Thema:
S01E06 - "The Crawling Hand" (USA, SW, 1963) flat
Autor: Felix Deutschland (deaktiviert)
Datum:11.04.14 22:50
Antwort auf:MST3K - Tom Servo muss bezahlbar bleiben! von Felix Deutschland

Keineswegs zu viel versprechender Untertitel auf dem Filmplakat: "JOLTING SPACE SHOCKER!"

Überraschenderweise NICHT das Sequel zu "The Crawling Eye", auch wenn sich eine Horror-Franchise über sich zum Zwecke der Verübung finsterer Taten verselbstständigenden Körperteilen fast wie eine Lizenz zum Gelddrucken für Produzenten schlechter Horrorfilme scheint, zumindest in der Rückschau aus der Kino-Zukunft des Jahres 2014.

Ich mochte den aber total gerne. Würd ihn mir sogar sofort nochmal angucken, auch ohne Riffing. Was nicht heißt, dass der Film nicht Scheiße ist - aber er ist sehr sehr vergnügliche Scheiße.

Es fängt damit an, dass zwei Wissenschaftler mit einem Astronauten diskutieren, der im Weltall irgendeinen Unfall oder psychischen Zusammenbruch erlitten hat, aufgrund dessen er aussieht, als hätte er sich geschminkt wie der Sänger von "The Cure". Er bittet die Wissenschaftler, von denen einer so aussieht wie ein schmerbäuchiger Charlie Sheen und sich seine Buxe fast unter die Achselhöhlen hochzieht, doch den Fern-Zerstörungs-Knopf zu drücken, weil alles scheiße etc.

Nach einigem Hin und Her drückt der Bordellathlet auf der Erde dann den eher nicht so großen roten Knopf und das Raumschiff geht mit großem Knall kapeister.

Nachdem diese Sequenz ernsthaft fast 20 Minuten dauert, abprupter Szenenwechsel: Zwei Teenager treffen sich in einer Eisdiele auf einen Kakao und einen Bananensplit und warten auf ihren besten Kumpel. Wenn uns das amerikanische Kino eins gelehrt hat, dann, dass wo Teenager sind auch Ärger nicht lange auf sich warten lässt. Dabei beginnt alles ganz unschuldig: Eines der Girls macht sich mit dem einen Boy auf zu spritzigem Strandvergnügen auf einem erstaunlich diesigen und sehr kalt aussehenden Strand (Moderne Wetterbeeinflussungstechnologien standen den Filmemachern damals leider noch nicht zur Verfügung). Sie tollen in den Wellen herum (Wenn auch nur bis zur Hälfte der Schienbeine im Wasser, dessen Temperatur grob geschätzt bei vier Grad Celsius gelegen haben dürfte) und kugeln sich danach im sicher mollig warmen Strandsand, als das Strand-Haserl aufkreischt: Ein Unterarm samt Hand, in einem stark nach Weltraumanzug aussehenden Handschuh samt Ärmel, liegt dort Unheil verheißend im Dreck. Perdautz! Das Girl will natürlich nur noch weg, aber der Boy kann zuerst gar nicht den Blick lassen von diesem reizenden Kleinod von Strandgut!

Weil sie Teenager sind, sind sie Idioten und sagen niemandem was davon. Wahrscheinlich haben sie Schule geschwänzt und haben Angst vor ner saftigen Gardinenpredigt, wer weiß das schon - Teenager halt. Aber der Bengel findet, als er sich abends zu seiner Wohnung ins Haus seiner Vermieterin schleicht, unter einem sehr sehr unhygienisch und ärmlich aussehenden frühen Fleischkühlschrank in den darunter liegenden alten Zeitungen (Mmmh, mit Steakgeruch!) einen Artikel über den schlimmen Zwischenfall, dessen Zeuge wir zu Anfang des Films wurden. Seine Vermieterin, ganz Amerikanerin, denkt aber, dass jemand bei ihr einbricht und stellt ihren Mieter in der Küche mit einem hammerlustig riesigen Revolver. Nachdem sich die Situation klärt, schleicht sich der Tunichtgut aber wieder aus dem Haus, um den Arm vom Strand aufzuklauben. Eingewickelt in einen Duschvorhang (!) legt er seinen Fund stolz in der Speisekammer hinten ins Marmeladenregal (!!!), und ich als Zuschauer rieb mir schon vor lauter Vorfreude ob solcher Dummheit die Hände.

Es kommt, wie es kommen muss: Während sich der Knilch erstmal pennen legt, hat die Hand natürlich nur Unfug im Kopf (sic!), schmeißt erstmal die schönen Marmeladengläser mit den Tophits der zwanziger, dreißiger und dem besten von heute in den Dreck und checkt erstmal die Lage. Die Vermieterin ist wieder alarmiert, findet aber nachdem sie in die Küche kommt erstmal niemanden vor ausser der Hauskatze. Die Hand ist derweil aber findig ins Erdgeschoss gekrabbelt, um der armen Dame nach einigem Hin und Her buchstäblich um den Hals zu fallen. Und wer Hände kennt, kann sich vorstellen wie das aussieht! Submission chokehold TO DEATH! Davon widerum wird der Bub geweckt, der auch nichts anderes machen kann, als die Polizei über das plötzliche Ableben seiner Vermieterin zu informieren.

Danach spielt die Hand geilerweise erstmal kaum eine Rolle mehr, bis auf eine brüllend komische Spannungssequenz, in der der Junge die Wissenschaftler vom Anfang anrufen will, aber von einer bedrohlich immer näher krabbelnden und kraxelnden Hand geowned wird. Umständlich kommen Bengel und Wissenschaftler in Kontakt, und im Raum werden derweil eher Theorien erörtert, was die Hand wohl gerade macht. Meine Vorschläge "Ist nach Kanada ausgewandert" bzw. "Wahrscheinlich hat sie sich mit der Katze angefreundet, weil sie ihr Whiskas-Dosen runterwerfen und dank exponiertem Daumen auch aufmachen kann" finden wohlwollend Anerkennung.

Pünktlich zum Finale auf einem Schrottplatz steht sie aber wieder auf dem Plan, nachdem sie als blinder Passagier beim Teenager mitgefahren ist, als dieser, mittlerweile vollends bessessen vom GRAUEN AUS DEM WELTRAUM, keinen anderen Ausweg mehr sieht ausser der Flucht. Es wird zwar noch einiges auf die arme Hand eingedroschen, -gepiekst und -geschossen, sogar Katzen prügeln sich darum um von ihr zu Naschen, aber am Ende wird alles gut. ODER WIRD ES DAS?! Als zwei Männer kurz vor dem Abspann eine ca. Unterarmgroße Kiste mit dickem Vorhängeschloss in den Kofferraum ihres 60er-Jahre-DHL-Wagens räumen, setzt der ältere DHL-Mann seinem Protegé gleich ungute Flausen in den Kopf von wegen "Komm, einmal kurz reingucken, die Neugier frisst mich auf!" Und als sie die Kiste öffnen...

...IST SIE LEER! DUN DUN DUN DUUUUUUUUUUUUUUUN!

Wie gesagt, ein Spitzenfilm.


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