Thema:
Nach 83 Stunden durch - geht so flat
Autor: the_korben
Datum:27.11.23 20:12
Antwort auf:Starfield - Bethesdas Star Man Citizens Sky von magus

Ich hatte anfangs viel Freude mit dem Spiel, wie man an diversen Beiträgen hier im Thread lesen kann. Irgendwann so um die 30-40 Stunden ist das gekippt. Mir fiel immer mehr auf, wie uninteressant, ja geradezu nervig viele der Begleiter und NPCs geschrieben sind, dass das Questdesign viel zu oft einfach nur hin- und hergelaufe und gefliege ist und dass das Levelingsystem, so süchtig es auch machen kann, auch nur das Spiel künstlich in die Länge streckt. Mich packte also irgendwie die Unlust und die Erkenntnis, wie absurd eigentlich meine Aufgaben sind. Hier fliegen Raumschiffe in wenigen Augenblicken quer durch die Galaxie um ihr Ladegut zu verteilen, das ganze UC-Netzwerk weiß in Sekundenbruchteilen, wenn man etwas angestellt hat - aber aus irgendeinem Grund muss ich ständig von A nach B um mit Olaf oder Isolde einen 1-Minuten-Dialog zu führen, der nichtmal besonders interessant ist? Das macht keinen Sinn.

Dann habe ich zum Glück noch die Kurve gekriegt, da ich die UC Vanguard-Factionquest angefangen hatte. Die war zum Teil wirklich recht spannend, auch wenn dort die Haupt-NPCs wieder nicht besonders gut geschrieben sind und in der ersten Hälfte viel zu oft wieder nur Botengänge zu erledigen sind. Aber wenigstens passieren hier besonders im letzten Drittel tatsächlich einige spannende Dinge, es gibt wirklich gut designte Levels und man muss auch durchaus knifflige Entscheidungen treffen.

Als die Vanguard-Quest also fertig war, hab ich mir das verbleibende Questmaterial der anderen Factions angeschaut und festgestellt: das interessiert mich leider alles nicht. Ich wollte dennoch noch die Main Quest durchspielen. Und die dreht am Ende ja so richtig auf. Wow! So hätte man das ganze Spiel durchdesignen müssen! Coole Ideen bei den letzten Aufgaben, sehr stimmungsvolle Umgebungen, so manche Kniffe beim Leveldesign, viel Atmosphäre. Ja, so macht das Sinn! Auch wenn die ganze Story nicht gerade einen Logikpreis bekommt war ich am Ende fast motiviert genug, um wirklich im NG+ weiterzuspielen. Hab nur kurz reingeschaut und ja, vielleicht schaffen sie es ja, das Spiel in den nächsten Jahren mit Patches noch viel besser zu machen, dann würde ich mich im NG+ vielleicht wirklich nochmal reinstürzen.

So aber bleibt ein sehr durchwachsener Eindruck und ich kann eigentlich nur bestätigen, was man in vielen, vielen Videos auch schon gehört hat: Writing, Quest-Design und das grundsätzliche Spieldesign arbeiten alle einfach komplett gegen die Stärken der üblichen Bethesda-Spiele - es gibt hier kaum etwas zu erkunden! Dieser Eindruck wirkte bei mir so stark, dass ich mir die Faction-Quests auf Neon und Akila gar nicht erst antun wollte, weil ich einfach keine Lust hatte, wieder 8 Stunden einfach kreuz und quer durchs All und durch Ladescreens geschickt zu werden, um mir langweilige Dialoge an Orten anzuhören, die sich kaum von den anderen bereits besuchten unterschieden.

Wenn einem das Szenario gefällt, hilft das vielleicht die ersten 20 Stunden oder so darüber hinweg zu sehen. Und man hätte aus diesem grundsätzlich coolen Setting so viel mehr machen können. Aber dann hätte man das ganze anders durchziehen müssen: Lieber nur ein paar Planeten dafür viel mehr per Hand designed. Quests die in einer durchtechnologisierten Welt auch Sinn machen. Gewagteres Writing mit interessanteren Charakteren - oder eben viel mehr Quests, wo auch wirklich was passiert und wo nicht ständig nur langweiliger Quatsch gelabert wird.

Ich habe während meiner Starfield-Reise auch Cyberpunk 2077 in der 2.0-Version gespielt und dieser Kontrast ist besonders schlimm, wenn man dann gelangweilt durch Neon spaziert. Außerdem habe ich mal wieder in Skyrim reingeschaut, und auch wenn ich das Spiel wirklich nicht mehr sehen kann - der Drang zu erkunden und die wesentlich stimmigere Atmosphäre fällt dort sofort auf. Auch dagegen kackt Starfield richtig, richtig ab. Sie hätten entweder mehr Skyrim (coole Welt, mehr Spaß beim Erkunden) oder mehr Cyberpunk (spannende Missionen, interessante, geradezu echt wirkende Charaktere) in Starfield reinpacken müssen, dann hätte es wahrscheinlich geklappt. So haben wir aber ein Ladescreen-Skyrim mit Zufallswelten mit einer Cast, die auch von "Die himmlische Familie" stammen hätte können, was den Spannungsgrad und das ständige Kopfschütteln meinerseits vor dem Bildschirm betrifft.

Alles in allem ergibt das für mich ein "geht so", eine 6.5 von 10. 3 Sterne von 5. Kann man spielen. Ich bereue es nicht (wobei ich rückblickend gesehen insgesamt 20 Stunden Erkundung, Scanning und Leveln einfach auslassen hätte sollen). Aber immer wieder blitzt mal durch, dass es so viel mehr hätte sein können. Schade.


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