Thema:
Re:Gervais transphob? Ernsthaft jetzt? flat
Autor: tHE rEAL bRONCO 2ND
Datum:11.08.22 12:35
Antwort auf:Re:Gervais transphob? Ernsthaft jetzt? von deros

>>Aber das ist doch letzten Endes doch auch ziemlich ermüdend, oder?
>
>Ich weiß nicht worauf sich "das" bezieht. Ob es ermüdend ist, dass Menschen, die von der Masse bejubelt ein Vermögen verdienen, die Opferrolle mimen? Ja, das ist es tatsächlich.


"Das" habe ich darauf bezogen, dass bei Formulierungen, die nicht der idealen neuzeitlichen Beschreibung von Personengruppen entsprechen, reflexartig der Sender "angegriffen" wird und die eigentliche Botschaft in den Hintergrund rückt. Wirkt auf mich wie Grammatik- und Rechtschreibfehler in Postings, die von Usern angesprochen werden und der eigentliche Inhalt dadurch in den Hintergrund rückt um die Meinung aufgrund dieser Fehler herabzuwürdigen. Keiner ist perfekt und dies jedes Mal zu kommentieren muss imo einfach nicht sein.

Daher glaube ich auch, dass wir da ein wenig aneinander vorbei reden :-)

>>Wenn dann bereits fünf Minuten nach meinem Beitrag mit Kampfbegriffen um sich geworfen wird (deadnaming kannte ich bis dahin übrigens nicht mal), dann führt das zumindest bei mir immer mehr dazu, über dieses Thema gar nicht mehr schreiben oder diskutieren zu wollen. Weil eben der eigentliche Inhalt auf der Strecke bleibt. Werde ich in Zukunft wohl ebenso handhaben wie mit Politik und Religion - einfach nichts dazu posten.
>
>Weder Deadnaming noch Misgendering sind Kampfbegriffe. Das sind schlicht und ergreifend zwei Begriffe, die zwei Punkte beschreiben unter denen Transmenschen mitunter am meisten leiden.


Siehe meine Rückmeldung im Absatz oben. In diesem Kontext (sprich: mein Beitrag und die Reaktionen darauf) empfinde ich die genannten Begriffe durchaus als Kampfbegriffe. Denn dadurch wird etwas impliziert, das vom eigentlichen Inhalt - ob unabsichtlich oder absichtlich - ablenkt. Der Sender wird in eine Ecke gedrängt, der Inhalt bleibt auf der Strecke. Daher muss man imo auch zwischen zwei Ebenen unterscheiden:

1) Der Einsatz dieser Begriffe um gesellschaftliche Missstände zu beschreiben (so wie du es geschrieben hast: Transpersonen leiden darunter)

2) Der Einsatz dieser Begriffe im Diskurs: Darunter fällt der Subthread zu James/Stephanie Sterling.

>Es ist schlichtweg die Realität. Es gibt Studien nach denen über 80% aller Transmenschen über Suizid nachdenken. Über 40% haben Suizidversuche hinter sich. Besonders hoch sind die Zahlen unter jungen Menschen. (Diese Zahlen sinken dramatisch nach einer erfolgreichen Transition). Es gibt wenig Menschengruppen, die so sehr gefährdet sind wie Transpersonen und die so sehr unter gesellschaftlicher Ausgrenzung und böswilligen Mythen leiden, die über sie verbreitet werden. In Ländern wie Großbritannien und den USA wird die Meinungsmache gegen sie und sogar die ganz explizite gesetzliche Ausgrenzung immer weiter zugespitzt.

Siehe oben. Sofern die Studien stimmen (kann ich nicht verifizieren, dazu müsste ich googlen und darauf habe ich keine Lust), und das glaube ich dir auch ohne Recherche, ist dagegen auch nichts zu sagen. Das ist wohl so und es ist nicht gut. Aber das war ja eigentlich nicht das Thema.

>Es tut mir Leid, dass ich dann Leuten wie Gervais nicht verzeihen kann, dass er mit seinem Humor genau diese Klischees gegen Transmenschen wiedergibt und gewollt oder ungewollt auf eine weitestgehend wehrlose Gruppe heruntertritt. Mit der Wiederholung etwas vermeintlich "Verbotenes" nicht nur sagbar, sondern auch salonfähig macht. Salonfähiger als es ohnehin schon ist.

Fair enough.

>"Oh, women!" he starts. "Not all women, I mean the old-fashioned ones. The old-fashioned women, the ones with wombs. Those fucking dinosaurs. I love the new women. They're great, aren't they? The new ones we've been seeing lately. The ones with beards and cocks. They're as good as gold, I love them. And now the old-fashioned ones say, 'Oh, they want to use our toilets.' 'Why shouldn't they use your toilets?' 'For ladies!' 'They are ladies — look at their pronouns! What about this person isn't a lady?' 'Well, his penis.' 'Her penis, you fucking bigot!' 'What if he rapes me?' 'What if she rapes you, you fucking TERF whore?'"
>
>Mag für dich witzig sein. Für andere Menschen ist es ein Faktor, der dazu beiträgt, dass sie in den Tod getrieben werden. Mag für dich überspitzt klingen, nicht nachvollziehbar, ist aber leider für viele Menschen kalte Realität, die sich im Leben allein gelassen sehen, die sich selbst von der engsten Familie nicht verstanden oder gar verstoßen fühlen und die dann auch noch zur Zielscheibe von beißenden Spott und absolut böswilligen Sexualstraftäterunterstellungen werden.


Finde ich nicht lustig, um ehrlich zu sein. Das ist nicht meine Art von Humor. Aber Gervais hat noch mehr zu bieten als diese plumpe Art der Comedy. Naja, anderes von ihm ist auch plump aber zumindest trifft das dann meinen Humor deutlich besser. Z.B. The Office und seine legendären Oscar/Golden Globe-Tiraden.


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