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Re:Tatort: Ich mag Till Schweiger nicht... flat
Autor: Felix Deutschland (deaktiviert)
Datum:10.03.13 20:38
Antwort auf:Tatort: Ich mag Till Schweiger nicht... von K!M

Es dürfte hinlänglich bekannt sein, dass ich wenige Leute mehr hasse als Til Schweiger, aber die ersten acht Minuten waren echt gut gefilmte Ownage, da gibts kein vertun. Ausserdem ist "Action-Polizist" so ziemlich die einzige Rolle, die ich dem Kerl abkaufe, und die füllt er wirklich sehr gut aus. Einige Nebendarsteller und Komparsen sind hingegen unterirdisch, was Schweiger wohl mit Budgetfragen runterdiskutieren würde, aber eher an der Inszenierung, bei der mehr über Kamerakonzepte nachgedacht wurde, als darüber, wie man einer Szene Leben und Textur verleigt. Beispielsweise der Opa, der nachdem Schweiger drei Muschis abgeknallt hat (Warum hat er eigentlich nach dem verlassen der Nuttenwohnung seinen Schalldämpfer abgemacht? Kleinscheiß, ich weiß...), diesen fragt, ob er denn seinen Rollstuhl wiederhaben könnte. Während er auf drei perforierte Jugos blickt. Ein cleverer Autor hätte die Szene so geschrieben (oder ein cleverer Regisseur so inszeniert), das der Opa beim rauskommen aus der Wohnung die Frage nach dem rollstuhl beginnt, aber dann abbricht, wenn er die leichen sieht und dusselig guckt. Statt einem Gag, der nicht funktioniert, hast du einen Moment, der funktioniert.

Aber das Grundproblem ist nicht Schweiger, sondern das Format. Selbst eine messianische Gestalt wie Herr S. wird es nicht schaffen, den deutschen TV-Krimi zu revolutionieren, einfach nur indem er mehr Ficker abballert als andere. Ergo habe ich nach dem Hook-Einstieg sofort abgeschaltet, als dieses stereotype Gelaber anfing mit dem Vorgesetzten, der denkt, dass Polizisten nach dem Einsatz ihrer Waffe bei Gefahr im Verzug sofort in den Knast kommen und er als Vorgesetzter gleich mit, so ein Dünnschiss eben. Es gibt nix langweiligeres als das, aber das wollen die Leute halt sehen.

Ist auf jeden Fall etwas besser als diese hausbackenen, rotzöden und unterkühlten anderen Scheißkrimis, die ich mir nur unter waffenandrohung (oder wenn ich bei meinen eltern bin) angucken würde, aber im grunde dieselbe Soße.

Neben "Knocking on Heavens Door" fand ich ihn auch nur erträglich in "Die Kommissarin" mit Hannelore "Fuck it, ich trage Lederjacke!" Elstner(Hoger?) ansprechend. Den Plot mit den minderjährigen Nutten könnte man wegen seiner Nähe zu Schweigers privaten pet peeves vielleicht noch einer genaueren analyse unterziehen, die aber wenig ertragreich wäre, weil sie essentiell nicht unterscheidbar ist von der anderer krimis, in denen starke beschützertypen damsels in distress retten. Ob das jetzt Nick Piller macht oder Klasujott Behrend macht den Meta-Kohl jetzt auch nicht fett.


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