Thema:
Re:Die erwachsene Antwort zu dem Thema flat
Autor: JPS
Datum:22.02.23 11:32
Antwort auf:Re:Die erwachsene Antwort zu dem Thema von Killersepp

>>>TL;DR: Nein, niemand ist ein schlechter Mensch, weil er HP Legacy spielt - aber die Bedenken der trans-Community sind durchaus nachvollziehbar, und deren Gefühle sollten bei dem Thema Vorrang haben.
>>
>>Welche Bedenken? Dass eine Person mit ein paar Prozent am Gewinn/Umsatz beteiligt ist, deren Einstellung fragwürdig ist?
>
>Es geht nicht primär darum, Joanne finanziell zu schädigen
>Allerdings muss man sie auch nicht noch reicher machen.


Wenn das aber nicht der primäre Punkt ist, was ist dann dieser primäre Punkt?

Primär schädigst Du mit einem Boykott doch den Publisher und dessen Mitarbeiter. Die Entscheidung für die Entwicklung dieses Spiels und die Verwendung der Lizenz haben davon nur einige wenige Personen getroffen.

>Das Ziel ist vielmehr, ein Zeichen zu setzen. Das magst du als "Virtue Signaling" abtun - aber wenn sich  die vielen, prominenten Streamer, welche sich als "Allies" sehen, das Spiel geschlossen boykottiert hätten, dann hätte die TERF-Bewegung zumindest im UK schon einen Dämpfer erfahren.

Ist das Ziel also die Publisher zu erziehen, dass sie künftig keine Lizenzen mehr verwenden, an denen eine fragwürdige Person mitverdient?

Und warum sollen prominente Streamer geschlossen eine solche Aktion durchführen, wenn sie diese Einschätzung selbst gar nicht teilen, sondern dazu gedrängt werden?

Damit sind wir doch dann schon wieder weit über einen Aufzeigen von Missständen oder einen passiven Boykottaufruf hinaus und es geht doch darum anderen Menschen den eigenen Willen aufzudrängen und sozialen oder finanziellen Druck auf sie auszuüben. Man ist nur ein "guter" und weiterhin unterstützenswerter Streamer (von Dir "Ally" genannt), wenn man den Boykott mitmacht.

Und das an einen willkürlichen Stelle, während man selbst an zig anderen Stellen ähnliche Missstände in Kauf nimmt und mit seinem eigenen Konsum fördert.

>Es gibt keinen ethischen Konsum im Kapitalismus. Das ist unzweifelhaft war, aber auch kein Freifahrtschein. Und vor allem: Lebensmittel braucht man zum, naja, Leben; und Smartphones de-facto mittlerweile auch (selbst in Deutschland ;). Wir reden hier aber von einem Videospiel, also einem absolutem Luxusgut. Und es gibt jede Menge anderer Spiele.

Einerseits schon, andererseits gibt es bei "Kunst" nie eine komplett gleichwertige Alternative. Wenn Du Elden Ring nicht spielen kannst, bringt es Dir nichts, wenn Du stattdessen God of War Ragnarök oder Skyrim spielen könntest. Du verpasst trotzdem ein wegweisendes Spiel das von vielen Spielern als GOTY, GOTD oder sogar GOAT eingestuft wird.

Wenn Du das "Harry Potter"-Franchise ansprechend findest, bringt es Dir nichts, wenn Du stattdessen ein Spiel mit "Herr der Ringe"-Lizenz spielen könntest. Du kannst dann auch nicht auf ein anderes Harry Potter Spiel ausweichen, da alle Spiele in diesem Universum dieses Problem aufweisen und keines in vergleichbarer Qualität existiert.

Gerade die Streamer dürften vom Alter zu größeren Teilen in einer Zielgruppe liegen, die mit Harry Potter aufgewachsen ist.

Daher kann man auch Spiele, Filme, Musik und Bücher (also alles was grob unter Kunst fällt) nicht einfach durch Alternativen ersetzen.

Und im Gegensatz zu einem Kunstwerk eines einzelnen Künstlers wie einem Bild, nimmst Du hier als Kollateralschaden für das "Setzen eines Zeichens" in Kauf, das Du hunderte Entwickler schädigst, die jahrelang an einem solchen Projekt gearbeitet haben. Ist das angemessen, wenn Du gleichzeitig an zig anderen Stellen Kompromisse machst?

Wie in einem anderen Thread besprochen, gehören 8,3% von Nintendo inzwischen der Savvy Games Group unter Leitung des saudi-arabischen Kronprinzen Mohammed bin Salman. Denkst Du die Leute die dort an Nintendos Rekordergebnissen mitverdienen sind weniger fragwürdig als die Autorin von Harry Potter oder müsste dann nicht auch alles von Nintendo boykottiert werden? Dazu dann noch alles wo Tencent die Finger im Spiel hat, usw.

[https://www.gamersglobal.de/news/246015/saudi-arabien-wird-groesster-nintendo-aktionaer-ausserhalb-japans]


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