar mit Western-Thema eine Massenschlägerei liefern, der Held plötzlich ruft "IF WE ARE GONNA FIGHT, WE WILL FIGHT MY WAY!!!" und dann einen Hebel zieht, über dem "Zero G Control" steht und dann alle in "Schwerelosigkeit" fighten, was aus einer richtig schlechten Kombination aus sich affig langsam bewegenden Schauspielern und Slow Motion in der Kamera erreicht wird - WHAT COULD HAVE GONE WRONG?!?!?!?!
Nunja. Der Hauptdarsteller sieht nicht SO aus
[http://img3.wikia.nocookie.net/__cb20130731194802/cowboybebop/images/9/9e/Spike_Spiegel_Profile.jpg]
sondern SO
[http://www.wearysloth.com/Gallery/ActorsO/13208-12896.gif]
Ich will jetzt gar nicht mal so sehr über die Tatsache abgehen, dass man auf seiner Stirn genug Platz hat für drei Peanuts-Comicstrips, gerade als jemand, der selber schon seit jungen Jahren Opfer follikulärer Benachteiligung ist. Aber jemand, der schon so aussieht, als würde er nur irgendwelche fiesen Hauptmänner der Waffen-SS in Weltkriegsschinken spielen auch noch einen miesepetrigen Zyniker verkörpern lassen? Das Ergebnis wirkt nicht cool und lässig, Han-Solo-Style (Han Solo gab's damals noch nicht, muss man dem ganzen ja zugute halten), sondern irgendwie... aufrichtig verkniffen und angepisst. Was ja auch völlig okay wäre, wenn der Film nicht in jedem anderen Aspekt eine groovy-lässige Spaßveranstaltung sein will.
Sein polnischer Buddy ist ein viel coolerer Dude und sieht aus als wäre er Mitglied von QOTSA, aber er wird im Film schlimmer marginalisiert als die Babes und hat kaum was zu tun oder zu sagen, ausser am Ende seinem Chef aus der Scheiße zu helfen, in dem er einen evil handlanger im Finale fraggt mit seinem Laser-Ballermann. Der Film hat, zumindest im Vergleich zu ALLEN anderen Filmen bisher, wirklich brauchbare production values, und unter den Bedingungen hätte ich mir viel lieber einen film über einen maulfaulen polnischen Weltraummüllmann mit Hufeisenschnäuzer angeguckt, der reichen Fatzkes in ihre kriminelle Suppe spuckt for fun and profit. Stattdessen gucke ich quasi Dwight Schulz aus seinen Star Trek TNG Gastauftritten dabei zu, wie er versucht, Han Solo zu sein.
Und ich erwähnte bereits eingangs, dass es extrem große Probleme im Spannungsbogen-Department gibt. Wahrscheinlich waren alle Beteiligten zu groovy drauf und haben vielleicht auch mal gehascht oder das LSD genommen oder den Sex gemacht, auf jeden Fall hapert es der ganzen Angelegenheit gehörig an Schmiss und Drive. Nachdem erstmal durchaus charmant (Mal vom male lead abgesehen) das Setting etabliert wurde (Auch wenn man unvermeidlich mit den Augen rollen muss in einer Szene wo die Figuren "MOONOPOLY" spielen, HAHAHAHAHAHA!) und der Coup geplant wird, wird dieser auch prompt durchgezogen und danach ist, aufgrund der flugbahn des asteroiden, auch erstmal in der Story vier Tage Pause. Die werden damit gefüllt, dass der Held sich in ein schnaftes Babe verguckt, deren Bruder auf dem Mond vermisst wird. Natürlich stellt sich am Ende raus, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen dem verschwundenen Bruder und den Mondgangstern und ihrem Saphir-Asteroid, aber der zweite Akt ist erstmal extrem spannungsarmer Leerlauf wie im Traumschiff, nur dass nicht noch zum b- und c-plot geswitcht werden kann. Das grande finale wartet mit einigen leidlich unterhaltsamen "Wir drehen einfach die Kamera 180° um die querachse"-Anti-Schwerkraft-Effekten auf, aber alles kommt einfach nicht so zusammen, wie es wohl gewollt war.
Es ist aber bei weitem nicht so schlimm wie andere filme, die kamen und noch kommen werden, nichtsdestotrotz fast genauso frustrierend, weil das potential im gegensatz zu den anderen filmen absolut zu erkennen ist. Schadeschadeschade, aber wenn du nen lässigen Weltraumdude besetzen willst, dann caste nicht nen Typen der so aussieht wie einer von den Nazis aus Indiana Jones, CASTE FUCKING INDIANA JONES!!!1