Thema:
7.5/10 flat
Autor: Yasai
Datum:13.12.22 23:30
Antwort auf:The Callisto Protocol von Droog

The Good:

- Minimales Handholding für ein modernes Game nach AAA-Bauart. Selbst als man das erste Mal den GRP (den Telekinese-Handschuh) zum Öffnen eines Zugangs nutzen muss, kommt der Hinweis erst nach 20 Sekunden oder so. Es gibt keine Map, keinen Questmarker - ist auch nicht nötig aber selbst Dead Space hatte sowas.

- ein gutes Maß an optionalen Gebieten, die den Entdeckerdrang etwas anfeuern. Durch den GRP konnten Lootkisten auch mal dort platziert werden, wo kaum ein Spieler mal hinschaut (nach oben) und nicht nur auf dem Boden wie in 99% der Games mit Lootkisten.

- Melee-Combat zusätzlich zum immergleichen aim-and-shoot. Hat sich zwar trotzdem iwann etwas abgenutzt, weil sich die meisten Gegner sehr gleich bewegen aber mir hat es durchgehend Spaß gemacht.

- Der Melee-Combat hält einen bei mehreren Gegnern dazu an, regelmäßig verschiedenen Entscheidungen zu treffen. Beim Ranged Combat samt GRP (dem Telekinese-Handschuh) beschränkt sich das I.d.R. auf besser treffen, low-health targets priorisieren, Raum gewinnen durch Wegrennen und halt ggf. Gegner mit dem GRP zu greifen und zu werfen.
Mit dem Nahkampf gg. Mehrere muss man sich auch taktisch bewegen, um nicht trotz der Dodges getroffen zu werden (zwei Gegner schlagen leicht zeitversetzt, man ist zu nah an der Wand etc.), man kann perfect dodges machen, um sich im Gemenge einen Vorteil zu verschaffen (risk vs. reward), man kann den Block und anschließend den Fußfeger zur Crowd-Control einsetzen, man kann die Heavy Attack als get-off-me/last resort-Move einsetzen. Zudem kann man das Magazin seiner ausgerüsteten Waffe einsetzen, um einzelne Gegner über das QTE schneller zu downen. Natürlich kann man hier auch mal den GRP mit einbinden. Ich fand's cool und mal ne schöne Abwechslung im Genre. Mal schauen, ob Rem4ke da mithalten können wird beim Melee.
Generell kann man sich mit einem Toolset ausstatten, um auch mit einer größeren Zahl sehr aufdringlicher Gegner auf engstem Raum fertig zu werden. Daumen hoch von mir.

- Das Sounddesign und die angespannte Hintergrundkulisse fand ich ziemlich gut gemacht.


The Mid:

- Die Umgebungen sehen ganz gut aus (PS4pro) und das Design ist nicht schlecht und passt auch zumeist, aber hin und wieder fehlt die Kohärenz. Da gibt es den knasttypischen Wäscheraum und dann aber auch iwelche Ventilatoren die ohne erkennbar sinnhafte Funktion fast mitten im Raum Luft von links nach rechts blasen. Insgesamt gab es hier aber mehr Abwechslung als ich erhofft hatte.

- die Story ist klischeehaft und uninteressant, die Character-Performances sind aber ganz gut und die Cut-Scenes können auch was.

- hin und wieder wird nur durch die (gelernten) Erwartungen des Spielers Spannung erzeugt. Einmal lootet man eine Side-Area und auf dem Weg zurück wird man nicht von fiesen Gegnern überfallen, sondern da sind plötzlich ein paar Würmer. Fand ich cool, leider insgesamt zu wenig solche Momente

- Bugs: Gegnerloot verschwindet manchmal nach Autosaves bzw. wenn Gegner unglücklich fallen. Wird wohl gepatcht

- bzw. immersionsbrechendes Design, das ich in dem Genre weitestgehend verzeihen kann: Nicht-aufgenommene Items (Health, Ammo), die vor Kampfsituationen platziert wurden, verschwinden manchmal, sobald man die Situation ohne die Items überstanden hat. Hin und wieder wird der Weg zurück ohne in-game Grund versperrt (Tür plötzlich zu). Gegner, die an Wänden krabbeln scheinen hard-coded und ließen sich mit den GRP nicht fassen.

- es scheint keine Crits zu geben. Ich mag Crits


The Ugly:

- die Lore ist sehr enttäuschend, die Audio-Logs sind einfach schlecht und es gibt keine richtige Dokumente-Lore zu den Hintergründen der Welt wie z.B. Tacoma es ziemlich gut gemacht hat. Klar, es ist ein Gefängnis-Setting aber Starship-Troopers-mäßige Propaganda-Clips auf iwelchen Screens wären schon cool gewesen und hätten die Welt lebendiger gemacht. So wie es ist, ist es zum Einschlafen, auch wenn zumindest die Cut-Scenes gut aussehen.

- forced-walking areas, teils lokal in Kampfarenen. Absolutes No-Go weil sie halt auch einfach unsichtbar sind

- an den schlechten Waffenwechsel habe ich mich nie gewöhnen können. Der Quick-Swap lässt einen nicht die gewünschte Waffe wählen.

- die Bossfights waren ziemlich enttäuschend und wurden teils recyclet

- die Gegnertypen-Varianz ist recht gering und manche der Jumpscare-"Gegner" waren mir zu cheap, weil man i.d.R. nicht ohne Schaden zu nehmen an ihnen vorbei kam.


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