Thema:
Anders formulieren flat
Autor: the_korben
Datum:08.09.23 19:50
Antwort auf:Tacheles: Der erhoffte Überknaller ists nicht geworden? von denda

Für mich ist es bisher ein ziemlicher Knaller, aber ich lasse mein endgültiges Fazit noch offen. Was die negativ aufgeladene Grundstimmung betrifft, muss ich aber zustimmen. Irgendwie fühlt es sich in diesem Thread gerade etwas seltsam an.

Die Steam-Foren zu Starfield sind auch ein Hort der unglaublichen Negativität - natürlich nicht mit dem Niveau der Kritik hier zu vergleichen, aber schon sehr krass. Aber vielleicht ist das bei großen Titeln im Moment generell so ...

Ich verstehe ehrlich gesagt nicht ganz, warum das Spiel so starke Reaktionen hervorbringt, aber wie schon weiter unten erwähnt, habe ich auch vom Marketing nix mitgekriegt, konnte also auch gar nicht irgendwie enttäuscht werden.

Habe da jedenfalls aber zwei Theorien:

1.) Im Moment kommt so viel krass gutes Zeug raus, das fördert natürlich die Lagerbildung, weil kaum jemand die Zeit (oder manchmal auch das Geld) hat, um sich alle Top-Titel zu leisten. Und man will ja die richtigen Entscheidungen treffen. Wer also lieber dann doch nicht Starfield spielen will obwohl das eigentliche Interesse schon da ist, versucht dafür natürlich genug vernünftige Gründe zu finden.

Das trifft klarerweise hier bei vielen aber nicht zu, denn viele kritische Stimmen im Forum haben das Spiel auch schon gut auf Herz und Nieren geprüft.

Daher hier meine zweite Theorie:

2.) Wir sind alle schon ein verwöhnter Haufen und können oder wollen uns auf Spiele und ihre (atavistischen) Eigenheiten vielleicht gar nicht mehr so oft einlassen. Alles, was am Hochglanz-Design vorbeischrammt - sei es wegen schlechter Menüs, umständlicherer Steuerung, Ladebildschirme und Fake-Open-World, Grafikelemente - wird negativ wahrgenommen.

Ich glaube, das ist auch der Knackpunkt bei Starfield. Wer mit den Macken umgehen kann, kann hier sein Spiel des Jahres finden. Macken und ein unglaubliches Spieleerlebnis haben sich ja noch nie ausgeschlossen. Wenn einen aber die Macken mittlerweile so stark stören, weil man ausschließlich Hochglanz gewohnt ist, funktioniert das nicht mehr.

Bei mir ist das - für mich persönlich: zum Glück - nicht so. Ich spiele ja auch noch immer regelmäßig PC-Spiele aus den 90ern und liebe es noch immer, alte Perlen von damals zu entdecken, die ich vielleicht ausgelassen habe. Und damals hatten die alle Macken. Oder: ich zocke z. B. auch viele Wargames oder kompexe Strategietitel, die teilweise selbst in ihren modernen Varianten Scheiß-Grafik und unpackbare Interfaces haben. Und trotzdem liebe ich es, weil es für mich trotzdem so immersiv sein kann, sobald ich die Systeme verstehe.

Aber ich glaube echt, dass ich da mittlerweile stark in der Minderheit bin, weil die Erwartungen an Spiele und all ihre Teilelemente so stark gestiegen sind. Ist ja bei anderen Medienbereichen auch nicht anders. Ich bin da wohl einfach nicht mehr repräsentativ. Wenn ich gerne in den alten Schwarze Auge-Spielen oder in Planescape: Torment versinke, natürlich ist dann Starfield eine technische Offenbarung und die Kack-Steuerung fällt mir dann auch nicht wirklich auf. ;)

Fazit: Wenn die Leute kritisieren wollen, sollen sie kritisieren, das ist ja legitim. Aber ob dann für den Einzelnen ein tolles Spieleerlebnis dabei rauskommt, ist davon eigentlich unabhängig und deswegen ist es auch ein bisschen schade, wenn man z. B. diesen Thread dann nur mit Bekundungen füllen würde, warum das Spiel denn objektiv schlecht sein soll.

Aber vielleicht sollte man die Sache so formulieren: ist Starfield ein komplexes RPG alter Schule geworden, in dem man schön versinken kann? Ja, jippie! Ist es ein unglaublich gutes Spiel geworden? Das hängt vom Spieler/von der Spielerin ab. Ist es ein wirklich zeitgemäßer 2023-Blockbuster geworden und State-of-the-Art? Vielleicht nicht, wie es scheint.

Alles natürlich nur mein Senf. ;)


----------------------
Gesendet mit M! v.2.7.0


< antworten >