Thema:
S01E02 - "The Robot vs. The Aztec Mummy" (MEX, SW, 1959) flat
Autor: Felix Deutschland (deaktiviert)
Datum:11.04.14 21:19
Antwort auf:MST3K - Tom Servo muss bezahlbar bleiben! von Felix Deutschland

Huiuiuiuiui. Klingt natürlich erstmal geil, aber.

Der Film wird zu 90% in Form von Rückblenden erzählt: Ein Forscher hat in seinem Haus Leute dazu eingeladen, denen erstmal richtig lange zu erzählen, was er letztens so gemacht hat. Das fing damit an, dass er auf einer Wissenschaftlerkonferenz behauptet hat, man könne per Hypnose Leute dazu bringen, sich an ihr vorheriges Leben zu erinnern - und dass das doch total schnafte wäre, das für die Archäologie zu nutzen. Wisst ja, "Magie ist Physik durch Wollen".

Jedenfalls wird er erstmal zünftig ausgelacht (Schon im Mexiko der 50er waren die Leute nicht unbedingt mega beliebt, wer hätte das gedacht?), aber! Irgendwie findet er eine heiße Alte, die sich unter Hypnose daran erinnert, mal ne Azteken-Prinzessin oder so gewesen zu sein, die in einem imo viiiiiiiiiel zu langen ritual irgendeinem Heiopei vor tausenden von Jahren als Menschenopfer dargebracht wurde. So weit, so gut. In weiteren Flashbacks, die sehr, sehr peinsam den Eindruck verstärken, dass auch hier die Macher gekonnt mit unseren Erwartungen spielen, indem sie uns den Besuch einer Feuerwerksfabrik versprechen, wird dann auch erzählt, wie man den Tempel aufgesucht hat, indem die Dame in ihrem früheren Leben den überlegenen Intelligenzen ihrer damaligen Kultur quasi zum Fraß vorgeworfen wurde.

Dort findet sich dann eine Mumie (TWIST!), die der Professor gierigerweise um ihren Grabschmuck erleichtert, woraufhin die Mumie erstmal erwacht und die Schauspieler durch die selbe Kulisse (Diesmal nur schlechter beleuchtet) jagt, durch die sie zuvor drei mal im Kreis herum gelaufen sind, um ihren beschwerlichen Weg durch die Pyramide hin zur Grabkammer zu visualisieren. Also, alle laufen nochmal dreimal im Kreis herum und entkommen der Mumie nur knapp.

Ein verrückter Wissenschaftler, so erfahren wir in nicht enden wollenden Flashbacks, entführt aber nach der Rückkehr der Helden die hypnotisierte Alte, um an den Grabschmuck zu kommen, die Mumie hat es in der Zwischenzeit geschafft, auszubrechen, verrückter Wissenschaftler verliert die alte, aber entkommt, die Mumie kann nur wieder besänftigt werden, indem man ihr den Grabschmuck zurückgibt, jaddajaddajadda.

Was ich vor gucken des Films nicht wusste, im Nachhinein aber extrem viel Sinn ergibt: Der Film ist eigentlich Teil 3 einer längeren Filmserie, und die Flashbacks sind quasi längere Zusammenfassungen der Prequels, die aus Material von diesen zusammengeschnitten wurden. Wenn man dazu noch berücksichtigt, als alle drei Vorgänger EBENFALLS im selben Jahr erschienen, merkt man endgültig, dass die frustrierende Art und Weise, wie der Film sich erzählt, mal wieder der Schamlosigkeit und Geldgier mexikanischer Meisterfilmer zu verdanken ist ("Si, filmeeeeen!").

Als wir dann am Ende (Nach einigen der geilsten, konfusesten und vor allem LÄNGSTEN Einstellungen von Leuten, die ohne Sinn und Verstand durch einen SEHR unaufgeräumten Friedhof stolpern) endlich in den 20% des Films ankommen, die offensichtlich aus neu gedrehtem Material besteht, kommt auch ENDLICH der Roboter ins Spiel. Der (wieder mal) geilere Originaltitel "La momia azteca contra el robot humano" spezifiziert den Roboter dann auch im englischen als "Human Robot", was Crow und Servo lautstark in frage Stellen lässt, ob der verrückte Wissenschaftler das Konzept von Robotern richtig verstanden hat, aber egal: Der verrückte Wissenschaftler mit dem Spitznamen "Die Fledermaus" hat einen CYBORG (bzw. "Cyborguéso"?) gebaut, um der (wie wir kurz zuvor erfahren) seit fünf Jahren zufrieden in einer Gruft mit ihrem Bling chillenden Aztekenmumie besagtes Ice wieder zu klauen. Das kann nur mit der Power eines Roboters gelingen! Und ja, ENDLICH wird der gleich im Titel versprochene Kampf Realität, und ich würde fast so weit gehen zu sagen, dass der Kampf so geil ist, dass er die Clip Show, die dem ganzen vorrausging, wenn schon nicht rechtfertigt, dann aber zumindest ansatzweise für sie entschädigt. Ohne zuviel verraten zu wollen, während des Kampfes wechselten meine Symphatien recht schnell zur am Ende siegreichen figur, allein wegen des geilen epischen Finishing-Moves, dem die Filmemacher natürlich nicht im geringsten vernünftig rechnung tragen können (Wahrscheinlich waren sie selber überrascht, wie geil das am Ende aussah).

Ansonsten natürlich übelste Zeitverschwendung, aber der Endkampf... ich küsse meine Fingerspitzen und wackele mit diesen in der Luft, wie ein Südländer, der leckeren Käse oder Cunnilingus beschreibt. Exquisit!

Dem Hauptfilm geht ein sog. "Serial" vorraus. Heute würde man sowas wohl "Eventserie" nennen oder "Dummen Scheiß". 12 Folgen a ca. 13 Minuten erwarten uns in "Commando Cody", und der diese Folgen überspannende Storybogen schimpft sich "Radar Men From The Moon". Wieder ein klassischer Fall von "Hört sich nacherzählt VIEL geiler an, als es in der Praxis wirklich ist": Ein Wissenschaftler entwickelt einen Raketenanzug, mit dem er Superman-Mäßig durch die Luft fliegen kann. Parallel wollen die Mondmenschen, die sich von Nicht-Mondmenschen durch fahle Haut und das permanente tragen von Badekappen unterscheiden, eine Invasion der Erde vorbereiten und tun dies auf die wohl logischt mögliche Weise: Indem sie Verbrecher dafür bezahlen, dass sie ihnen auf der Erde die dafür notwendigen Ressourcen ergaunern. Offensichtlich ist den Machern das grundlegende Konzept von Verbrechen und den Gangstern in der Serie ihre grundlegende Existenz eher egal, vor allem, weil der Mondmenschen-Emissär auf der Erde auch ihnen Gegenüber absolut keinen Hehl bez. seines Endgames macht.

Die Show besteht ab folge 3 oder 4 fast nur noch aus schamlos wiederverwendetem, bereits gedrehten Footage und hat in der Mitte ihrer kurzen (und doch viel zu langen) Episoden immer eine sehr lange Prügelszene, meistens sogar im Hauptlabor von Wissenschaftler Cody in dessen "Cody Institute" (Das Schild für den Establishing Shot wurde einfach an die Tür der Produktionsfirma gepappt, eine filmische Praxis, die mir persönlich zuvor noch nie untergekommen war und die mich profund irritierte), in das die Gangster WIEDERHOLT einfach so reinmarschieren als wäre es ne KfZ-Anmeldestelle. Andere anfangs noch lustige Sachen wie die Tatsache, dass es auf dem Mond Tageszeiten gibt und dass das Raumschiff von Codys Crew bis auf eine Ausnahme aus sehr wacklig aussehenden Holz-Bürostühlen besteht, entschädigen nicht für den Schmerz, den die schiere Stumpf- und Dummheit dieser Scheiße verursacht. Wenn plötzlich im neunten Teil die Filmrolle reißt und danach nie wieder Commando Cody den Vorführraum des Satellite of Love behelligt, ist das ein großer kathartischer Moment, und im Gegensatz zu ALLEM in Commado Cody wirklich überraschend und erfreulich.


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