Thema:
Immortality [XBOX/PC/GP] flat
Autor: token
Datum:09.09.22 12:01

So.
Ich sitz hier und weiß irgendwie nicht was ich zu diesem Spiel schreiben soll.
Ich weiß nur, irgendwas muss ich schreiben, denn dass so ein Spiel in so einem Forum keinen Thread hat...das geht so nicht Leude, DAS GEHT SO NICHT!

Ich find's aber echt schwer das Spiel zu beschreiben.

Also fang ich einfach anders an.
Wenn ich gewusst hätte dass Immortality ein Filmspiel ist, ich hätte es wohl nicht mal gestartet. Videoclips abspielen als Spiel? Ich hab mir schon zwei oder drei Sachen angesehen aus Neugierde. War nur schnell klar, fuck this shit. Bandersnatch von Netflix? lol, netter Versuch. Nee, ihr versucht da Ebenen an Unterhaltungsformen zu verweben die man nicht verweben kann.
Aber ich wusste es gütlicherweise nicht.
Hab hier nur mal so quer durchgeklickt, und im Augenwinkel so Metacritic +90 oder so gelesen. Und da ich wegen Tinykin diesen Monat wieder GP abgeschlossen hab, mal rumgescrolled was sich da wieder interessantes angesammelt haben könnte.

Und auf diesem Immortality ist das Wolkensymbol, also die Möglichkeit eines Instastarts ohne Download. Klick. Starten. Es läuft ein Film. Ah, okay, fuck this shit. Aber mal kurz kucken. Ja, die Hauptdarstellerin ist hot. Schön anzuschauen. Was passiert? Worum geht's? Huch, das sind ja Schauspieler die schauspielern können. Ziemlich gut sogar. Aber dann auch, huch, die Szenen, die einem irgendwie Fragmente von irgendwas zeigen, die docken bei mir irgendwo an. Mal aufgrund der Machart die gut ist, mal weil Handlungselemente tatsächlich berühren, unter anderem weil die Schauspieler halt gut sind, aber auch weil's irgendwie Kirmes im Kopf ist und da so ein Bedürfnis entsteht all das irgendwo zu sortieren und zu verstehen.

Kommen wir zur Technik. Klar, es ist ein Mediaplayer, aber man darf dennoch erwähnen, die Navigation läuft jederzeit flawless, und dass es auch geht jederzeit die Abspielrichtung zu drehen und auch das so flawless funktioniert wie bei einer Schallplatte (auch die jüngeren unter uns dürften sich noch an diesen satanistischen Kniff erinnern) find ich schon bemerkenswert cool gemacht.
Und hinter diesen Filmen steckt einfach ein Spinnennetz von Sprungpunkten, wo man eine Szene stoppen kann und so eine Person oder einen Gegenstand markieren kann, und so in eine andere Szene geworfen wird, die diese Person oder einen ähnlichen Gegenstand enthält.

Und mehr will man eigentlich nicht verraten weil sich irgendwie alles nach Spoiler anfühlt, weil eben dieser Prozess da drin zu versinken und Dinge zu entdecken und zu verbinden genau das ist was auch maßgeblich die Faszination des Spiels trägt.
Es ist aber auch eh nicht einfach zu beschreiben weil es wirklich viele Ebenen gibt wo irgendwie was in deinem Kopf passiert. Seien es die Ebenen der Schnipsel wo es bspw. nicht nur Takes sondern auch Proben und eben noch anderes gibt, wo es bspw. die Rolle aber eben auch den Menschen hinter der Rolle gibt. Und das nur als ein Beispiel. Oder das Interface wo man seinen way of the ninja sucht, wie ein Detektiv, und auch mechanisch Dinge entdecken kann, aber eben auch der strategische Umgang mit dem Content auch Erkenntnisebenen enthält. Das Spiel jongliert auch komplett bewusst und gezielt mit dieser Vielfalt an Ebenen, auch als Spiel selbst, als Beispiel etwa wenn eingeblendete Musik die untermalt nicht aus der Filmszene kommt, sondern sich auf der Metaebene des Spiels direkt an dich als Spieler richtet.

Je länger ich das spiele desto mehr Respekt bekomme ich davor wie das alles aufgebaut ist, und bin auch fasziniert darüber dass sowas tatsächlich funktioniert, verstehe aber auch nicht so recht, wie es das hinkriegt. Phasenweise hab ich auch gedacht, das ist Zufall, aber dann gibt es auch Aspekte die sind so gezielt aufgebaut, dass ich wieder denke, chapeau motherfuckers, chapeau!

Jaja, blablabla, whatever.
In kurz, für mich ist das die spannendste Spiel seit Outer Wilds, weil es irgendwie was probiert, wovon man normalerweise die Finger lässt weil es verprobte Konzepte hinter sich lässt, damit hohe Risiken eingeht, das Experiment dann aber auch verdammt gut nagelt.

Damit ist es als quasi Ausstellungsstück allein schon auf der Metaebene "Was kann man mit diesem Medium machen und wie funktioniert das" für Menschen die ein allgemeines Interesse an Videospielen haben schon ziemlich spannend.
Aber noch cooler ist es natürlich wenn das was es tut auch im Kopf connecten kann. Und da glaube ich schon das ist eine love it or hate it Nummer, aber zumindest Leuten die bspw. Regisseure und Filme mögen die mit deinen Synapsen Achterbahn fahren, auch wenn sowas immer auch ein Stück weit sperrig ist, würde ich mit _Nachdruck_ empfehlen sich Immortality mal anzusehen und da auch nicht nach 5 Minuten wieder einzupacken, sondern versuchen reinzukommen. Wenn es dann anfängt zu klicken kann es da stellenweise auch zu geilen Gänsehautmomenten kommen, und zwar nicht metaphorisch, da steht wirklich der noch vorhandene Haarwuchs stramm!


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