Thema:
Spiel macht nach wie vor Spaß, aber die Dialoge ... flat
Autor: the_korben
Datum:05.10.23 09:28
Antwort auf:Starfield - Bethesdas Star Man Citizens Sky von magus

Ich habe Starfield bis zuletzt hier im Thread immer sehr gelobt und hatte in den ersten 40 Stunden viel Spaß mit dem Spiel, weil ich sehr unfokusiert einfach immer das gemacht habe, worauf ich gerade Lust hatte. Das grundsätzliche Setting und das Gameplay zieht mich noch immer regelmäßig zurück ins Spiel, und die technischen Einschränkungen der Engine stören mich kein bisschen.

Je mehr ich allerdings von der Story und von den Charakteren - auch abseits der Main Quest - sehe und höre, um so mehr dreht sich der Wind. Ganz leichte Spoiler für die ersten paar Story-Stunden folgen.

Dass die Story so hanebüchen beginnt, sei mal geschenkt. Sie wollten halt in sehr, sehr kurzer Zeit den Spieler schon direkt auf das Schiff bringen und keine große "Escape the Pirates"-10-Stunden-Quest machen. Das kann ich verstehen, auch wenn ich es dramaturgisch nicht gut finde. Dann lernt man Constellation so richtig kennen und Sarah ist mit von der Partie. Anfangs hatte ich auch mit ihr noch kein Problem, bis sie mich immer wieder dazu aufgefordert hat, doch ein bisschen mit ihr zu quatschen. Und diese Dialoge sind ein Graus, vor allem wenn sich dann die Möglichkeiten zu "Flirten" immer öfter bieten. Allein diese furchtbar geschriebenen Flirtversuche zu lesen, hat mir schon Magenschmerzen beschert. Aber ich hab mir halt gedacht - gut, Sarah soll halt vielleicht so ein bisschen dieser übergute, pflichtbewusste, aber doch irgendwie unzufriedene Charakter sein, der irgendwie ziwschenmenschliche Probleme hat, die ein bisschen die Professionalität untergraben.

Dann habe ich mich besonders auf dem Mars durch viele, viele Nebenquests gearbeitet. Die waren großteils recht beliebig, aber das ist mir nicht wirklich schlimm vorgekommen. Sind ja nur Nebenquests im ersten Questhub, den man anfliegen muss.

Dann hab ich Barrett von den Piraten gerettet. Und langsam wurde es ein bisschen unangenehm. Auch Barrett ist für mich überhaupt nicht schön durchgearbeitet. Absolut unangenehmes Writing. Sätze, die ein Mensch in echt so nie sagen würde. Und wieder übergut, pflichtbewusst, happy - was ja auch nicht so schlimm wäre - aber gleichzeitig irgendwie beliebig, uninteressant, unprofessionel, unmotiviert. Und schon wieder soll man gleich am Anfang mit dem Flirten beginnen und schon wieder sind diese Flirts so cringey, dass ich mir das nicht mal als Option durchlesen möchte. Dann erfahre ich mehr über seine Hintergrundgeschichte. Aber anstatt hier wirklich einen Drive zu entwickeln, geht es - zumindest am Anfang - wieder nur um die Geschichte eines verlorenen Partners.

Ich hätte hier gerne Charaktere, die wirklich wissen, was sie tun. Die einen Plan haben oder eine größere Motivation als "Mein bester Freund Hubert ist vor 300 Jahren irgendwo verschollen." Und ich hätte gerne Konflikte oder Spannungsfelder. Mir ist das alles zu sehr auf zwischenmenschliche Beziehungen ausgelegt. Es gibt in meinen ersten 40 Stunden hier keine offensichtliche Bedrohung, keine politischen Konflikte, die über das Persönliche hinausgehen oder irgendwie mal kurz "den Krieg von damals" referenzieren. Keine Klingonen, keine Borg, kein galaktisches Imperium, kein Haus Irgendwas, keine Revolutionen.

Die einzigen, die in meinem Spiel bisher so etwas wie Bedrohung ausstrahlen, sind die Weltraumpiraten. Mit denen hatte ich im Rahmen einer Quest jetzt auch schon ein bisschen mehr zu tun. Aber auch die sind wieder in Wirklichkeit gar nicht so üble Typen, die außerdem auch wieder recht kindisch geschrieben sind.

Also ich hoffe, das bessert sich noch, denn sonst werde ich wohl mitten im Spiel irgendwann einfach auf einen ultimativ bösen Charakter umschwenken. Es gibt hier kaum Möglichkeiten, so etwas wie "chaotisch gut" oder "chaotisch böse" oder "neutral" zu spielen. Das Spiel will fast immer, dass man "rechtschaffend gut" spielt und gleichzeitig seine Companions links und rechts anflirtet und über irgendwelche alten Beziehungskamellen diskutiert. Nur interessiert mich das persönlich überhaupt nicht.

Ich habe mir eher Star Trek-Writing der alten Schule erwartet. Also vielleicht nicht super-edgy a la Cyberpunk, aber zumindest gehaltvoll, immer durch etwas Größeres motiviert, manchmal philosophisch. Aber das Spiel verkommt hier leider immer mehr einfach eine LARP mit einem rechtschaffend guten Dungen Master, der nicht weiß, wie man interessante Dialoge schreibt. Vielleicht hätte ich vor 2 Wochen nicht noch einmal Planescape: Torment durchspielen sollen. Da haben die vor 25 Jahren schon gewusst, wie man eine richtig interessante Geschichte erzählt.

Wie gesagt, das Spiel selber mit seiner Erforschung, den Schiffen, den Systemen, das macht mir noch immer sehr viel Spaß. Und hoffentlich werden die Quests noch interessanter. Aber im Moment sinkt meine Motivation leider ziemlich. :(

Wie war euer Eindruck? Bessert sich das noch später im Spiel?


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